20 Jahre Deutsches Flachdisplay-Forum Von der Netzwerk-Idee zur internationalen Display-Community
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Mit seinen Workshops, Netzwerk- und Working-Group-Treffen ist das Deutsche Flachdisplay-Forum immer am Puls der Display-Branche. Knapp 100 Mitglieder zählt das DFF heute. Der Ursprung ist eine im Jahr 2000 gegründete VDMA-Gruppe.

Fachlicher Austausch ist das A und O, um neue technologische Ideen zu entwickeln und voranzutreiben. Fehlt er, geraten Projekte leicht ins Stocken. Diese Erfahrung machte bereits 1992 Klaus Wammes, Geschäftsführer der Wammes & Partner in Gundersheim in Rheinland-Pfalz, in der Gründungsphase seines Unternehmens der elektronischen Displays.
„Ich erhielt damals einen Großauftrag der Bundesmarine. Dafür suchte ich händeringend nach Projektpartnern“, sagt Wammes im Rückblick. „Mich mit anderen Experten auszutauschen, die sich in allen Belangen rund um Displays auskennen, diese auch produzieren und bei bestimmten Fragen weiterhelfen können, hätte mir damals sehr geholfen.“
Deutschlandweit hielt er Ausschau nach einem Netzwerk für Firmen und Organisationen zum Thema Displays – vergeblich. Den Auftrag musste er schließlich alleine abwickeln. Doch die Idee einer Austauschplattform für Display-Experten ließ ihn nicht los.
Innerhalb der folgenden zwei Jahre baute sich Wammes ein regionales Netzwerk auf, kooperierte mit der Bundeswehr und namhaften Großunternehmen. Doch die kritische Masse, um eine Experten-Plattform zu starten, kam nicht zustande. Im Sommer 1998 wendete sich das Blatt plötzlich: Wammes veröffentlichte einen Durchbruch bei 3D-Flachdisplays. Mehrere Fachmedien griffen die technologische Ankündigung auf. Displays wurden zum Gesprächsthema.
Netzwerk-Idee: Wirtschaft und Politik sind gefragt
Die zunehmende mediale Aufmerksamkeit für Display-Themen erleichterte es Wammes in den folgenden Monaten, seine Netzwerk-Idee weiter voranzutreiben: Im August 1998 traf er Klaus Hagemann, Mitglied des Deutschen Bundestages. Dieser rief zusammen mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und Fachhochschulen das regionale Technologie-Forum in Rheinhessen ins Leben. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz, Hans-Artur Bauckhage, initiierte Hagemann in der Folge ein Treffen zwischen Wammes und Prof. Dr. Wolfgang Ehrfeld, Geschäftsführer des Fraunhofer-Instituts für Mikrotechnik und Mikrosysteme (IMM) in Mainz. Ehrfeld sollte später eine entscheidende Rolle bei der DFF-Gründung spielen.
Ungefähr zeitgleich startete das Stuttgarter Joint Venture ADT (Angewandte Display-Technologie) als gemeinsames Projekt von Bosch, Siemens und Ericsson. Das Geschäftsmodell: kundenspezifische TFT-LCDs für Automotive, Transportwesen, Mobiltelefone und Spezialanwendungen in Deutschland und der Europäischen Union möglichst in Kundennähe herzustellen.
Doch trotz der durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zur Verfügung gestellten Fördergelder in Millionenhöhe scheiterte das Vorhaben früh. Hauptgrund: Die Projektteilnehmer konnten sich nicht über die Finanzierung einer Produktionslinie einigen.
Experten aus Deutschland und Europa
Dr. Werner Becker, langjähriges DFF-Vorstandsmitglied und damals bei der Merck KGaA im technischen Kunden- und Produktmanagement tätig, war seitens Merck in das Projekt involviert und erinnert sich zurück: „Das ADT-Projekt brachte erstmals Experten aus Deutschland und Europa zusammen und bündelte ihr wertvolles Know-how über angewandte Display-Technologien. Als das Projekt scheiterte, drohte dieses Wissen zu versanden – und die Fördergelder des BMBF wären umsonst vergeben worden.“
Eine schnelle Lösung musste her: Prof. Dr. Wolfgang Ehrfeld vom IMM ergriff die Initiative. Er wollte das Expertenwissen sammeln und als Treiber für neue Technologieentwicklungen nutzen. Rückblickend ist es für Becker vor allem ihm zu verdanken, dass es wenig später zur DFF-Gründung kam. Auf Betreiben des BMBF traf sich im Oktober 1998 die Crème de la Crème der deutschen und europäischen Flachdisplaybranche in St. Augustin bei Bonn.
Hersteller, Komponentenlieferanten, Anlagenbauer, Systemintegratoren, Anwender und Hochschulforscher saßen damals erstmals an einem Tisch. Auch Klaus Wammes nahm teil. Nach diesem Treffen entwarf er gemeinsam mit Ehrfeld das Konzept eines ersten Arbeitstreffens. Damit fiel der Startschuss für die Experten-Plattform, die Ehrfeld in den ersten Jahren stark vorantrieb.
Das Deutsche Flachdisplay-Forum war geboren
Im Januar 1999 fand das erste Arbeitstreffen einschlägiger Display-Experten statt. Und im Februar 2000 wurde das Deutsche Flachdisplay-Forum als Gruppe innerhalb des VDMA mit den zwei Vorsitzenden Prof. Dr. Wolfgang Ehrfeld und Wolfgang Mildner, Leiter des Bereichs Innovative Business bei Siemens, gegründet. Von Beginn an sammelte das DFF Expertenwissen – und gab es weiter: Regelmäßige Schulungen und Workshops zu Display-Grundlagen und Schwerpunktthemen wie Display-Spezifikationen für Automotive-Anwendungen, Systemintegration, Messverfahren und Innenbeleuchtung gehören seit 2001 zum Kernangebot.
„An den Workshop-Meetings habe ich immer sehr gerne teilgenommen“, blickt Dr. Werner Becker zurück. „Mich mit Branchenkollegen über unterschiedlichste Display-Themen austauschen zu können, habe ich sehr geschätzt.“ Oft schlossen sich an die Treffen auch Firmenbesichtigungen an. Zudem seien die Hilfsbereitschaft und der Austausch unter den Branchenexperten immer sehr gut gewesen: „Hatte ich ein Problem, das ich alleine nicht lösen konnte, fiel mir immer ein DFF-Kontakt ein, bei dem ich mich melden konnte.“
Vom VDMA zum eigenständigen Verein
Das DFF traf einen Nerv der Branche. Das zeigt das Wachstum seit der Gründung: Im April 2003 zählte das DFF bereits 78 internationale, entlang der gesamten Wertschöpfungskette angesiedelte Unternehmen und Forschungsinstitute als Mitglieder. „Vor allem dem langjährigen ersten Vorsitzenden des DFF, Prof. Dr. Karlheinz Blankenbach von der Hochschule Pforzheim, ist es zu verdanken, dass unsere Mitgliederzahlen in dieser Zeit sehr stark gestiegen sind“, sagt Becker.
Doch mit der Zeit kristallisierte sich immer mehr heraus: Der VDMA und die DFF-Gruppe verfolgten unterschiedliche Ziele. Das ursprüngliche Anliegen, Wissen für Maschinen- und Anlagenbau zu sammeln, war längst in den Hintergrund gerückt. Dieser Interessenskonflikt ließ sich auch an den Mitgliederzahlen ablesen: Sie gingen stark zurück. „Blankenbach setzte sich dann damals besonders dafür ein, das DFF als eigenständigen Verein zu gründen“, erzählt Becker. Ausgehend von der Initiative Blankenbachs, löste sich das DFF 2014 offiziell vom VDMA. Seit 2015 agiert es als eingetragener Verein – flexibler und mit besserem Service für seine Mitglieder. Seitdem steigen die Mitgliederzahlen wieder.
Lebendige Networking-Plattform
Heute ist das DFF zu einem starken und heterogenen Expertennetzwerk angewachsen: Mit aktuell knapp 100 Mitgliedern aus mehr als 80 internationalen Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstituten entlang der gesamten Wertschöpfungskette hat es sich als Plattform für Display-Experten in Deutschland etabliert und gewinnt auch international immer mehr Aufmerksamkeit. Viermal jährlich treffen sich die drei Working Groups Durability Plus, Automotive OLED und System Integration mit dem Ziel, neue Versionen der OEM-Spezifikationen zu erarbeiten.
Wir möchten das DFF-Netzwerk künftig noch weiter zu einer lebendigen Networking-Plattform ausbauen. Digitale Formate werden uns dabei helfen. Wir möchten unseren Verein in der Display-Community noch bekannter machen, Expertenwissen zusammenführen und Fachleute deutschland- und weltweit miteinander verknüpfen.
Die wissenschaftliche Community anbinden
Dr. Armin Wedel, 1. Vorsitzender des DFF und Bereichsleiter beim Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam, ist es ein Anliegen, weitere Forschungseinrichtungen für das Expertennetzwerk zu gewinnen: „Ich wünsche mir, das DFF in den nächsten Jahren noch mehr an die wissenschaftliche Community anzubinden, Erfahrungen mit der Industrie auszutauschen und auch neueste Forschungsergebnisse in die Industrie zu überführen.“
* Caroline Hof ist Technologieredakteurin, PR- und Digital-Marketing-Beraterin in München.
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