Kommentar „Statt eines Chip-Acts wäre Electronic-Act besser für Europa“
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Viele Milliarden Euro Steuergelder sollen in die Mega-Fabs fließen. Doch statt ausschließlich in Halbleiterfabriken zu investieren, braucht der Mittelstand neben Chips auch Mixed-Signal-Peripherie-ICs oder SoCs.

Die von der Politik zugesagten „Milliarden für Mega-Fabs“ werden inzwischen von den Verhandlungsführern enthusiastisch gefeiert, aber auch von Kritikern scharf kommentiert. Sicherlich entstehen damit in Deutschland qualifizierte Arbeitsplätze in den Chip-Fabriken und ein positives Image des Standorts. Die geäußerten Bedenken müssen ernst genommen und durch entsprechende Maßnahmen und Vorgaben begleitet werden. Dazu gehören die millionenschwere Subventionierung jedes einzelnen Hightech-Arbeitsplatzes durch den Steuerzahler, die noch nicht sichtbaren, aber notwendigen Ausbildungsplätze an den Hochschulen und eine Willkommenskultur in den bevorzugten Regionen.
Mittelständisch geprägte Unternehmen ansprechen
Eine Chipfabrik für Strukturen unter 6 nm zielt auf den Mobilfunkmarkt und sichert die Gewinne ausländischer Konzerne, festigt und beflügelt aber nicht die vorhandenen europäischen und deutschen Spitzenpositionen wie in der Industrie- und Automobiltechnik. Hier werden auch in Zukunft robuste Halbleiterchips von 90 bis 350 nm mit langfristiger Verfügbarkeit gefragt sein. Die allseits beklagte Chipknappheit betrifft nicht nur Mikroprozessoren, sondern auch Mixed-Signal-Peripherie-ICs, Controller, Treiber, Sensoren und ganze Systems-on-Chip (SoC).
Statt der reinen Fab-Förderung als „Chip-Act“ und Cluster wäre ein „Electronic-Act“ in Europa besser gewesen, der die vielen auch mittelständisch geprägten Unternehmen – oft Hidden Champions und Weltmarktführer – in ihren Anwendungen einbezieht. Also Mikroelektronik mit neuen Chips, in optimierten Gehäusen und auf Leiterplatten. Dieser Ansatz für eine breite Anwendung mag weniger spektakulär sein, wäre aber auf die hiesigen Industrien zugeschnitten und effektiv mit nachhaltiger Wertschöpfung und Fertigungstiefe zur Sicherung des Standortes und der nachgelagerten Arbeitsplätze.
Nicht nur Standard-ICs notwendig
Selbstverständlich brauchen wir die Halbleiterfabriken in Europa, aber bitte mit den entsprechenden Technologien und Strukturen, die insbesondere den Zugriff auf Basis externer Designs ermöglichen. TSMC ist eine solche sehr erfolgreiche Foundry. Dieses Modell sollte auch den mit Steuergeldern hoch subventionierten Wafer-Fabs aufgezwungen werden, die ihre Technologien für die Anwender, die Design-Häuser und Fabless IC-Hersteller, öffnen.
TSMC und andere Foundries beweisen, dass es möglich ist. Die europäische Industrie will nicht nur angebotene Standard ICs verwenden, sondern muss in den gesamten Prozess eingebunden werden, vor allem wenn reichlich Steuergelder fließen.
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