Studie Frauen in der Männerdomäne. Ein Dilemma?

Redakteur: David Franz

Frauen mit abgeschlossenem Ingenieur- oder IT-Studium stehen ihren männlichen Kommilitonen in nichts nach – und dennoch nutzen Unternehmen ihr Potenzial selbst in Zeiten des Fachkräftemangels noch zu wenig.

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Die trendence-Studie „trendMonitor – Erfolgreich in der Männerdomäne“ betrachtet die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Ingenieur- und IT-Wesen: von ihren Kompetenzen bis hin zum Führungsanspruch.
Die trendence-Studie „trendMonitor – Erfolgreich in der Männerdomäne“ betrachtet die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Ingenieur- und IT-Wesen: von ihren Kompetenzen bis hin zum Führungsanspruch.
(Bild: clipdealer.de)

Der Trumpf der Frauen: Soft Skills

Sie durchlaufen die gleiche Ausbildung und sind fachlich genauso gut qualifiziert, doch bei den Soft Skills laufen die Frauen den Männern den Rang ab. 83 Prozent der Ingenieurinnen und Informatikerinnen überzeugen mit ihrer sozialen Kompetenz, im Vergleich zu 73 Prozent der Männer. Die Frauen sind kommunikativ, sozial engagiert und sprechen mehrere Sprachen – nicht zuletzt, weil knapp jede Vierte während ihres Studiums ins Ausland geht. Bei den männlichen Studienkollegen ist es nur etwa jeder Fünfte.

Wer (nicht) suchet, der (nicht) findet

Von diesen Soft Skills könnten Unternehmen mehr profitieren. Der Anteil der Studentinnen in den Ingenieurs- und IT-Fächern ist zwar nach wie vor gering. Umso unverständlicher ist es, dass Unternehmen seltener mit einem konkreten Jobangebot auf sie zugehen als auf Männer. Nur jede vierte Frau wurde bereits von einem Arbeitgeber angesprochen – bei den Männern jeder Dritte. Dabei ist es für Arbeitgeber relativ einfach, potenzielle Mitarbeiterinnen zu kontaktieren, denn Frauen sind deutlich kommunikativer und aktiver bei der Suche nach Informationen über Arbeitgeber.

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Führungspositionen sind für Frauen weniger attraktiv

In der Arbeitswelt angekommen, schrecken junge Ingenieurinnen und Informatikerinnen häufig vor Führungspositionen zurück, obwohl sie wichtige Eigenschaften für gute Führungskräfte mitbringen. 28 Prozent der jungen Frauen wollen im Laufe ihrer Karriere keine Führungsposition übernehmen – bei den Männern schließen das lediglich acht Prozent aus. Entsprechend sind auch die Führungsaufgaben in Unternehmen ungleich verteilt: Budgetverantwortung tragen nur rund 7 Prozent der jungen Frauen, aber 25 Prozent der Männer. Verantwortung für Personal hat nur jede sechste Frau, aber knapp jeder vierte Mann.

Sind Frauen die besseren Chefs?

Frauen und Männer haben ähnliche Ansprüche an Führungskräfte: Sie sollen Mitarbeiter motivieren können sowie eine hohe fachliche und soziale Kompetenz mitbringen. Aber in einem Punkt unterscheiden sich Männer und Frauen: Die soziale Kompetenz ist Frauen bei einem Chef oder einer Chefin deutlich wichtiger als Männern. Dabei sind es gerade die sozialen Kompetenzen, bei denen Frauen im Vergleich zu Männern besonders stark sind. Nach ihrer eigenen Definition wären Frauen also gute Chefs.

Den Teufelskreis durchbrechen

Umso wichtiger ist es für Arbeitgeber in technischen Branchen, die sich die Soft Skills der Frauen zunutze machen wollen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen: Sie müssen mehr Frauen aktiv rekrutieren, ihr vorhandenes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten weiter stärken und sie mit den passenden Rahmenbedingungen für Führungspositionen begeistern. Unternehmen, die die Bedenken und Anforderungen von Frauen verstehen, werden sich dabei leichter tun.

Über die Studie

Die Daten der Studie „trendMonitor: Erfolgreich in der Männerdomäne. Was Personaler über angehende Ingenieurinnen und Informatikerinnen wissen sollten“ beruhen auf Ergebnissen der trendence-Barometerstudien und ergänzender Sonderstudien, in denen über 50.000 Schüler, Studierende und Young Professionals in Deutschland zu ihren Karriereplänen befragt wurden. In die Auswertung sind die Antworten von über 24.000 Studierenden und Young Professionals mit einem IT- oder Ingenieursstudium sowie Schülerinnen und Schülern, die sich für einen technischen Beruf interessieren, eingeflossen.

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