Japan und Südkorea: Droht der nächste Handelskrieg?
Japan hat Beschränkungen auf Exporte von Werkstoffen verhängt, die für die Halbleiter- und Smartphone-Produktion wichtig sind. Die Auflagen treffen insbesondere Südkorea. Die Koreaner drohen deshalb mit Gegenmaßnahmen.
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Zwischen Südkorea und Japan braut sich gerade, vom Westen weitgehend unbemerkt, der nächste Handelskonflikt zusammen. Und auch dieser könnte massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Anfang der Woche gab die japanische Regierung bekannt, dass man die Exporte an Südkorea von speziellen Hightech-Werkstoffen ab dem 4. Juli stärker kontrollieren und einschränken wolle, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die Sonntagsausgabe der japanische Tageszeitung Sankei Shimbun berichtete.
Es geht dabei unter anderem um die Ausfuhr von speziellen Kunststoffen, wie fluorierten Polyimiden, die für Displays von Fernsehgeräten und Smartphones verwendet werden, sowie hochreinem Fluorwasserstoff, der für die Herstellung von Halbleitern unverzichtbar ist. Exporteure müssen ab jetzt für jede Lieferung nach Südkorea eine eigene Ausfuhrerlaubnis einholen, was bis zu 90 Tagen dauern kann.
Gefährdung der Halbleiterproduktion
Bei allen betroffenen Werkstoffen ist Japan marktführend. Halbleiterproduzenten werden hauptsächlich aus Japan beliefert. Andere Lieferanten zu finden ist keine einfache oder schnelle Alternative. Die Maßnahme wird deshalb allgemein als Strafaktion gegen Südkorea gesehen. Insbesondere Samsung, SK Hynix und LG sind auf diese Lieferungen angewiesen.
Der südkoreanische Finanzminister Hong Nam Ki drohte am Donnerstag im südkoreanischem Radio mit Vergeltung und der möglichen „Verhängung entsprechender Maßnahmen“. Südkoreas Handelsministerin Yoo rief dazu auf, die Beschränkungen zurückzunehmen und Gespräche aufzunehmen. Die Regierung in Seoul bemüht sich bislang um eine Beilegung des Streits unter Vermittlung der Welthandelsorganisation (WTO).
Wie Reuters unter Berufung auf die Kyodo News Agency weiter berichtete, erwägt Japan seine Exportkontrollen auf weitere Artikel für Südkorea auszudehnen. Samsung überprüfe gerade Maßnahmen, um die Auswirkungen auf die Produktion zu minimieren, teilte das Unternehmen Reuters mit. SK Hynix lehnte einen Kommentar ab. Das Unternehmen schickte, laut Insiderberichten, am Dienstag einen Brief an seine Kunden, in dem es sagte, es könne kurzfristig mit der aktuellen Situation fertig werden, aber es würde Probleme geben, wenn sich die Einschränkungen hinziehen würden. Auf Dauer wäre die Gewährleistung der Halbleiterproduktion gefährdet.
Ein Jahrzehnte anhaltender Zwist, um Entschädigungen
Auslöser des Streits ist ein Jahrzehnte anhaltender Zwist, um Entschädigungen von südkoreanischen Zwangsarbeitern durch japanische Unternehmen. Japan sieht das Thema mit dem Grundlagenvertrag von 1965 und der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zur Republik Korea als erledigt an. In Südkorea sieht mit dem Vertrag jedoch nur die zwischenstaatlichen Ansprüche geregelt, nicht die Zivilrechtlichen. Im Oktober 2018 entschied der Oberste Gerichtshof von Südkorea, dass der japanische Konzern Nippon Steel & Sumitomo Metall 1 Million Won, umgerechnet etwa 77.000 Euro, an vier ehemalige südkoreanische Zwangsarbeiter als Entschädigung zu zahlen habe.
Es ist nur einer von mehreren Fällen, die in den letzten Jahren auf ähnliche Weise vom südkoreanischen Obersten Gericht entschieden wurden; nach dem es im Mai 2012 entschieden hatte, dass jeder, der von den Japanern während der Besetzung der koreanischen Halbinsel zur Arbeit gezwungen wurde, Löhne, die nicht gezahlt worden waren und Entschädigung für erfahrenes Leid einklagen könne. In den Augen Japans ist das eine ungerechtfertigte Provokation, entsprechend empört reagierte die japanische Regierung und drohte das Urteil vor dem Internationalen Gerichtshof anfechten zu wollen. Die Beziehung zwischen Japan und Südkorea ist sind seitdem sehr angespannt. (Mit Material von Reuters)
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