Serie Projekt-Management, Teil 2 Wann welches Vorgehensmodell Sinn macht
Wie wird ein Projekt im Ablauf organisiert? Auf der Suche nach dem passenden Phasen- und Vorgehensmodell.
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Einer der wichtigen Agendapunkte des Take-off-Workshops (Serie Projekt-Management, Teil 1: Der Take-Off-Workshop) ist die Erarbeitung der Projektorganisation. Unter Projektorganisation wird dabei sowohl die Ablauforganisation verstanden, also z.B. wie das Projekt in einzelne Phasen unterteilt wird oder welche Hauptmeilensteine im Projekt definiert werden, sowie die Aufbauorganisation.
Für die Aufstellung der Ablauforganisation stehen eine Reihe von klassischen bis agilen Phasen- und Vorgehensmodellen zur Verfügung. Wer jetzt meint, dank eines im Unternehmen oder vom Kunden vorgegebenen Modells ein leichtes Spiel zu haben, irrt leider. DieTücken kommen spätestens beim Tailoring. Für alle anderen gilt es, zunächst ein geeignetes Phasenmodell bzw. Vorgehensmodell zu finden.

Ein Phasenmodell gruppiert logisch und zeitlich verknüpfte Projektvorgänge in einzelne Projektphasen, die durch Meilensteine getrennt werden. Meilensteine dienen u.a. dazu, festzustellen, ob und wann eine Projektphase als abgeschlossen gelten kann. Ein Vorgehensmodell beinhaltet üblicherweise ein Phasenmodell, definiert dazu aber noch weitere Regeln und Vorgaben, wie zum Beispiel ein Rollenmodell, Dokumentvorlagen und Checklisten sowie Methodenbeschreibungen.
Wasserfallmodell, V-Modell, Scrum: Von klassisch bis modern

Ein Beispiel für Phasen- und Vorgehensmodelle ist das klassische Wasserfallmodel. Es gibt einen stringenten Ablauf von fünf Phasen vor. Das Risiko liegt hier bei allen größeren Projekten darin, dass Fehler erst sehr spät erkannt werden, sprich: während der Tests, wenn Design und Implementierung im schlimmsten Fall bereits abgeschlossen sind.
Nur bei wenigen Projekten, zum Beispiel bei Projekten mit einem Aufwand von nur wenigen Personentagen und fest vorgegebenen Anforderungen ist das klassische Wasserfallmodell noch das Mittel der Wahl. In den meisten Fällen ist es jedoch nicht mehr adäquat.

Viele Vorgehensmodelle, die für große und komplexe Projekte geeignet sind, orientieren sich am sogenannten V-Modell. Mit der frühzeitigen Definition der Testfälle verfolgt man das Ziel, das Projektrisiko zu minimieren und gleichzeitig die Software-Qualität und die Transparenz im Projekt zu erhöhen. Im Idealfall wird dieses Phasenmodell in mehreren Durchläufen (Iterationen) durchschritten, bei denen das zu erstellende System Schritt für Schritt (inkrementell) entwickelt wird.
Agile Vorgehensweisen wie SCRUM gehen von der Grundannahme aus, dass Entwicklungsprojekte so komplex sind, dass sie im Voraus nicht bis ins Detail geplant werden können. Es ist daher besser, ein Team organisiert sich in einem gewissen Rahmen selbst und übernimmt Verantwortung für die Fertigstellung der einzelnen Ergebnisse. Aus Sicht der Phasenmodelle wird in SCRUM das zeitliche Vorgehen im Projekt in kurze Iterationszyklen (den sogenannten „Sprints“, meist ca. 30 Tage) unterteilt und regelmäßig mit Feedback des „Product Owner“ am Ende eines Sprints gepaart.
Welche Art von Phasen- und Vorgehensmodell zum Einsatz kommt, hängt letztlich von den Eigenschaften des Projektes und auch vom Auftraggeber ab. Handelt es sich um eine Entwicklung mit sicherheitskritischen Funktionen, so wird sich das Vorgehen am V-Modell orientieren. Bei umfangreicheren Projekten wird man zudem in mehreren Durchläufen die einzelnen Phasen des V-Modells durchlaufen, um so das System Schritt für Schritt zu entwickeln und Probleme möglichst frühzeitig zu identifizieren.
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