Applikationen mit dem PLCnext Store einfacher und schneller umsetzen
In Automatisierungsprojekten nimmt der Softwareanteil stetig zu und die Funktionen werden komplexer. Nicht jeder Anwender verfügt über das erforderliche Know-how. Deshalb hat Phoenix Contact einen digitalen Marktplatz für sein Ecosystem PLCnext Technology eröffnet.
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Im Zuge der vierten industriellen Revolution befindet sich die Welt derzeit im Wandel. So müssen Unternehmen wegen der fortschreitenden Digitalisierung immer schneller auf sich verändernde Anforderungen reagieren. Das bedingt auch, dass Automatisierungsprojekte dynamisch an neue Gegebenheiten anzupassen sind. Zu diesem Zweck wird spezialisiertes Know-how benötigt, denn in die Automatisierungslösungen müssen besondere Softwarefunktionen eingebettet werden.
Um die Automatisierungskonzepte möglichst effizient gemäß den veränderten Anforderungen der Anwender oder Projekte zu realisieren, wird von den Applikationsingenieuren zunehmend eine domänenübergreifende Fachkompetenz verlangt. Besonders deutlich zeigt sich diese Herausforderung, wenn die angestrebten Softwarearchitekturen für Automatisierungsaufgaben mehr als nur logische Programmieranweisungen beinhalten.
Seit zwei Jahren bietet Phoenix Contact mit der offenen PLCnext Technology ein offenes Ecosystem für die Automatisierung an, um diesen Trend zu adressieren. Das Einsatzspektrum des Ecosystems reicht weit über die klassischen Automatisierungsanwendungen hinaus und ermöglicht beispielsweise ebenfalls Daten(vor)verarbeitungen für IT-nahe Applikationen. Ziel der PLCnext Technology ist es, Automatisierung neu zu denken und eine Plattform zu schaffen, die eine Antwort auf das fortschreitende Zusammenwachsen von Automatisierungs- und IT-Welt gibt.
Umfangreiches Angebotsspektrum
Damit das Know-how der gesamten Automatisierungsbranche für alle Anwender des Ecosystems zugänglich wird, stellt Phoenix Contact eine gut sortierte Auswahl an fertigen Softwarefunktionen zur Verfügung. Diese Funktionen, die zum Beispiel für die einfache Ausführung auf einer PLCnext Control bestimmt sind, werden als PLCnext-Apps bezeichnet. Um den Apps eine entsprechende Bühne zu verschaffen, hat ihnen Phoenix Contact im Internet eine eigene Präsens verliehen: den PLCnext Store. Als Teil des Ecosystems erlaubt der PLCnext Store den Austausch und Handel von bestehenden Softwarelösungen und stellt somit die zentrale Bezugsquelle für die PLCnext-Apps dar.
Der PLCnext Store wurde als offener digitaler Marktplatz designt, sodass für sämtliche Anwender ein möglichst umfangreiches Angebot an Apps erhältlich ist (Bild 2). Der Store kann von allen Unternehmen der Software- und Automatisierungsbranche zur professionellen Vermarktung ihrer eigens entwickelten Apps genutzt werden. Bereits heute setzt eine stetig wachsende Anzahl von Anbietern das E-Commerce-Angebot von Phoenix Contact zum Ausbau des eigenen Vertriebsmodells sowie zu dessen Ergänzung um einen weiteren Vertriebskanal ein.
Der PLCnext Store umfasst Softwarefunktionen in unterschiedlichen Ausprägungen: von ausprogrammierten, voll funktionsfähigen Lösungen über Bausteine für eine beschleunigte Anwendungsentwicklung bis zu Apps, mit denen sich die Laufzeitumgebung der Steuerung individuell verändern lässt. Auf dem digitalen Marktplatz findet der Anwender beispielsweise Funktionsbibliotheken, die in IEC 61131-3 erstellt wurden, Firmware-Erweiterungen für das PLCnext Runtime-System und sogenannte Solution-Apps, die ohne jegliche Programmierkenntnisse zur Automatisierung verwendet werden können und eine SPS einfach per Installation in eine Spezialsteuerung verwandeln (Bild 3).
Phoenix Contact pflegt einen engen Kontakt mit den Contributoren, also den Unternehmen, die sich mit eigenen Apps am PLCnext Store beteiligen. Dadurch entsteht gegenseitiges Vertrauen, und technische Fragen können kurzfristig geklärt werden. Damit die bereitgestellten Apps auch bei den Anwendern zu Vertrauen führen, wird jede einzelne App vom Anbieter umfangreich dokumentiert und getestet. Des Weiteren kann der Anwender den Contributor direkt kontaktieren und seine Fragen erörtern. Darüber hinaus wird jede PLCnext-App mit einer zeitlich limitierten Demoversion angeboten, sodass sich der Anwender zunächst ein Bild von der gewünschten App machen kann, bevor er sich für deren Kauf entscheidet.
Im Sinne sämtlicher Contributoren wird im PLCnext Store besonderes Augenmerk auf die Lizenzierung von Apps gelegt. Alle vom Anwender erworbenen Softwarelizenzen werden entweder direkt an eine bestimmte PLCnext Control gebunden oder in einem Lizenz-Pool im PLCnext Store abgelegt. Der Anwender kann die benötigte Lizenz dann aus dem Pool jeweils einem seiner Geräte zuordnen. Besonders komfortabel gestaltet sich die App-Installation sowie die Lizenz-Aktivierung auf einer PLCnext Control, wenn diese mit dem PLCnext Store verknüpft ist. Für den Fall, dass der Anwender eine direkte Verbindung zwischen beiden über das Internet ablehnt, ermöglicht der PLCnext Store zukünftig den Offline-Bezug von Software sowie die Aktivierung der zugehörigen Softwarelizenz.
Komfortable Installation
Technisch betrachtet lässt sich eine PLCnext-App unterschiedlich ausprägen – zum Beispiel als Prozess auf dem Linux-Betriebssystem, als Linux-Kommandozeilenanwendung oder als Bibliothek, die in IEC 61131-3, C++ oder C# programmiert wurde. Nachdem die Softwarefunktion ausprogrammiert und getestet worden ist, kann der Contributor sie wahlweise mit einem Lizenzmechanismus versehen, den Phoenix Contact als Betreiber des digitalen Marktplatzes zur Verfügung stellt. Anschließend wird aus der Softwarefunktion ein App-Container direkt auf der PLCnext Control generiert. Aufgrund des Container-Formats zeigt sich die spätere Installation der App für den Anwender komfortabel.
Nach der Erstellung des Containers kann die Veröffentlichung der App im Store vorbereitet werden. Sie erfolgt zunächst im sogenannten Draft-Modus. Hier gibt der Anbieter seiner App einen Namen, legt eine ausführliche Funktionsbeschreibung sowie ein Icon an und hängt den zuvor erzeugten App-Container an.
Zu jeder Veröffentlichung gehören außerdem die Software-Lizenzhinweise sowie eine technische Anwenderdokumentation, die der Anbieter ebenfalls in den PLCnext Store lädt. Zusätzlich können beschreibende Grafiken und Screenshots hinzugefügt werden. Den Preis für seine Applikation bestimmt jeder Anbieter selbst. Natürlich ist auch eine kostenfreie Bereitstellung möglich. Nach Abschluss sämtlicher Vorbereitungen wird die App im PLCnext Store veröffentlicht, es findet also ein Release statt.
YouTube-basierte Anleitung zur App-Erstellung
Das PLCnext-Team von Phoenix Contact zeigt auf YouTube in zehn Episoden, wie eine App für die PLCnext Technology kodiert und über den PLCnext Store bereitgestellt wird. Die kurzen Videos sind wie das Tagebuch eines Programmierers angelegt, in dem er alles über den Aufbau der App "MQTT on paho" erzählt, die bereits im PLCnext Store erhältlich ist. Sämtliche Codebeispiele zu dieser Anleitung stehen bei GitHub zur Verfügung.
Kontinuierlicher Ausbau der Store-Funktionen
Für Software-Anbieter eröffnet sich mit dem PLCnext Store ein weiterer Distributionskanal für ihre PLCnext-Softwarefunktionen. Die Lizenzierung und Kaufabwicklung übernimmt dabei Phoenix Contact. Der Erlös, der sich aus dem Verkauf ihrer Apps ergibt, wird an die Contributoren weitergeleitet. Als Betreiber des PLCnext Stores behält Phoenix Contact lediglich eine geringe Provision zu jeder verkauften PLCnext-App ein. Aus diesen Mitteln werden die Funktionen des Stores kontinuierlich erweitert. Ob App-Anbieter, -Anwender oder Steuerungshersteller – jeder der Beteiligten profitiert somit vom digitalen Marktplatz für industrielle Softwarefunktionen.
* Daniel Buschatzky ist Mitarbeiter im Bereich PLCnext Technology der Business Unit Automation Systems, Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont.
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