Carl Benz: Der Vater des Automobils Ein Rückblick auf das 1886 patentierte erste Fahrzeug mit Gasmotorenantrieb
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Wir blicken zurück auf die Geschichte hinter dem ersten motorisierten Fahrzeug: Am 29. Januar 1886 reichte Carl Benz sein Patent für ein "Fahrzeug mit Gasmotorenantrieb" beim kaiserlichen Patentamt in Berlin ein und wurde damit zum Vater der Automobile mit Verbrennungsmotoren.

Vor fast auf den Tag genau 136 Jahren, nämlich am 29. Januar 1886, reichte Carl Benz sein Patent für ein „Fahrzeug mit Gasmotorenantrieb“ beim kaiserlichen Patentamt in Berlin ein und gilt damit als der Vater der Automobile mit Verbrennermotoren. Das im November 1886 schließlich auch amtlich anerkannte Patent ist inzwischen sogar Weltkulturerbe, und zwar im Bereich des Weltdokumentenerbes „Memory of the World“, bei dem die UNESCO wichtige historische Dokumente in Schriftform, aber auch Ton- und Filmdokumente digitalisiert und sammelt, um sie für die Nachwelt zu bewahren.
Das originale, auf dem Patent basierende, dreirädrige Gefährt mit dem Namen „Patent-Motorwagen Nummer 1“ baute er im Jahr 1885 – ein Nachbau ist heute im Deutschen Museum in München zu bewundern. Wir blicken zurück auf die damalige Technik und deren Weiterentwicklung bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs und gehen auch kurz auf die Fusion zwischen Benz und Daimler im Jahr 1926 ein.
Der Beginn des Automobilzeitalters: Carl Benz und sein Patent-Motorwagen Nummer 1
Schon im Jahr 1879 hatte Carl Benz einen Zweitakter-Motor mit einem einzelnen Zylinder entwickelt, der ihm einen geschäftlichen Erfolg bescherte. Benz gründete daraufhin, auch da seine Bank eine passende Unternehmensart forderte, im Jahr 1883 die „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik“ in Mannheim. Mit der gesicherten Finanzierung hatte Benz die Mittel, sich auch um ein Wunschprojekt zu kümmern: ein motorbetriebenes Fahrzeug. Genau dieses Fahrzeug ist der Patent-Motorwagen Nummer 1, den Benz im Jahr 1885 fertiggestellt hatte. Dabei kommt anstatt des ersten erfolgreich entwickelten Zweitakters ein neuer Viertaktmotor (ebenfalls mit einem einzigen Zylinder) zum Einsatz. Der Motor war liegend im Motorwagen eingebaut und hat eine Wasser-/Thermosiphon-Verdampfungskühlung. Für die Zündung des Benzingemischs sorgt eine Hochspannungs-Summer-Zündung. Der Hubraum des Motors hat eine Größe von 954 cm³.
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Nachdem Benz selbst die Leistung des Viertakters auf etwa zwei Drittel Pferdestärken schätzte und die Drehzahl mit etwa 250 Umdrehungen pro Minute angab, wurde später eine etwas größere Leistung von 0,75 PS (0,55 Kilowatt) sowie 400 Umdrehungen pro Minute gemessen. Der Motor war für damalige Verhältnisse als sehr schnell einzuordnen. Die erste durch Zeitungen dokumentierten Fahrten mit dem Motorwagen fanden im Juli des Jahres 1886 statt, allerdings versicherte Bertha Benz, die Ehefrau von Carl Benz viele Jahre später, dass es bereits im Sommer 1885 eine erste erfolgreiche Probefahrt gab.
Bertha Benz und die Frühzeit der Automobilentwicklung
Carl Benz verbesserte die Motoren und seine Motorwagen nach und nach, und es ist wohl der Abenteuerlust von Bertha Benz zu verdanken, dass die Öffentlichkeit schon frühzeitig ein Bewusstsein über die Praxistauglichkeit entwickeln konnte. Denn sie fuhr im Jahr 1888, ohne dies mit Carl Benz vorher abzustimmen, zusammen mit ihren Teenager-Söhnen Eugen und Richard eine Strecke von 180 Kilometern. Dabei fuhren sie im Benz Patent-Motorwagen Nummer 3 von Mannheim aus nach Pforzheim und wieder zurück, allerdings nicht auf den unbedingt kürzesten Wegen. Diese Fahrt einer Frau zusammen mit zwei Kindern sorgte natürlich bei vielen Passanten, die das Gefährt im Einsatz sahen, für Aufsehen. Der Motorwagen und die erfolgreiche Fahrt wurden daraufhin zu einem großen Gesprächsthema, zumal es damals noch kein geeignetes Straßennetz für Automobile gab und der Motorwagen trotzdem diese vergleichsweise lange Strecke augenscheinlich ohne Probleme bewältigte.
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Nicht zuletzt durch die Fahrt von Bertha Benz entstand schon sehr früh eine Nachfrage nach ähnlichen Fortbewegungsmitteln – der Weg für den Start eines Weltkonzerns war somit gepflastert, obgleich es freilich über viele Jahre hinweg noch immer nur die Anfänge einer Entwicklung waren. Im Jahr 1891 lag die Zahl an verkauften Zweitakter-Motoren bei etwa 500 – wohlgemerkt nur die Zahl an Motoren. Von einer großen Automobilfabrik konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede sein, denn bis 1895 hatte Benz insgesamt etwa 270 Fahrzeuge verkauft, im Durchschnitt also gut 50 pro Jahr. Im Jahr 1900 waren es schon mehr als 600, und zwar allein in diesem einen Jahr. Zuvor wurde die Benz & Cie. Übrigens in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, was den wirtschaftlichen Erfolg unterstreicht.
Carl Benz: von Patent-Motorwagen Nummer 1 zum ersten Boxermotor
Benz verbesserte seine Motorwagen seit dem Patent-Motorwagen Nummer 1 immer weiter. Letzterer hatte beispielsweise drei Räder, damit eine vergleichsweise leichte Lenkung durch das vorne einzeln platzierte Rad möglich war. Eine Steuerung von Vier-Rad-Wagen war nämlich nicht problemlos machbar beziehungsweise nur mit einem enormen Kraftaufwand verbunden, um bei dem für Kutschen üblichen Drehachs-Prinzip die gesamte Achse zu bewegen.
Die Lösung fand Benz in Form der Achsschenkel-Lenkung, die er entwickelte und in seinen Patent-Motorwagen Victoria (1893) einbaute. Die Räder sind dabei nicht mehr starr an der tragenden Hauptsache montiert, sondern lassen sich seitlich drehen. Eine parallel hinter der Hauptachse verlegte Querstange verbindet die beiden Räder an einem anderen Punkt als der Hauptachse. Die Querstange kann durch eine verbundene Lenkvorrichtung mit vergleichsweise wenig Kraftaufwand bewegt werden, was wiederum den vertikalen Winkel der Räder verstellt, ohne die Hauptachse mitzubewegen. Somit war es möglich, einen relativ bequem steuerbaren Motorwagen mit vier Rädern zu bauen.
Die Innovationsfreude von Carl Benz, aber auch der Erfolg sorgten dafür, dass das Automobil-Modell Benz „Velo“ so oft produziert wurde, dass man von einer Serienproduktion sprechen kann, nämlich etwa 1.200 Mal. Das vergleichsweise leichte Fahrzeug schaffte mit seinen 1,5 PS bei einem Hubraum von 1045 cm³ etwa 20 Kilometer pro Stunde.
Selbst aus heutiger Sicht erstaunlich ist der Zeitraum, in dem die Technik sich weiterentwickelte. Vom Viertakter im Patent-Motorwagen Nummer 1 aus dem Jahr 1886 vergingen nur 10 Jahre, bis Carl Benz im Jahr 1896 den ersten Boxermotor der Welt entwickelt hatte. Auf die Idee des damals noch Contra-Motor genannten Prinzips, bei dem sich zwei Zylinder in einem Motor gegenläufig bewegen, kam Benz, da er mehr Leistung für seine Fahrzeuge anbieten wollte. Seinen ersten Ansatz, zwei Zylinder parallel in einem Motor einzubauen, verwarf Benz und kam schließlich auf die Idee des Contra-Motors.
Durch diese Bauweise war eine Leistung von bis zu 16 PS möglich – mehr als das Zwanzigfache des 10 Jahre älteren Motors im ersten Patent-Motorwagen. Nach der Jahrhundertwende wurde allerdings die Benz & Cie. ein wenig ausgebremst. Denn die parallel mitwachsende Daimler Motoren-Gesellschaft (DMG), die Gottlieb Daimler gegründet hatte, konnte immer mehr Marktanteile an sich reißen. Dies hatte nicht zuletzt mit Erfolgen im Motorsport zu tun, die die DMG in Form des Mercedes benannten Rennwagens einheimsen konnte. Der DMG-Ingenieur Emil Jellinek konstruierte und fuhr das 35 PS starke Fahrzeug und wählte für sich, wie man heute sagen würde, als Nickname den Namen seiner Tochter Mercedes. Schließlich wurde das Auto selbst als Mercedes bezeichnet, und 1902 patentierte die DMG den Namen, um Automobile zu vermarkten und im Rennsport aktiv zu sein.
Der Blitzen-Benz: Benz' bemerkenswerte Antwort auf den wirtschaftlichen Rückstand gegenüber Daimler
Damit ging Daimler einen ähnlichen Weg wie Benz – er hatte im Jahr 1886 nur kurz nach Benz ebenfalls ein motorbetriebenes Fahrzeug patentieren lassen, und zwar mit vier Rädern. Seine DMG war aber langfristig wirtschaftlich erfolgreicher und konnte vor Benz auch in Übersee Fuß fassen. Durch die Marke Mercedes und das bei der Öffentlichkeit präsente Auftreten im Rennsport überholte die DMG ab dem Jahr 1901 schließlich die Benz & Cie. bei den Marktanteilen auf dem normalen Automobilmarkt, obgleich Benz mit Nutzfahrzeugen ein Wachstum beibehalten konnte. Wie wichtig es Benz war, den Rückstand aufzuholen, zeigt das Engagement im Motorsport mit einem 1909 fertiggestellten herausragenden Beispiel: dem Blitzen-Benz.
Der Blitzen-Benz ist ein Rennwagen, der dank der damals enormen Antriebskraft von 200 PS (147 Kilowatt) als erstes Fahrzeug der Welt die Grenze von 200 Kilometern pro Stunde überschritt, oder besser gesagt: überfuhr. Bis zum Jahr 1919 blieb der Geschwindigkeitsrekord des Blitzen-Benz von gut 228 km/h bestehen. Die Basis für den Rennwagen war ein Motor für Grand-Prix-Rennen mit 150 PS (110 Kilowatt). Durch eine vergrößerte Bohrung wuchs der Hubraum auf 21.500 cm³, also 21,5 Liter. Durch Optimierungen und viel Feinarbeit erzielte man am Ende die Leistung von 200 PS bei einer Drehzahl von 1.600 Umdrehungen pro Minute. Der Blitzen-Benz war im Laufe der Jahre in abweichenden Karosseriedesigns zu sehen, mal mit einem flach abfallenden, mal einem spitz zulaufenden Heck. Mit vielen Auftritten unter anderem in den USA sorgte der Blitzen-Benz für Aufsehen, durfte aber ab dem Jahr 1913 nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen, da man dabei eine Grenze von 7,4 Litern für den Hubraum einführte.
Benz & Cie. und DMG vor und während der Gründung der Daimler-Benz AG
Vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs etablierte sich Benz mit Mittelklasse-Fahrzeugen wie dem Benz 16, 20 oder 28. Der Benz 28 wurde zum Beispiel von 1905 bis 1908 gebaut und hatte 28 bis 30 PS. Den Benz 16 wiederum fertigte man von 1912 bis 1914 in Varianten mit 35 und 40 sowie 52 und 60 PS, wobei letztere beiden Versionen bereits zeigen, dass das Label Motorsport offenbar als werbender Kaufanreiz genutzt wurde. Denn die beiden starken Modelle wurden als Sportmodelle verkauft. Der Erste Weltkrieg sorgte schließlich dafür, dass die zivile Autoproduktion ins Hintertreffen geriet, obgleich Benz weiterhin auch zivile Fahrzeuge herstellte wie den Benz 18 mit 45 PS.
Es waren nicht zuletzt die wirtschaftlichen Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, die die Benz & Cie. sowie auch die DMG hart getroffen hatten. Bekanntermaßen fusionierten die beiden Unternehmen schließlich zur Daimler-Benz AG, und zwar im Jahr 1926. Dies taten beide Firmen nicht zuletzt, um zusammen gestärkt auf dem Automobilmarkt präsent zu sein. Carl Benz und Gottlieb Daimler waren sich übrigens offenbar nie persönlich begegnet. Dies hatte auch damit zu tun, dass der 10 Jahre ältere Gottlieb Daimler schon im Jahr 1900 verstarb, also lange bevor die Unternehmen in Erwägung zogen, zu fusionieren. Carl Benz erlebte zwar noch die Gründung der Daimler-Benz AG, nicht aber den Aufstieg zu einem der bekanntesten und größten Unternehmen der Welt – Carl Benz verstarb knapp 3 Jahre nach der Fusion im April 1929.
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(mbf)
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