Buchvorstellung Der Dinge-Erklärer – Thing Explainer

Redakteur: Sebastian Gerstl

Einem Fachmann fällt es oft schwer, komplizierte Sachverhalte möglichst einfach zu erklären. Autor Randall Munroe hat sich das zu Herzen genommen. Anschaulich und mit viel Witz erklärt er Sternbilder, Alltagsgeräte wie Waschmaschinen oder technische Einrichtungen wie den LHC – nur mit den 1000 am häufigsten gebrauchten Wörtern.

Schwere Sachen, einfach erklärt: Im "Thing Explainer" beschreibt Autor Randall Munroe alltägliche wie auch hochtechnische "Dinge" anschaulich - und nur unter Verwendung der 1000 am häufigsten gebrauchten Wörter.
Schwere Sachen, einfach erklärt: Im "Thing Explainer" beschreibt Autor Randall Munroe alltägliche wie auch hochtechnische "Dinge" anschaulich - und nur unter Verwendung der 1000 am häufigsten gebrauchten Wörter.
(Bild: Knaus Verlag)

Auf dem ersten Blick wirkt „Der Dinge-Erklärer“ wie ein Sachbuch für Kinder: Ein übergroßes Format, viele große, anschauliche und doch einfach gehaltene Zeichnungen, und der Anspruch, „komplizierte Sachen in einfachen Worten“ zu erklären. Diesem Anspruch wird das Buch auch durchaus gerecht – sieht man aber etwas näher hin, merkt man schnell, dass vor allem auch Ingenieure, IT-Entwickler oder Naturwissenschaftler hiermit eine Menge Spaß haben können.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 6 Bildern

Das fängt schon bei den Begrifflichkeiten an. Anstatt „Fachausdrücke“ wie „Automotor“, „Tektonische Platten“ oder „Smartphone“ zu verwenden, macht Munroe – ganz nach dem Anspruch, nur die 1000 gebräuchlichsten Wörter zu verwenden – „Ding unter dem Vorderdeckel eines Autos“, „Die Felsplatten, auf denen wir leben“ oder „Handcomputer“ daraus.

Die 50 Zeichnungen, die teilweise mehrere Seiten umfassen oder auffaltbar sind, sind voller Details und verbergen gelegentlich kleine Witze, die sich erst beim näheren Betrachten erschließen. Das lädt auf amüsante Weise dazu ein, genauer hinzusehen und jeder Seite gründlich zu studieren. Und nur, weil die Ding im Buch ausschließlich mit den 1000 gebräuchlichsten Wörtern beschrieben sind, heißt es nicht, dass man beim Lesen nicht mehr Nachdenken müsste, was insbesondere der Eintrag zu „Die Teile, aus denen alles gemacht ist“ (Periodensystem der Elemente) unter Beweis stellt.

„Ich wollte coole Ideen auf neue Weise darstellen und nicht wieder ein Buch mit langen und komplizierten Erklärungen schreiben. Davon gibt es schon so viele,“ erklärt Randall Munroe die Beweggründe hinter dem Buch. Der ehemalige Roboteringenieur der NASA ist in erster Linie bekannt als Betreiber und Autor des Webcomics xkcd.com. In einem heute etwa drei Jahre alten Strip hatte er erstmals das Prinzip aufgegriffen, ein komplexeres Thema nur mit den „zehn mal hundert Worten die Leute am meisten benutzen“ zu erklären. Up Goer Five – eine Erklärung der Saturn-V-Trägerrakete – erfreute sich auch weit über die übliche Leserschaft des Webcomics hinaus großer Beliebtheit.

Die deutsche Übersetzung ist ebenso unterhaltsam geraten, auch wenn man stellenweise das Gefühl hat, dass die Autoren bei den 1000 am häufigsten gebrauchten Wörtern im Hinblick auf die deutsche Sprache ein wenig tricksen mussten. Wenigstens ein Verständnisfehler hat sich außerdem in die Übersetzung geschlichen: Während sich in der US-amerikanischen Originalversion der Autor einen kleinen Spaß mit dem Vergleich der Verfassung der Vereinigten Staaten („U.S.'s Laws of the Land“ = „U.S. Constitution“) mit dem ältesten noch aktiven Kriegsschiff der Welt („USS. Laws of the Land“ = „USS Constitution“) erlaubte, ging diese Feinheit in der Übersetzung leider komplett verloren. Die Verfassung wurde ob des fehlenden kulturellen Kontexts weggelassen, das „Boot für den Kampf im Krieg“ im Inhaltsverzeichnis allerdings versehentlich weiter als „USS Laws of the Land“ bezeichnet. Von diesem Schnitzer einmal abgesehen ist die Übersetzung im Großen und Ganzen aber gut gelungen.

Das Sachbuch „Der Dinge Erkärer – Thing Explainer. Komplizierte Sachen in einfachen Worten“ ist für Euro 24,99 beim Knaus Verlag erhältlich.

(ID:43785504)