Die Erfindung des Telefons Alexander Graham Bell und der Kampf ums Telefon

Von Christina Horsten, dpa, Kristin Rinortner

Mit einem der ersten Telefonapparate leitete der vor 100 Jahren verstorbene Alexander Graham Bell eine völlig neue Ära der Kommunikation ein – die inzwischen bis ins Zeitalter der Smartphones geführt hat. Doch das Telefon wurde gleich mehrmals erfunden. Am Ende siegte Bell.

Telefon: Modell des ersten Telefonapparates, der 1875 von Alexander Graham Bell entwickelt wurde, in der historischen Sammlung des Museums für Telekommunikation in Pleumeur-Bodou, Frankreich. Die Apparaturen auf beiden Seiten sind Modelle des später von Bell erfundenen Empfängers (Kopfhörer).
Telefon: Modell des ersten Telefonapparates, der 1875 von Alexander Graham Bell entwickelt wurde, in der historischen Sammlung des Museums für Telekommunikation in Pleumeur-Bodou, Frankreich. Die Apparaturen auf beiden Seiten sind Modelle des später von Bell erfundenen Empfängers (Kopfhörer).
(Bild: Zubro / CC BY-SA )

Wenn er Elektrizität wirklich verstanden hätte, soll Alexander Graham Bell einmal gesagt haben, hätte er sich wohl nie ans Tüfteln gesetzt. So aber machte sich der Erfinder, der am Dienstag (2. August) vor 100 Jahren starb, ans Werk – und reichte am 14. Februar 1876 in den USA den Antrag auf das Patent mit der Nummer 174 465 ein, für die „Methode und den Apparat für die telegrafische Übermittlung von gesprochenen und anderen Geräuschen, durch das Hervorrufen elektronischer Wellenbewegungen, ähnlich den Vibrationen geräuschbegleitender Luft“, kurz Telefon.

Bell nutzte u.a. die Vorarbeiten (und den Apparat) des hessischen Physiklehrers Johann Philipp Reis (1834-1874), der schon 26. Oktober 1861 der Physikalischen Gesellschaft in Frankfurt einen Apparat präsentierte, der Sprache mithilfe elektrischen Stroms übertrug. Bell bediente sich wohl auch an den Ideen des Italo-Amerikaners Antonio Meucci.

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„Ferne Stimme“ wird zum Telephon

Philip Reis: Der deutsche Erfinder gab dem Telefon seinen Namen – tele + phonea (ferne Stimme) = Telephon.
Philip Reis: Der deutsche Erfinder gab dem Telefon seinen Namen – tele + phonea (ferne Stimme) = Telephon.
(Bild: / CC BY-SA 3.0)

Reis nannte das Gerät Telephon – eine Zusammensetzung aus den griechischen Begriffen „tele“ (deutsch: fern) und „phonae“ (deutsch: Ton, Stimme). Berühmt wurde sein spontan ausgedachter Fantasie-Satz „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“, der bei der ersten Vorstellungen durch den Apparat geschickt wurde.

Da die Tonübertragung noch erhebliche Schwankungen aufwies, wurde seine Erfindung zunächst unterschätzt und auch nicht patentiert. 15 Jahre später meldete Alexander Graham Bell (1847-1922) in den USA das erste Telefon zum Patent an. Am gleichen Tag reichte auch sein Landmann Elisha Gray seine Entwicklung einige Stunden später beim amerikanischen Patentamt ein. Das Patent wurde Bell zugesprochen.

Einen Ton elektrisch zu übertragen gelang Bell und seinem Mitarbeiter Thomas Watson erstmals am 2. Juni 1875. Fast ein Jahr später soll Watson dann in seinem Arbeitszimmer den ersten Satz gehört haben, der mittels eines Telefons übertragen wurde: „Watson, kommen Sie hierher, ich brauche Sie.“

Alexander Graham Bell: Der amerikanische Erfinder entschied die Patentfrage für das Telefon letztendlich für sich.
Alexander Graham Bell: Der amerikanische Erfinder entschied die Patentfrage für das Telefon letztendlich für sich.
(Bild: Moffett Studio / CC BY-SA 3.0)

Mit Sprache und Kommunikation hatte sich der am 3. März 1847 im schottischen Edinburgh geborene Bell schon zuvor viel beschäftigt. Sein Vater war Spracherzieher und Lehrer für Gehörlose, und auch der Sohn nahm schon als 16-Jähriger eine Stelle als Sprachlehrer an einem Internat an.

Einige Jahre zuvor war die Familie in die USA ausgewandert. Zwei Brüder von Bell waren an Tuberkulose gestorben, und die Familie hoffte, auf der anderen Seite des Atlantiks ein gesünderes Klima vorzufinden. Bell eröffnete bald eine eigene Sprachschule und wurde dann Professor für Sprachphysiologie und Sprachlehre an der Universität Boston.

Bahnbrechende Erfindung für die moderne Kommunikation

Auch die bahnbrechende Erfindung für die moderne Kommunikation von Bell fand erst einmal wenig Beachtung. Selbst auf der Weltausstellung im gleichen Jahr in Philadelphia blieb der Apparat, den man abwechselnd an Mund und Ohr halten musste, weitgehend unbemerkt.

Aber Bell arbeitete weiter an der Verbesserung seines Telefons. Mit Hilfe gemieteter Telegrafenleitungen konnte er Ende 1876 schon über eine Entfernung von mehr als 200 km mit seinem Assistenten Watson sprechen.

Das Interesse folgte. Im April 1877 ließ sich ein Geschäftsmann in der US-Ostküstenmetropole Boston eine ständige Telefonverbindung zwischen seinem Haus und seinem Geschäft einrichten. Im Juli 1877 gründete Bell gemeinsam mit Unterstützern eine nach ihm benannte Telefongesellschaft – die „Bell Telephone Company“, die in veränderter Form noch heute als Telekommunikationskonzern „American Telephone and Telegraph Company“ (AT&T) existiert. Nach nur drei Wochen vermietete das Unternehmen bereits 25 neue Telefone pro Tag. Patentanfechtungen folgten.

Berlin 1881: Das erste öffentliche Fernsprechnetz

Eines der ersten öffentlichen Fernsprechnetze Deutschlands entstand 1881 in Berlin mit 48 Teilnehmern. Mittels Kurbel wurde die Verbindung zur Vermittlungsstelle hergestellt. Das Telefon ließ Raum und Zeit verschmelzen, brachte die Stimmen der Menschen zusammen, die weit voneinander getrennt waren, hielt Einzug in Film, Theater und Musik und wurde immer mehr zu einem kulturhistorischen Gut.

Es blieb aber zunächst auch ein Luxusgut – und stieß auf Skepsis. Das „Buch der Narren“ wurde das ganz frühe Telefonverzeichnis genannt, das 1881 in Berlin erschien. „Jetzt versuchen wir seit Ewigkeiten, unsere Nachbarn zum Schweigen zu bringen, und jetzt kommt ihr und macht alles noch viel schwieriger“, soll der US-Schriftsteller Mark Twain, einer der ersten Telefonbesitzer der Stadt Hartford, kommentiert haben.

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Bell forschte, finanziert von den Erlösen seiner Telefon-Firma, unterdessen weiter – unter anderem an Flugzeugen. Er heiratete eine ehemalige Schülerin und zog mit ihr in die kanadische Atlantikprovinz Nova Scotia, wo er am 1. August 1922 im Alter von 75 Jahren starb. Ihm zu Ehren wurde in den USA damals eine Minute lang jeglicher Telefonbetrieb unterbrochen.

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