Interview mit Raspberry-Entwickler Eben Upton Details zum Raspberry Pi Compute Modul für die Industrie
Industrietauglich sollte der Raspberry Pi werden, so Eben Upton, einer der Väter. Entstanden ist Raspberry Pi Compute Modul. Details verrät Eben Upton im Interview mit der ELEKTRONIKPRAXIS.
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ELEKTRONIKPRAXIS: Herr Upton, Sie sind Gründer der Raspberry Pi Foundation und einer der Initiatoren der Linux-basierenden PC-Platine Raspberry Pi. Was hat Sie bewogen, das neue Compute-Modul zu entwickeln und warum haben Sie den Formfaktor geändert?
Eben Upton: In diesem Jahr sind wir wirklich sehr beschäftigt gewesen. Das Konzept des Compute Module hat ursprünglich James Adams, Director of Hardware Engineering, eingebracht. Der Raspberry Pi ist ja erst zwei Jahre auf dem Markt. Doch sein Siegeszug übertraf all unsere Erwartungen, schließlich haben wir über 3 Millionen Stück verkauft. Inzwischen haben wir die unterschiedlichsten Anwendungen für den Raspberry Pi gesehen.
Was hat Sie an dieser Entwicklung besonders überrascht?
Was uns in dieser Vielfalt besonders überrascht hat, war, dass Entwickler komplette Raspberry Pies in Designs für gewerbliche Endprodukte übernommen haben. Typischerweise handelt es sich dabei um Systeme, die in kleinen bis mittleren Stückzahlen für industrielle oder gewerbliche Anlagen aufgelegt werden. Oft fügen Entwickler dann ein zusätzliches IO-Board hinzu, um den Anforderungen an die zusätzliche Konnektivität gerecht zu werden. Insbesondere deshalb, weil die aktuellen Raspberry-Pi Modelle A und B hierfür noch keine eigene Lösung anbieten.
Dieses veranlasste uns und insbesondere James darüber nachzudenken, wie wir alle Rechenressourcen des Pi in einem kompakten Format anbieten könnten und dabei die IO-Einheit einem Systemhersteller oder einem Drittanbieter überlassen könnten. Zum Beispiel bekommen wir oft Anfragen nach einem Raspberry Pi mit Power-over-Ethernet (PoE). Allerdings rechtfertigt die Zahl der Anfragen nicht, uns an eine eigene Entwicklung zu machen.
James kam auf die Idee für das Compute Modul und wir sind sicher, dass dies zu einer wesentlichen Komponente für Entwickler werden kann, die sie in ihr eigenes System integrieren können. Das Compute Module erlaubt uns, den professionellen Industriemarkt in einer Weise anzusprechen, die wir dies nicht einmal in Erwägung gezogen haben, als wir begannen, den Raspberry Pi zu entwicklen.
Das Modul besteht aus der gleichen Broadcom BCM2835-SoC, mit 512 MByte RAM und einem 4 GB eMMC Flash, alles verpackt auf einer kleinen Karte (67,6mm x 30 mm), die in einem Standard-DDR2-SODIMM-Sockel passt.
Worin unterscheidet sich das Raspberry Pi Compute Module vom bisherigen Raspberry Pi Bord sonst noch?
Um die Entwicklung eines gewerblichen Endproduktes zu erleichtern, liefern wir auch ein Entwicklungsboard für das Compute Module. Dieses Entwicklungsboard bietet die volle IO-Konnektivität und auch alle anderen Teile eines Standard Raspberry Pi wie die HDMI-Buchse, USB-Anschlüsse und Stiftleisten. Es gibt einen SODIMM-Sockel, der das Compute Module aufnimmt. So entsteht ein kompletter Raspberry Pi, wenn auch aus zwei Teilen.
Auch dieses Board setzt auf Open Source und wir sind sicher, dass daraus eine Prototyping-Plattform für Entwickler entsteht. Wir glauben allerdings nicht, dass irgendjemand dieses spezielle Entwicklungsboard in sein Produkt integrieren wird, denn es ist sowohl teurer als auch größer als ein herkömmlicher Raspberry Pi. Die Software-Entwicklung ist übrigens im Wesentlichen gleich geblieben.
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