Deutschland ist innovativste Nation der Welt
Sechs Jahre lang galt Südkorea nach dem „Bloomberg Innovation Index“ als innovativste Nation der Welt. Nun hat sich Deutschland in die Spitze geschoben: Gründe dafür sind unter anderem höhere Ausgaben in Forschung und Entwicklung, die Dichte an High-Tech-Firmen sowie die Zahl der Patentanmeldungen.

Regelmäßig werden Warnrufe laut, Deutschland drohe, technologisch den Anschluss an den Rest der Welt zu verlieren – sei es bei der Erforschung und Anwendung künstlicher Intelligenz, in den Bereichen Digitalisierung, 5G- und IoT-Ausbau oder anderen Themen.
Geht es dagegen nach dem Bloomberg Innovation Index, zeichnet sich ein komplett anderes Bild: Die Wirtschaftsnachrichtenagentur führt Deutschland für das Jahr 2019 als die weltweit innovationsstärkste Nation auf – vor Südkorea, das zuvor diesen Platz sechs Jahre in Folge für sich beanspruchen durfte. Zuletzt hatte Deutschland diese Position im Jahr 2013 inne. Auf den weiteren Plätzen folgen Singapur vor der Schweiz, Schweden, Israel, Finnland und Dänemark. Die USA fallen auf den neunten Platz zurück, Frankreich landet auf Rang 10.
Deutliche Fortschritte bei Forschung und Entwicklung
In ihrem inzwischen zum achten Mal in Folge publizierten Innovations-Ranking ermittelt Bloomberg aus diversen Kriterien sieben Metriken, die in ihrem Zusammenspiel die Innovationsstärke einer Nation darstellen sollen: Die Intensität der Forschung und Entwicklung (R&D Intensity), Herstellungsleistung mit zusätzlichem Mehrwert (value-added manufacturing), Produktivität, Dichte an High-Tech-Unternehmen (High-Tech Density), Effizienz der tertiären Aus- und Weiterbildung (tertiary efficiency), an Forschung tätigem Personal, gemessen am Anteil der Bevölkerung (Researcher Concentration); sowie die Zahl der Patentanmeldungen, Patentbewilligungen und im Markt durchgesetzten Patente (Patent Activity).
Gerade im Bereich der Forschung und Entwicklung hat Deutschland dabei laut Innovationsindex einen entscheidenden Schritt nach vorne gemacht. Dabei wirkt sich am stärksten aus, dass von den 20 Unternehmen, die weltweit am meisten Geld in F&E gesteckt haben, allein vier aus Deutschland kommen: Volkswagen, Daimler, Siemens und Bayer. Auch die Tatsache, dass die deutschen Automobilhersteller inklusive Volkswagen und BMW hohe Summen in den Ausbau von Elektromobilität und autonomes Fahren investieren, wirkt sich positiv auf das Ranking aus. Weltweit liegt Deutschland in der Kategorie R&D Intensity auf dem achten Rang.
Weltweit führend bei Herstellung, High-Tech-Dichte und Patenten
In drei der sieben Kategorien kann sich Deutschland sogar weltweit zu den Top 5 zählen: value-added manufacturing (Rang 4), High-Tech Density (Rang 3) und Patent Activity (3). Bei der Herstellungsleistung schneidet vor allem der deutsche Maschinen- und Anlagenbau besonders gut ab. „Der deutsche Maschinenbau ist immer noch extrem wettbewerbsfähig und eine gute Basis für weitere Innovationen“, zitiert Bloomberg Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der ING. „Deutschlands Performance in den untersuchten Kategorien ist immer noch sehr stark und viel besser, als die jüngste Konjunkturschwäche möglicherweise andeutet.“
Darüber hinaus hatten sich Siemens und Bosch 2019 weltweit an der Spitze etabliert, was die Anmeldung und den Erhalt von Patenten in Zukunftsmärkten wie künstlicher Intelligenz betrifft.
Deutschland kam im Ranking zugute, dass Südkorea 2019 enorm an Produktivitätsleistung eingebüßt hat und dort auf Rang 29 zurückgefallen ist. Ursachen liegen hier unter anderem an einem Einbruch des dortigen Halbleitermarkts, was zu einem Großteil am Preisverfall von Speicherbausteinen liegt, sowie einem schwelenden Handelskonflikt mit Japan, einem der wichtigsten asiatischen Handelspartnern des Landes. Allerdings belegt Deutschland selbst in der Produktivität mit Platz 18 nicht gerade eine Vorreiterrolle.
Sorgenkind Aus- und Weiterbildung
Nicht in allen Bereichen gibt es Anlass zur Freude: Im Bereich der Aus- und Weiterbildung (tertiary education) schneidet Deutschland mit Platz 26 vergleichsweise schwach ab. „Die deutsche Regierung wäre gut beraten, den anhaltenden Finanzüberschuss zu nutzen, um in Deutschlands Rolle als Innovator zu investieren und diesen zu sichern", warnt Brzeski.
Auch falle Deutschlands Innovationskraft deutlich zurück, wenn es um Bereiche abseits der Automobil- und Maschinenbauindustrien gehe. Im Service-Sektor beispielsweise reiche es nicht für einen Spitzenplatz im Innovation-Ranking.
Bloomberg hat für sein Ranking 200 Volkswirtschaften anhand diverser Metriken in sieben Kategorien auf ihre Innovationskraft untersucht und in einer Skala von 0-100 eingestuft. Nationen, die für mindestens sechs Kategorien keine Daten meldeten, wurden aus dem Listing entfernt, weswegen eine Liste von 105 Volkswirtschaften übrig blieb. Von diesen publiziert die Wirtschaftsnachrichtenagentur alljährlich die Top 60.
:quality(80)/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1541500/1541598/original.jpg)
Digitalisierung steigert Innovationsfähigkeit
:quality(80)/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1417500/1417512/original.jpg)
Fünf Thesen zur Zukunft der Innovation in Deutschland und Europa
:quality(80)/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1356800/1356843/original.jpg)
Forsa-Studie belegt die Bedeutung von Innovations- und Lernkultur
(ID:46325322)