Leistungselektronik ChipLink Power: Neuer Siliziumkarbid-Chiphersteller aus China
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Angriff auf SiC-Marktführer Infineon: Autobauer SAIC Motor, Xpeng, Batteriehersteller CATL sowie Firmen aus dem Bereich „Neue Energien“ haben mit Halbleiterfertiger SMEC den Chiphersteller ChipLink Power gegründet. Dieser soll stark nachgefragte Siliziumkarbid-Leistungshalbleiter und -module produzieren.

Die neue Strategie chinesischer Autochip-Hersteller lautet vertikale Integration. Mit diesem Ziel ist gerade ChipLink Power gegründet worden, ein neuer Hersteller von Siliziumkarbid-(SiC-)Leistungshalbleitern für die Autoindustrie. Die „Semiconductor Manufacturing Electronics Corporation“ (SMEC), eine der größten Foundries in China, kooperiert dafür mit chinesischen Autofirmen und Batterieherstellern. Hier soll ein neuer Konkurrent für Infineon, Bosch und Co. geschaffen werden, der den heimischen Markt mit den für die Elektromobilität essenziellen Leistungschips versorgt.
SMEC wurde selbst erst 2018 als Auftragsfertiger für Chips mit den Schwerpunkten Leistungselektronik, Konnektivität und Sensorik (MOSFET, IGBT, MEMS, BCD) in Shaoxing in der Provinz Zhejiang gegründet – und zwar als Joint Venture des größten chinesischen Halbleiterherstellers SMIC, der Regionalregierung und der Shengyang Group.
Das Unternehmen SMEC bietet auch Packaging-Dienstleistungen an. Es bringt 51 Prozent des registrierten Kapitals in den neuen Chipfertiger ein, berichtet das chinesische Tech-Portal Pandaily in Peking. Partner von SMEC bei dieser Firmengründung sind die chinesischen Autobauer SAIC Motor, Xpeng, der führende Batteriehersteller CATL, sowie andere Firmen aus dem Bereich “Neue Energien” wie Sungrow und Luxshare.
Elektrifizierung in der Autoindustrie verändert Halbleiterindustrie
Das neue Unternehmen werde sich auf die „Entwicklung und Produktion von Halbleitern mit großer Bandlücke wie SiC“ konzentrieren, schreibt Pandaily. Durch die Beteiligung der Auto- und Batteriefirmen solle eine bessere „Zusammenarbeit mit den Kunden“ erreicht werden.
Die Firmengründung ist das jüngste Beispiel dafür, wie die Elektrifizierung in der Autoindustrie und dort wiederum die allmähliche Verlagerung von Antrieben mit Hybridmotor hin zu reinen Elektrikern die Halbleiter-Industrie verändern.
Je mehr reine Elektroautos gebaut und verkauft werden, desto schneller wächst auch die Nachfrage nach Siliziumkarbid-Halbleitern, die als „Chips der Zukunft“ gelten. Mit ihrer höheren Energiedichte und besseren thermischen Leitfähigkeit setzen sie sich immer mehr als Nachfolger der traditionellen Silizium-Leistungschips durch.
Gegenmodell zum etablierten IDM-Ansatz?
Durch die direkte Beteiligung von nachgeordneten Herstellern in der Lieferkette wie Autofirmen und Batteriehersteller will SMEC mehr erreichen als langfristige Lieferverträge. Vielmehr entsteht hier gerade ein Gegenmodell zum traditionellen IDM-Modell der Halbleiterindustrie, das beispielsweise von Infineon verfolgt wird.
Dieses neue „System-Foundry-Modell“ von SMEC und seinem Ableger ChipLink Power ziele darauf, durch die kontinuierliche und direkte Kooperation mit Chipkunden in der Auto- und Energie-Industrie schneller auf technologische Iterationen reagieren zu können.
Außerdem sollen durch den Schulterschluss zwischen Foundry und Anwendern im Idealfall auch Skalierungs-Effekte entstehen, mit deren Hilfe der Verkaufspreis der Chips gesenkt werden könne, heißt es in der chinesischen Fachpresse.
Mehr Qualität und bessere Wettbewerbsfähigkeit
Man hofft also dank vertikaler Integration auf mehr Qualität und bessere Wettbewerbsfähigkeit mit der IDM-Konkurrenz, vergleichbar etwa mit dem symbiotischen Verhältnis zwischen Apple und seinem Auftragshersteller TSMC.
Das SMIC-Spin-Off SMEC hat derzeit die größte Produktionskapazität für IGBT-Chips in China. Sein Geschäft mit Autochips ist im vergangenen Jahr um mehr als 500 Prozent gewachsen und ist bereits für mehr als die Hälfte seines Umsatzes verantwortlich.
Absicherung ihrer Lieferketten für SiC-MOSFETs
Aus der Sicht der an dem neuen Chip-Unternehmen beteiligten Autofirmen geht es bei der Neugründung zumindest teilweise auch um die Absicherung ihrer Lieferketten für SiC-MOSFETs. Im Zuge der Corona-Krise und durch das unerwartet schnelle Wachstum, das in China sowohl bei der Elektromobilität, als auch im Markt für erneuerbare Energien zu beobachten ist, waren unter den Herstellern in beiden Industrien Versorgungsengpässe mit SiC-Chips entstanden.
Die Firmengründung hat aber auch eine industriepolitische Komponente. Während führende internationale Produzenten von SiC-Chips wie Infineon, Bosch oder Rohm derzeit den Markt für Autochips dominieren, sehen chinesische Konkurrenten wie SMIC und SMEC durch den Technologiesprung zu größeren Bandlücken mit SiC- und GaN-Chips eine Chance, den ausländischen Technologieführern allmählich immer mehr Marktanteile abzujagen. (me)
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