„Schlimmste Rezession der Geschichte“: Märkte für elektronische Bauelemente stark rückläufig
Laut Industrie-Fachverband ZVEI hat die Corona-Krise zu einem erheblichen Rückgang in der Elektronikindustrie geführt, so brach der Markt für elektronische Bauelemente in Deutschland um einen zweistelligen Prozentbetrag ein. Für die Zukunft erwartet man jedoch weltweit wieder einen gesteigerten Bedarf.
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Johann Weber, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands PCB and Electronic Systems, prognostiziert anlässlich der virtuellen Messe Electronica: „Der deutsche Markt für elektronische Bauelemente wird zum Jahresende 2020 einen Rückgang von gut 14 % aufweisen und mit einem Umsatz von 17 Mrd. Euro nur das Umsatzniveau von 2013 erreichen.“
Generell sei 2020 ein schlechtes Jahr für die Wirtschaft: Mit einem negativen Wirtschaftswachstum von -6% befände sich Deutschland in diesem Jahr in der schlimmsten Rezession der BRD-Geschichte, mein Christoph Stoppok, ZVEI-Fachverbandsgeschäftsführer Electronic Components and Systems. Weltweit ist die Konjunktur eingebrochen: Nahezu überall steige das Schuldenniveau, stellenweise könne man von der „schlimmsten Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren“ sprechen. Für eine Exportnation für Deutschland macht sich bemerkbar, dass die nationalen Exporte 2020 um 13% zurückgegangen seien.
Laut Weber verursacht die Corona-Krise am Markt der elektronischen Bauelemente erhebliche Verwerfungen. „Hinzu kommt, dass politische Ereignisse wie der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der bevorstehende ungeregelte Brexit und die Krisen im Nahen Osten zu großen Verunsicherungen führen.“ Für den europäischen Markt ergebe sich 2020 daher ein ähnliches Bild wie für die inländischen Märkte. „Es wird ein Rückgang von gut 14 % auf einen Umsatz von 47,3 Mrd. Euro erwartet“, so der Fachverbandsvorsitzende.
Damit setzt sich in Deutschland der Ende 2019 begonnene, rückläufige Trend im Halbleitermarkt weiter fort. Das liegt vor allem am Automobilmarkt begründet, der bereits zum Ende des vergangenen Jahres hin schwächelte und im Laufe des Jahres 2020 von der Coronakrise stark getroffen worden war. Johann Weber merkte allerdings an, dass im dritten Quartal 2020 der Automobilmarkt wieder spürbar anziehe.
Speziell auf den europäischen Markt bezogen ist auch die Avionik-Branche merklich für den Rückgang im den Bereichen Halbleitern und Elektronische Bauelemente mit verantwortlich. Gerade hier hat die Coronakrise für einen besonders starken Einbruch der Umsätze gesorgt.
Verbrauch von Halbleitern zieht an
Der Weltmarkt werde allerdings das Vorjahresniveau mit einem Umsatz von knapp 590 Mrd. US-Dollar erreichen, was auf die starke Nachfrage nach Halbleiter-Bauelementen, mit einem Anteil von gut 72 % am Weltmarkt, zurückzuführen sei. Diese werden um etwa 3 % auf einen globalen Umsatz von 424 Mrd. Euro zulegen können. „Diese Entwicklung hängt zum einen mit dem Aufbau der 5G-Basisstationen, in denen viele Halbleiter verbaut werden, zusammen. Und zum anderem liegt sie an der starken Nachfrage im Consumer-Bereich, die auf den Anstieg von mobiler Arbeit mit Smartphones und Laptops zurückzuführen ist“, so Weber.
Gerade bei 5G sei ein großer Aufwärtstrend spürbar, sagte Weber. Leider seien hier die asiatischen Märkte, insbesondere China, dem Gesamt-europäischen weit voraus. Hier sei die Situation gerade in Deutschland „stark verbesserungswürdig“.
Darüber hinaus seien die zunehmende Nutzung regenerativer Energien und die steigende Elektrifizierung im Automobilbereich Gründe für den erwarteten Umsatz. Auch im Medizingerätemarkt habe zumindest ein „Teil-Boom“ stattgefunden: Während Anwendungsfelder wie etwa Chirurgieausrüstung krisenbedingt schwächelten, hätte ein gesteigerter Bedarf an Ventilations- und Beatmungsgeräten diesen Verlust ziemlich gut ausgeglichen.
Weltweit hoher Bedarf
Auch in der Entwicklung der Weltregionen spiegelt sich der erwartete hohe Bedarf an Halbleiter-Komponenten wider: So wird für die Märkte der elektronischen Bauelemente in Amerika mit einem Anstieg von gut 11 % auf einen Umsatz von 114 Mrd. US-Dollar im Jahr 2020 gerechnet. China wird das Umsatz-Vorjahresniveau erreichen und einen Rekord-Anteil von gut 37 % am Weltmarkt für elektronische Bauelemente erzielen, so die Prognose. Das Niveau von 2018 werde allerdings erst frühestens Ende 2021 wieder erreicht werden, meinte Weber.
Den stärksten Rückgang wird laut Weber die Region Europa mit minus 12 % auf 54 Mrd. US-Dollar und einen Anteil von gut 9 % verbuchen müssen. Es folgt Japan, das etwa 5 % auf 51 Mrd. US-Dollar mit einem Anteil von knapp 9 % an Umsatz verliert.
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