Large Language Models Generative KI soll Smartphone- und Auto-Betriebssysteme smarter machen

Von Henrik Bork* Lesedauer: 4 min

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Auch in China arbeiten große Konzerne fieberhaft an der Integration von generativer Künstlicher Intelligenz in Betriebssysteme für Produkte mit begrenzten Rechenressourcen. Diese steuern immer häufiger auch moderne Fahrzeuge.

Der chinesische Autohersteller Polestar setzt auf das Google-Auto-OS „Google Build-in“ alias „Google Automotive“ oder auch „Android Automotive OS“ (AAOS). Andere Produzenten bevorzugen zum Beispiel HarmonyOS von Huawei. Das soll nun durch LLM-basierte KI aufgewertet werden.
Der chinesische Autohersteller Polestar setzt auf das Google-Auto-OS „Google Build-in“ alias „Google Automotive“ oder auch „Android Automotive OS“ (AAOS). Andere Produzenten bevorzugen zum Beispiel HarmonyOS von Huawei. Das soll nun durch LLM-basierte KI aufgewertet werden.
(Bild: Polestar)

Der neueste Software-Trend in China ist die Integration von LLM (Large Language Models) in Betriebssysteme (Operating System, OS) für mobile Anwendungen. Damit werden die OS für Mobiltelefone, aber auch für das Smart Cockpit in Elektroautos derzeit neu konzipiert. Das gerade vorgestellte „Harmony OS“ von Huawei ist das jüngste Beispiel für diesen Trend. Auch Alibaba, Xiaomi und andere chinesische Firmen arbeiten an der Fusion von Künstlicher Intelligenz und Betriebssystemen.

Anfang dieses Monats hat Huawei auf seiner jährlichen Entwickler-Konferenz „HarmonyOS 4.0“ vorgestellt, ein Upgrade seines Betriebssystems für Handys und andere mobile Endgeräte. Als Teil des Upgrades enthält das neue OS den verbesserten Sprachassistenten „Celia“ der mit dem von Huawei entwickelten LLM „Pangu 3.0“ arbeitet.

Mobile Anwendungen intelligenter machen

Wie LLM für mobile Anwendungen nutzbar gemacht werden kann, ist derzeit eine der Fragen, die Technologiekonzerne weltweit am stärksten interessieren. Google hat im Mai dieses Jahres den ersten Prototypen seines für Handys geeigneten LLM namens „PaLM2“ vorgestellt.

PaLM2 gibt es in verschiedenen Parameter-Größen. Die kleinste davon, auf den Namen „Gecko“ getauft, habe eine Reaktionszeit, die niedrig genug sei für die Rechenleistung von Handys, sagte Google CEO Sundar Pichai dazu auf einer Pressekonferenz. Eine neue Version von Android mit LLM ist bei Google allerdings noch in Entwicklung.

Marktbeobachter: Huawei derzeit vorne bei KI-Integration

Huawei sei Google momentan einen Schritt voraus, was die Einführung generativer KI nach dem Vorbild von ChatGPT auf mobilen Endgeräten angeht, sagen Marktbeobachter. Da der chinesische Technologiekonzern seit 2019 die Zielscheibe von Halbleiter-Boykotten ist, die ihm den Zugang zu leistungsstarken Chips erschweren, hat dieses Wettrennen zwischen Google und Huawei auch eine politische Komponente.

Die jüngste Version des HarmonyOS beweise, dass „der immer intensiver werdende Crackdown der USA gegenüber dem chinesischen Telekom-Unternehmen gescheitert ist”, kommentiert die Zeitung Global Times in Peking. „Was die Adoption der Funktion von KI-gestützten LLM betrifft, ist HarmonyOS 4.0 sowohl iOS und Android überlegen,“ sagte Xiang Ligang von der „Information Consumption Alliance“ in Peking gegenüber der Zeitung. Der Wahrheitsgehalt derartiger Aussagen ist allerdings begrenzt, da immer auch eine politische Komponente der staatlich kontrollierten Medien in China mitschwingt.

Auch Apple arbeitet an der LLM-Integration

Auch Apple arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Integration von Künstlicher Intelligenz in seine Betriebssysteme. Allerdings hat Apple noch keine konkreten Produkte mit solchen Funktionen auf den Markt gebracht. Darüber hinaus entwickeln auch Samsung, Honor und Vivo gerade mit LLM verstärkte OS-Versionen. „Das Integrieren von LLM auf Smartphones wird ein Trend“, schreibt DigiTimes Asia.

Der chinesische Handy-Hersteller Xiaomi hat am 14. August sein erstes LLM für Mobilgeräte vorgestellt und chinesische Entwickler zu Tests eingeladen. Es sei auf „ressourcenschonendes, lokales Deployment“ ausgerichtet, sagte Xiaomi-Gründer Lei Jun bei der Vorstellung des Handy-fähigen, nach eigenen Aussagen mit 1,3 Milliarden Parametern arbeitenden LLM.

Gleichzeitig gab Lei bekannt, dass „XiaoAI“, der Sprachassistent auf den Handys von Xiaomi und damit ein chinesischer Konkurrent des „Google Assistent“, nun ebenfalls schon mit generativer KI arbeitet und damit Nutzerfragen auf eine intelligentere Art und Weise und viel natürlicher beantworten können als seine Vorgänger.

Celia: Komplexe Anweisungen ausführen

Ein Beispiel dafür, wie LLM das Smartphone künftig tatsächlich zum ersten Mal wirklich „smart“ machen könnte, hat Huawei bei der Vorstellung seines jüngsten OS-Upgrades gegeben. Nutzer können dem Sprachassistenten Celia jetzt in natürlicher Umgangssprache komplexe Anweisungen geben, die er dann exakt ausführt.

Eine solche Ansage könnte lauten: „Wecke mich jeden Morgen um sieben Uhr, wenn ich zur Arbeit gehen muss. Wenn es regnet, wecke mich bitte eine halbe Stunde eher auf und spiele mir die Verkehrslage auf dem Weg zur Firma über den Handy-Lautsprecher ab. Während der Arbeit von 9 bis 18:00 Uhr, schalte mein Handy in den Vibrations-Modus. Während der Mittagspause von 12 bis 14 Uhr soll das Telefon bitte nicht klingeln. Oh, ja, und lasse mich aber bitte trotzdem hören, wenn Mama anruft.“

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Viele Handy-Nutzer weltweit hatten in der Vergangenheit Siri und andere Sprachassistenten nach einer Weile wieder enttäuscht links liegen lassen, weil sie einfach im täglichen Gebrauch nicht das hielten, was der anfängliche Hype versprochen hatte. Mit der LLM-Integration könnte sich das aber ändern. Die Adoption von Sprachassistenten könnte dann deutlich steigen.

Vorteile im Auto: Endlich können die Hände am Lenkrad bleiben

Auch in der Autoindustrie könnte die Integration von großen Sprachmodellen mit dem Betriebssystem für das Cockpit den nächsten Technologiesprung auslösen. Hier verspricht eine bessere Spracherkennung mit LLM-Algorithmen endlich die Erfüllung der Versprechen, die Autofirmen schon seit längerem machen: die Steuerung wichtiger Funktionen, ohne dass der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen muss.

Erste Reaktionen auf die neuesten Versionen von Cockpit-Software mit LLM sind jedenfalls gut bis enthusiastisch. „HarmonyOS von Huawei ist das beste In-Car-OS, das es bis auf den heutigen Tag gibt,“ sagt Marcel Münch, Managing Partner von Dongxii, einer Beratungsagentur für Tech- und Innovationstrends aus China. „Als erstes breit verfügbares Betriebssystem für das Auto schafft HarmonyOS eine nahtlose Interaktion zwischen Smartphone und Auto.“ (me)

* Henrik Bork ist Managing Director und Analyst bei Asia Waypoint, einem auf den asiatischen Markt fokussierten Beratungsunternehmen mit Sitz in Peking.

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