Im Schnitt 23% Umsatzplus Halbleitermarkt: Größtes Wachstum seit über 10 Jahren
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Rosige Aussichten für den Halbleitermarkt: Getrieben von Technologien wie KI oder 5G-Infrastruktur erwartet der aktuelle McClean-Report unter den 25 größten Halbleiterunternehmen weltweit ein Wachstum von 23%. Dabei werden aber nicht alle Spitzenreiter von diesem Wachstum profitieren.

Trotz Meldungen eines weltweiten Chipmangels sehen die wirtschaftlichen Aussichten auf dem Halbleitermarkt rosig aus. Die 25 weltweit größten Halbleiterunternehmen werden zum Jahresende zusammengenommen ein sattes Umsatzplus von 23% verbuchen. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Update des McClean Reports der Marktanalysten von IC Insights zum aktuellen Stand der Branche.
Größtes Wachstum seit über einem Jahrzehnt
Das starke Wachstum wird befeuert durch verändertes Käufer- und Marktverhalten während der andauernden Covid-19-Pandemie, in Kombination mit einer allgemeinen Erholung der Wirtschaft im Jahresverlauf 2021. 20% des Wachstums entfallen auf eine Zunahme des abgesetzten Chipvolumens, während die restlichen 3% einer generellen Steigerung des durchschnittlichen Chippreises zuzuschreiben sind.
Das Wachstum von 23% stellt nach Erhebungen von IC Insights das größte Wachstum dar, dass der gesamte Halbleitermarkt seit 2010 durchgemacht hat. Damals hatte der Markt einen Erholungsschub durchlaufen, nachdem die weltweite Wirtschaft in der Finanzkrise der Jahre 2008/2009 eingebrochen war.
AMD größter Gewinner, Intel auf der Verliererseite
Den meisten Spitzenreitern des IC Insights Rankings ist es gelungen, den Schub dieser Wachstumswelle voll zu nutzen. Zu den großen Gewinnern zählen AMD, MediaTek, Nvidia und Qualcomm, die vor allem von gesteigerten Verkäufen auf dem Desktop- und Mobilgerätemarkt profitieren konnten. Die vier Fabless-Unternehmen sind zudem als führende Anbieter von Chiplösungen für KI- und Machine-Learning-Anwendungen sowie für den strukturellen Ausbau von 5G-Infrastruktur und 5G-Endanwendungen fest etabliert.
Von allen Unternehmen konnte AMD das größte Wachstum verbuchen: Das Unternehmen dürfte seine Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 65% steigern. Das Unternehmen hat vor allem aber bei Prozessoren für Server in Rechenzentren, enorm zugelegt; war AMD vor 2018 in diesem Markt kaum eine signifikante Präsenz gewesen, hat es sich in den letzten Jahren zu einem führenden Anbieter in diesem boomenden Markt entwickelt. Geholfen hat sicherlich auch die Ende 2020 angekündigte Übernahme des FPGA-Spezialisten Xilinx für 35 Mrd. US-$, die allerdings erst noch nach erfolgter Prüfung der Marktaufsichten vollständig abgeschlossen werden muss. Darüber hinaus bedient AMD die Massenmärkte für Consumer-PCs und Spielkonsolen.
Dieses Wachstum kommt vor allem zu Lasten des Branchenriesen Intel: Auch wenn der Halbleitermarkt im Gesamten zugenommen hat, verbucht der Prozessorspezielist einen Umsatzrückgang von 1%. Schuld daran sind nicht nur verlorene Marktanteile an boomende Konkurrenten wie AMD oder NVIDIA im Consumer- und Rechenzentrumsmarkt. Intel hatte im Jahr 2021 mit Schwierigkeiten bei der Auslieferung von Halbleitern zu kämpfen, was wiederum den Absatz von Laptops eingeschränkt hat, einem der wichtigsten Absatzmärkte für Intel-Produkte. Intel sagt, dass seine Partner nicht in der Lage waren, genügend Komponenten zu beschaffen, um so viele Laptops zu bauen, wie sie gerne hätten, was wiederum zu einem Rückgang der Bestellungen für Intel-CPUs geführt hat.
Um dem zu begegnen, hat Intels neu gegründete IFS (Intel Foundry Service)-Gruppe im dritten Quartal 2021 ihre ersten Wafer für den Umsatz ausgeliefert. Intel setzt stark darauf, dass seine Foundry-Service-Gruppe ein entscheidender Teil seines zukünftigen Umsatzes wird. Intel hatte in diesem Zusammenhang versucht, den Auftragsfertiger Globalfoundries zu übernehmen, hatte sich aber für das Kaufangebot eine Absage eingefangen.
Weitere Gewinner und Verlierer
Das zweitstärkste Wachstum wird voraussichtlich MediaTek in diesem Jahr verzeichnen, dass laut IC Insights um schätzungsweise 60% zulegt. MediaTek hat sich durch die Bereitstellung von 4nm-basierter 5G-Technologie in seinen Chips für diese Anwendungen als führend etabliert. Im Laufe des Jahres 2021 steigerte MediaTek seine Produktion von Netzwerk-ICs, um die starke Marktnachfrage zu befriedigen und die rückläufigen Verkäufe von mobilen SoCs im 4Q21 auszugleichen.
NVIDIA setzt seine 2018 begonnene Erfolgsfahrt ungebremst fort. Der Grafikkartenspezialist, dessen GPUs sich zunehmend in den Märkten für Rechenzentren, Supercomputing und Künstlicher Intelligenz etablieren, wird 2021 vorraussichtlich ein Umsatzplus von 54% verzeichnen. Dabei sind nicht nur die Absätze in Endmärkten wie Medizintechnologie oder Autonomes Fahren federführend: NVIDIAs GPUs werden auch bevorzugt beim Mining von Bitcoins und anderen Kryptowährungen eingesetzt. Im 4. Quartal 21 entstand zudem ein neuer Wachstumstreiber für seine Prozessoren - das Metaverse, eine immersive Internetplattform der nächsten Generation, das von IT-Giganten wie Facebook besonders propagiert wird.
Qualcomm profitiert weiterhin von seiner dominanten Präsenz im Smartphonemarkt. IC Insights prognostiziert für das Jahr 2021 einen Umsatzsprung von 51 %. Obwohl Qualcomm der weltweit führende Anbieter von Smartphone-ICs ist, versucht das Unternehmen, seine Abhängigkeit von Smartphones zu verringern und sich auf wachstumsstärkere Bereiche wie die Automobilindustrie, drahtlose Breitbandanwendungen für Privathaushalte und industrielle Anwendungen zu konzentrieren. In seinem jüngsten vierteljährlichen Gewinnausblick gab Qualcomm eine optimistische Umsatzprognose für die nächsten Jahre ab, die durch das Wachstum in diesen neuen Märkten angeheizt wird.
Auch europäische Halbleiterunternehmen können sich über ein ordentliches Wachstumsplus freuen: Sowohl NXP, ST Microelectronics als auch das in Deutschland ansässige Infineon dürften im Jahresverlauf allesamt um über 20% zulegen.
Neben Intel verbucht das Ranking von IC Insights bei seinen Top 25 nur einen weiteren Verlierer: Sony, dass sich in den Jahren 2019 und 2020 noch enormen Wachstums erfreuen konnte, wird Ende 2021 um 3% nachgegeben haben, schätzen die Marktanalysten. Schuld dafür seien ähnlich wie bei Intel Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Halbleiterkomponenten: Sonys Zugpferd, die Spielkonsole PS5, bleib hinter den Verkaufserwartungen zurück, da aufgrund des Covid-19 induzierten Chipmangels speziell in Südostasien nicht genügend Einheiten produziert werden konnten. Das führt auch dazu, dass Sony weniger Einheiten seines hauseigenen Konsolenprozessors absetzen konnte. Im 4. Quartal 21 gab Sony bekannt, dass es Gespräche mit TSMC über die Produktion von Computerchips in Japan führt, um eine stetige Versorgung zu gewährleisten.
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