Arbeitsmarkt Ingenieurmangel – nur ein Sommermärchen?

Der Mangel an Elektroingenieuren scheint die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft akut zu bedrohen. Erst vergangene Woche nannte der VDE die Zahl von 100.000 E-Ingenieuren, die in den kommenden Jahren fehlen werden. Doch diese Zahlen werden stark angezweifelt.

Bitte einzutreten: Laut einer Prognose von VDI und VDE werden Elektroingenieure in den kommenden Jahren händeringend gesucht werden. Sind arbeitslose Ingenieure deshalb nur seltene Einzelfälle oder stimmt das Gesamtbild nicht?
Bitte einzutreten: Laut einer Prognose von VDI und VDE werden Elektroingenieure in den kommenden Jahren händeringend gesucht werden. Sind arbeitslose Ingenieure deshalb nur seltene Einzelfälle oder stimmt das Gesamtbild nicht?
(Bild: / CC0)

Deutschland benötigt im Zeitraum von 2016 bis 2026 rund 100.000 Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik mehr, als hierzulande ausgebildet werden.“ Meldungen wie diese sorgen in der ELEKTRONIKPRAXIS immer für eine Welle hochemotionaler Leserzuschriften. Dr. Lutz Gabler, Inhaber eines Ingenieurbüros in Duisburg, spricht stellvertretend für viele Leser im Hinblick auf den Ingenieurmangel von einem „neuen Sommermärchen“.

Gabler berichtet aus eigener Erfahrung: „Wenn ich mich auf der Suche nach neuen Kunden ans Telefon hänge, höre ich immer die gleichen Antworten: Ingenieurleistungen? Nein danke, wir müssen unsere eigenen Leute auslasten. Entwicklung und Innovation? Da steht bei uns in absehbarer Zeit nichts an. Neue Produkte? Wir müssen erst mal genug von den bestehenden verkaufen.“

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Andere Leser haben für die Zahlen der Verbände nur Spott übrig: „Wieso muss ein Ingenieur dann 14 Monate nach einer Stelle suchen und verdient dann nur soviel wie ein guter Facharbeiter?“, meldet sich ein anonymer Teilnehmer im Leserforum der EP zu Wort.

Für den VDI, den Verein Deutscher Ingenieure, der in Kooperation mit dem VDE die jüngste Arbeitsmarktstudie des Kölner Instituts für Wirtschaft (IW) über Elektroingenieure in Auftrag gegeben hat, sind das Einzelschicksale. Nach Auskunft des VDI standen im zweiten Quartal 2016 insgesamt 69.2000 offene Ingenieursstellen (über alle Ingenieursdisziplinen hinweg) 28.000 arbeitslosen Ingenieuren gegenüber. Im Bereich Energie- und Elektrotechnik habe man in diesem Zeitraum 14.050 offene Ingenieursstellen ermittelt.

Also eigentlich Vollbeschäftigung. Das schließe jedoch „Einzelschicksale“ nicht aus, so Marco Dadamo, der Pressesprecher des VDI. Die Gründe dafür seien in Umständen verschiedenster Art zu suchen, darunter möglicherweise mangelnde Flexibilität auf Seiten der Arbeitssuchenden oder zu hohe Gehaltsvorstellungen.

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