Krisenstimmung bei Huawei Huawei-Firmengründer: "Wir kämpfen ums Überleben!"

Von Henrik Bork

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Pandemie, Chipmangel und Konflikte mit den USA: Die vergangenen Jahre waren nicht einfach für den Tech-Konzern aus China. Firmengründer Ren Zhengfei schwört seine Mitarbeiter daher auf schwierige Jahre ein.

Laut Firmengründer hat der Kampf ums Überleben für Huawei bereits begonnen.
Laut Firmengründer hat der Kampf ums Überleben für Huawei bereits begonnen.
(Bild: Huawei)

Für Huawei gehe es in den kommenden Jahren "ums Überleben", sagt Gründer Ren Zhengfei. Der 77-jährige Firmengründer, der als ehemaliger Militär für seinen zackigen Führungsstil bekannt ist, machte diese etwas kleinlaute Ankündigung in einem internen Memo an die Angestellten des chinesischen Hightech-Konzerns. Die Presse in der Volksrepublik brauchte allerdings nicht lange, um den Text ebenfalls zu veröffentlichen.

Der Weltwirtschaft stehe eine Phase der Rezession bevor, so der Firmengründer in dem internen Schreiben. Darauf müsse auch sein Unternehmen reagieren. "Die Geschäftspolitik der Firma sollte weg vom Streben nach Skalieren und hin zum Streben nach Profit und Cashflow verlagert werden", zitiert das chinesische Wirtschaftsmagazin Diyi Caijing aus dem Artikel Rens (Anmerkung: Im Chinesischen steht der Familienname, in diesem Fall Ren, immer vorn. Zhengfei ist der Vorname).

Huawei und die USA

Huawei, als Telekom-Ausrüster und Handy-Produzent einst ein chinesischer Vorzeige-Konzern, ist seit 2018 zur Zielscheibe US-amerikanischer Sanktionen im Handels- und Technologiekrieg mit der Volksrepublik China geworden. Zunächst verbannte Washington Huawei vom US-Markt mit 5G-Telekom-Ausrüstungen - dabei gab man die Datensicherheit- und Informationssicherheit an, die durch Huaweis enge Kontakte zur kommunistischen Partei gefährdet seien.

Später setzte Washington den chinesischen Konzern auch auf eine schwarze Exportliste und verwehrte ihm so den Zugang zu fortschrittlichen US-Chips und auch zu Lithografie-Maschinen für deren Produktion. Schnell gingen Huawei die High-End-SoCs für seine Smartphones aus und der Konzern trennte sich schließlich komplett von seinem Handy-Geschäft.

Obwohl sich der Tech-Konzern sich seither stark umstrukturiert hat - auch die Notebook-Sparte ist verkauft worden – und sich einige neue Geschäftsbereiche erschlossen hat, unter anderem mit Komponenten und Dienstleistungen für das autonome Fahren und die E-Mobilität, scheint der Angriff aus den USA noch immer nicht überwunden zu sein.

"Wir müssen zuerst überleben und wir werden nur dann eine Zukunft haben, falls wir überleben können," schrieb Ren in dem Memo der vergangenen Woche. Die Huawei-Angestellten müssten ihre eigenen Erwartungen herunterschrauben.

Die nächsten zehn Jahre würden schwer für Huawei aufgrund des Krieges in der Ukraine und der "anhaltenden Blockade" durch die USA, so der Firmengründer. In Kombination mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie gebe es in den nächsten drei bis fünf Jahren "keinen einzigen Lichtblick in der Welt", schreibt Ren.

Ein offener Umgang mit der eigenen Lage ist bei Huawei nicht neu. Schon im Mai dieses Jahres hatte der Vorstandsvorsitzende Ken Hu in einem Gespräch mit Analysten ebenfalls vom "Überleben" als Hauptziel des laufenden Jahres gesprochen. Doch dass nun auch der prominente Firmengründer selbst ähnlich pessimistische Worte findet, erregt in China gerade große Aufmerksamkeit.

Huawei will Geschäfte schrumpfen

"Marginale Geschäfte" von Huawei würden demnächst geschlossen oder geschrumpft werden, kündigte Ren Zhengfei an. Das scheint mehreren Analysten in China zufolge weitere strategische Veränderungen bei der Ausrichtung des Konzerns anzukündigen.

Im Mai hatte man bereits fünf neue sogenannte Legionen gegründet, die sich auf spezifische Industrien konzentrieren: digitale Finanzen, Energie, Maschinensehen, die Digitalisierung der Fertigungsindustrie und öffentliche Dienstleistungen.

Insgesamt ist ein "Pivot" weg vom Konsumentengeschäft mit elektronischen Endgeräten und hin zu B2B-Kunden erkennbar, unter anderem wie gesagt auch in der Autoindustrie. In seinem Memo in der vergangenen Woche betonte der Huawei-Gründer nun drei Geschäftsbereiche, auf die er offenbar große Hoffnungen setzt - Cloud-Computing und industrielle IT-Lösungen, die Digitalisierung des Energiesektors, sowie "Smart Cars".

"Wir müssen zuerst einen Weg finden, die dreijährige schwierige Periode zu überstehen und der grundlegende Punkt des Überlebens muss so angepasst werden, dass sein Fokus auf Chashflow und echtem Profit liegt – nicht mehr nur auf Verkaufserlösen", so der Firmengründer.

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In ersten Presseberichten über das interne Huawei-Memo hatte auch gestanden, dass Ren angekündigt habe, bestimmte ausländische Märkte komplett aufgeben zu wollen. Doch mehrere chinesische Medien lassen diesen Punkt inzwischen aus oder korrigierten ihre Berichte dahingehend, dass von einer Aufgabe bestimmter Märkte keine Rede mehr ist. Es ist unklar, warum.

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