Medizinprodukte mit künstlicher Intelligenz Gesetzliche Krankenkassen sollen Kosten für KI-Produkte übernehmen
Das Problem bei medizinischen Produkten mit künstlicher Intelligenz sind gerade für kleine und mittlere Unternehmen die Kosten. Diese sollten von den Krankenkassen übernommen werden, sagt ein Papier im Auftrag der Plattform Lernende Systeme.
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Ein System auf Basis von künstlicher Intelligenz kann Gesundheitsdaten intelligent verknüpfen und hilft Ärzten, Krankheiten vorzubeugen, sie zu diagnostizieren oder auch zu behandeln. Doch der Weg aus der Forschung in die Gesundheitsversorgung ist kompliziert. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Start-ups sind Finanzierung und das Inverkehrbringen von KI-Medizinprodukten nicht einfach.
Oft fehle es an KI-Expertise, den notwendigen Trainingsdaten und auch am Vertrauen in die entwickelten Produkte bei Ärzten und Patienten. Ein wichtiger Baustein für die Finanzierung von Medizintechnik ist vor allem die Aussicht auf Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen. Das sagen die Autoren des Whitepapers „KI-Geschäftsmodelle für die Gesundheit“.
Krankenkassen sollen Kosten übernehmen
Ein wichtiger Baustein für die Finanzierung von Medizintechnik ist vor allem die Aussicht, wenn die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Doch das ist noch der Flaschenhals. „Solange die Erstattung nicht geklärt ist, ist es für Hersteller ein großes Risiko, die hohen Kosten für die Entwicklung des Produkts vorzufinanzieren“, sagt Karsten Hiltawsky, Leiter des Bereichs Corporate Technology & Innovation bei Dräger und Co-Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit, Medizintechnik, Pflege der Plattform Lernende Systeme.
Damit die Kosten für eine Behandlung mit einem KI-Medizinprodukt erstattet werden, muss der Hersteller einen Nutzennachweis erbringen. Doch es gibt ein KI-spezifisches Innovationsproblem: Der eigentliche Nutzen lässt sich oft erst langfristig nachweisen, da die Qualität des Ergebnisses eines KI-Systems stark von den verfügbaren Trainingsdaten abhängt – die meist erst im Laufe des Betriebs eines neuen KI-Medizinprodukts in ausreichend großer Menge vorliegen. „Was uns helfen würde, ist eine befristete Erstattung bis zum endgültigen Nutzennachweis, nach dem Vorbild des Fast-Track-Verfahrens für digitale Gesundheitsanwendungen“, sagt Hiltawsky.
Förderprogramme für internationalen Wettbewerb
Die Daten und ihre Verfügbarkeit sind der Schlüssel für erfolgreiche KI-Geschäftsmodelle in Medizin und Pflege. Das datenschutzkonforme Sammeln von Patientendaten mache in Deutschland einen großen Teil der hohen Initialaufwände aus, heißt es in dem Papier. Die Autoren schlagen vor, die Aufwände zu erstatten und plädieren für spezialisierte Förderprogramme, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
„In der Pflege und Rehabilitation stehen Geschäftsmodelle mit KI noch am Anfang – obwohl gerade hier die Patienten von Entwicklungen wie sensorischen Beinorthesen oder KI-Systemen zur Sturzprävention enorm profitieren könnten. Neben der unklaren Finanzierung sind vor allem die Schwierigkeiten, an die notwendigen Daten für das Training der KI-Systeme heranzukommen, eine große Hürde für Gesundheitsunternehmen und lassen sie vor der Investition in KI zurückschrecken“, sagt Susanne Boll, Professorin für Medieninformatik an der Universität Oldenburg und Co-Leiterin der Arbeitsgruppe Geschäftsmodellinnovationen der Plattform Lernende Systeme.
KI eröffnet neue Dienstleistungen und Services
Künstliche Intelligenz in medizintechnischen Produkten machen auch neuartige Erlösmodelle möglich. „Auch der zweite Gesundheitsmarkt bietet den Herstellern von KI-Entwicklungen alternative Erlösquellen, und hat darüber hinaus großes Potenzial für die Gesundheitsversorgung, von der Prävention über Intervention bis hin zur Nachsorge“, sagt Boll.
Insbesondere wenn der Einsatz von KI ein ganz neues Dienstleistungsangebot ermöglicht, etwa eine medizinische Entscheidungsunterstützung, empfehlen die Autoren die KI-Funktion als „Software-as-a-Service“ anzubieten – eine Art Mietmodell, bei dem Krankenhäuser und Praxen pro Nutzung der KI-Funktion bezahlen, statt einmalig eine Lizenz zu erwerben.
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