Nach geplatzter NVIDIA-Übernahme Neuer CEO, CTO, CSO: Arm krempelt Führungsriege radikal um

Von Sebastian Gerstl

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Arm-CEO Simon Segars ist nach dem Platzen der geplanten Übernahme durch NVIDIA zurückgetreten, nun räumt der neue Geschäftsführer Rene Haas in den Strukturen der britischen Prozessorschmiede auf. Die Folge: Drei weitere Mitglieder der siebenköpfigen Führungsriege werden Arm verlassen, darunter auch die beiden technischen und strategischen Leiter.

Firmenhauptsitz von Arm in Cambridge: Nach der geplatzten Übernahme durch Nvidia und dem damit verbundenen Rücktritt von Ex-CEO Simon Segars rümpelt sein Nachfolger Rene Haas ordentlich aus. Neben Segars verlassen drei weitere Manager die siebenköpfige Führungsriege der britischen Prozessorschmiede.
Firmenhauptsitz von Arm in Cambridge: Nach der geplatzten Übernahme durch Nvidia und dem damit verbundenen Rücktritt von Ex-CEO Simon Segars rümpelt sein Nachfolger Rene Haas ordentlich aus. Neben Segars verlassen drei weitere Manager die siebenköpfige Führungsriege der britischen Prozessorschmiede.

Beim britischen Prozessorhersteller Arm stehen die Zeichen auf Veränderung. Nach dem Platzen der geplanten Übernahme durch den amerikanischen GPU-Spezialisten NVIDIA, deren Schätzwert von etwa 40 auf letztendlich etwa 80 Mrd. US-$ gestiegen war, will der derzeitige Eigner Softbank das Unternehmen bis März 2023 fit für einen Börsengang machen. Das hat dramatische Auswirkungen auf die Führungsebene: Von den sieben leitenden Managern, die Arm noch Anfang Februar zum Führungskreis zählte, haben seit dem Platzen der Akquisitionspläne mittlerweile vier das Haus verlassen. Das ist die Konsequenz aus dem Rücktritt des bisherigen CEO Simon Segars und einer darauf folgenden Aufräumaktion durch Nachfolger, Rene Haas.

Prominentester Abgang war bereits Anfang Februar CEO Simon Segars. Segars hatte das Unternehmen seit 2013 angeführt und zu einer wirtschaftlichen Blüte geführt. Der Bereitsteller der gleichnamigen Prozessor-IP hat unter seiner Leitung eine fast schon essentielle Stellung im Embedded-Markt und im IoT-Sektor, mittlerweile aber auch im aufstrebenden Markt für Rechenzentren eingenommen. Segars' Amtszeit bei Arm ging einher mit einem enormen Wachstum, sowohl was den Vertrieb als auch die technische Aufstellung des Unternehmens betrifft.

Gescheiterte NVIDIA-Übernahme ausschlaggebend für Segars' Abschied

Allerdings wurden Segars auch zahlreiche Verfehlungen bei großen wirtschaftlichen Entscheidungen vorgeworfen. So hatte Segars im Sommer 2016 das Treffen mit Masayoshi Son, dem Geschäftsführer von Softbank, eingefädelt, das zu der - für viele Beobachter überraschend schnellen - 32 Mrd. US-$ schweren Übernahme der britischen Prozessorschmiede durch den japanischen Mischkonzern führte, der bis dato keinerlei Präsenz auf den IoT- oder Prozessor-Märkten hatte. Das Geschäft fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wurde eiligst im Sommer durchgesetzt, als sich das britische Parlament in der Sommerpause befand – was vor allem im eigenen Land auf massive Kritik stieß. Einzig das Zugeständnis durch Softbank, dass Arm seinen Hauptsitz im britischen Cambridge behalten werde, bewog die britische Marktaufsicht, die Übernahme letztlich zu genehmigen. Dennoch führte die Entscheidung zu einem Nachhaltigen Umdenken der britischen Politik, was die Bedeutung des einheimischen Tech-Sektors betraf.

In Segars' Amtszeit fiel zudem ein bizarrer Streit mit dem chinesischen Tochterunternehmen Arm China. Dessen CEO Allen Wu war 2020 wegen „ernsthaften Unregelmäßigkeiten“ von Arm entlassen worden; allerdings weigert er sich bis heute, seinen Platz zu räumen, was auch Segars' Nachfolger noch ernsthaftes Kopfzerbrechen bereiten dürfte.

Seit Simon Segars' Antritt als CEO von Arm konnte der Prozessor-IP-Anbieter sein Portfolio und Service-Angebot deutlich erweitern. Sein persönliches Engagement im Verkauf des Unternehmens an den Softbank-Konzern 2016 und zuletzt bei der vehementen Unterstützung des letztlich geplatzten Deal mit Nvidia hatten allerdings nicht nur in der Industrie massive Kritik hervorgerufen.
Seit Simon Segars' Antritt als CEO von Arm konnte der Prozessor-IP-Anbieter sein Portfolio und Service-Angebot deutlich erweitern. Sein persönliches Engagement im Verkauf des Unternehmens an den Softbank-Konzern 2016 und zuletzt bei der vehementen Unterstützung des letztlich geplatzten Deal mit Nvidia hatten allerdings nicht nur in der Industrie massive Kritik hervorgerufen.
(Bild: Arm)

Am schwersten wurde Segars allerdings sein Verhalten während der versuchten Übernahme Arms durch NVIDIA angelastet. Seit Bekanntwerden der Übernahmepläne hatte der nun ehemalige Arm-CEO nachhaltig dem Nvidia-Chef Jensen Huang den Rücken gestärkt und jegliche Bedenken hinsichtlich der Übernahme - die nicht nur aus der britischen Politik und Wirtschaft, sondern insbesondere dem technologischen Weltmarkt kamen - beiseite gewischt. Selbst, als die Zeichen bereits an der Wand standen, dass die Übernahme scheitern würde, hielt Segars öffentlich beharrlich an den Plänen fest. Bis zuletzt stritt Segars auch Gerüchte über einen möglichen Börsengang Arms ab.

Als am 8. Februar 2022 endgültig das Scheitern des Arm-Nvidia-Deals bekanntgegeben wurde, trat Simon Segars nahezu zeitgleich und mit sofortiger Wirkung als CEO vom Arm zurück. Sein Nachfolger wurde Rene Haas, ehemals Leiter der IP Products Group (IPG), der nun das Unternehmen bereit für einen Börsengang machen soll. In einem Blogbeitrag hatte er vergangenes Jahr erklärt, dass in seinen Augen ein Börsengang „zu einer Konzentration auf kurzfristige Rentabilität führe, die der Innovationsfähigkeit des Unternehmens schaden würde.“

Auch CSO, CTO und Leitung der Rechtsabteilung nun vakant

Wird nach der gescheiterten Übernahme durch Nvidia nun sowohl den Arm-Führungsstab als auch das Unternehmen selbst verlassen: Arm-CTO Dipesh Patel.
Wird nach der gescheiterten Übernahme durch Nvidia nun sowohl den Arm-Führungsstab als auch das Unternehmen selbst verlassen: Arm-CTO Dipesh Patel.
(Bild: Arm)

Unter Haas folgt nun ein massiver Umbau des Führungsstabs. Infolgedessen haben drei weitere hochrangige Mitglieder aus dem bisherigen Arm-Führungsstab das Haus verlassen. Besonders auffällig ist der Abgang von Pitesh Patel, zuletzt CTO des Unternehmens. Patel hatte den Posten seit Juli 2020 bekleidet, zuvor war er Leiter der IoT Services Group. In dieser Funktion war es seine vorrangige Aufgabe gewesen, neue Software- und Service-Produkte bei Arm zu entwickeln und zu vertreiben. Arm hatte nach der 2016 erfolgten Übernahme durch Softbank einen starken Fokus auf IoT Services gesetzt. Das Geschäft kam aber nicht wie geplant ins Laufen. 2020 wurde die IoT-Sparte schließlich aus Arm ausgegliedert und direkt an den Dachkonzern Softbank abgetreten. Auch Carolyn Herzog, Leiterin der Rechtsabteilung, und Chief Strategy Officer Jason Zajac werden ihren Abschied nehmen.

Vom bisherigen Führungsstab werden damit nur der anstelle von Segars zum CEO berufene Rene Haas, Chief Financial Officer Inder Singh und Kirsty Gill, Leiterin des Personalbereichs, ihre Posten im Führungsstab behalten. Wer die Nachfolge der scheidenden Manager übernehmen soll ist derzeit noch nicht bekannt.

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