Hochtechnologien China: Jährlich 7 Prozent mehr für Forschung & Entwicklung
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China will seine Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Technologiesektor deutlich erhöhen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters sollen die Investitionen im Rahmen des 14. Fünf-Jahres-Plans um jährlich um mehr als 7% steigen.

In den kommenden fünf Jahren werde China seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung jährlich um mehr als 7% erhöhen. Gleichzeitig soll die Wirtschaftsleistung um über 6% steigen. Das hat die chinesische Regierung in ihrem Arbeitsbericht von der vierten Sitzung des am 5. März eröffneten 13. Nationalen Volkskongresses festgehalten. Den Bericht hat Premierminister Li Keqiang zum Auftakt der Veranstaltung vorgestellt. Allein für die Grundlagenforschung will das Land noch in diesem Jahr knapp 11% mehr Geld bereitstellen.
Mit dieser Ansage unterstreicht China einmal mehr seinen Anspruch, im Technologiesektor schnell voranzukommen und unabhängiger von westlichen Anbietern zu werden. Schließlich liegt man mit einigen Ländern, allen voran den USA, über Kreuz. Und es ist nicht absehbar, dass sich daran trotz des Administrationswechsels in Washington so bald etwas ändert.
Quantencomputer und Künstliche Intelligenz mit im Fokus
In seinem bis 2025 reichenden Fünfjahresplan – der selbst nur ein Teilbereich eines über Jahrzehnte reichenden Masterplans ist – hat China sieben eng mit Hochtechnologien verzahnte Schlüsselbereiche hervorgehoben, die es fördern will: Künstliche Intelligenz der nächsten Generation, Quanteninformation, Hirnforschung, Halbleiter, Genforschung und Biotechnologie, klinische Medizin und Gesundheit sowie die Erforschung des Weltraums, der Tiefsee und der Polargebiete. Zur Erforschung von Quanteninformation und künstlicher Intelligenz sollen mehr nationale Laboratorien einrichtet werden.
Der Bericht hält auch fest, das Unternehmen dazu „ermutigt“ werden sollen, Daten in Bereichen wie digitale Suche, E-Commerce und Social Media zu öffnen und die Big-Data-Dienste Dritter zu unterstützen. Eine Ankündigung, die Datenschützern vermutlich einen Schauer über den Rücken jagt.
Vorbild Nasdaq: Schneller an die Börse
Ein weiterer Punkt sieht laut Reuters vor, dass inländische Unternehmen leichter an die Börse gehen können. Dazu sollen die Charakteristika des STAR Markets überarbeitet werden – einer im Juli 2019 gestarteten, an der Shanghai Stock Exchange (SSE) gelisteten Aktienbörse im Stile der amerikanischen Nasdaq.
Ausländisch finanzierte Unternehmen werde die chinesische Regierung beim Errichten von F&E-Zentren in China ausdrücklich unterstützen. Darüber hinaus sieht der Arbeitsbericht vor, dass China internationale wissenschafts- und technologiebezogene Organisationen innerhalb des Landes einrichtet. Weitere Bereiche, die unterstützt werden sollen, sind der Elektrofahrzeugsektor und 5G-Netzwerke. Die Regierung will in den nächsten fünf Jahren eine 5G-Durchdringung von 56% erreichen, so der Plan.
„Ambitionierte, aber realisierbare Ziele“
Im Deutschlandfunk sagte China-Experte Sebastian Heilmann von der Universtät Trier, die ausgegebenen Ziele seien ambitioniert, aber durchaus realistisch. China sei es gelungen, die Pandemie im Inland zu stoppen, was eine schnelle wirtschaftliche Erholung ermöglicht habe.
Tatsächlich ist China im Pandemiejahr 2020 die einzige große Volkswirtschaft gewesen, die ein positives Wirtschaftswachstum erreicht hat – auf die Steigerung von immerhin 2,3% wies Li Keqiang auch in seiner Rede hin. Laut Heilmann habe Peking sich durch diesen Erfolg auch die Unterstützung durch seine Bevölkerung gesichert. Für viele Bürger habe sich das Land als ein dem Westen und vor allem den USA überlegenes System erwiesen.
Wirtschaft hält sich nicht immer an den Plan
Fakt ist aber auch: China stellt zwar regelmäßig sehr ambitionierte Pläne und Rahmenwerke vor, scheitert aber immer wieder an der Umsetzung. Prominentes Beispiel: Um sich aus der Abhängigkeit von ausländischen Hightech-Anbietern zu lösen, wollte das Reich der Mitte seinen enormen Chipbedarf bis zum Jahr 2025 zu 70% aus heimischer Produktion decken. So steht es im Masterplan „Made in China 2025“. Analysen zeigen jedoch, dass das Land dieses ambitionierte Ziel voraussichtlich deutlich verfehlen wird: Laut IC Insights wird die lokale Produktion bis in fünf Jahren nicht einmal 20% des Bedarfs decken können.
Ein Sargnagel dafür ist das gescheiterte Prestigeobjekt der chinesischen Chipfertigung: die 2017 gestartete Wuhan Hongxin Semiconductor Manufacturing Company, kurz HSMC. Der Name klingt ähnlich wie der des taiwanesischen Marktführers TSMC, was Erwartungen weckt. Doch die kann das Unternehmen nicht erfüllen.
Leuchtturmprojekt für chinesische Halbleiterfertigung steht vor der Pleite
Im Gegenteil: Ziel war es, bereits drei Jahre nach der Gründung mit der Entwicklung einer einheimischen 7-nm-Technologie beginnen zu können. Doch nur drei Jahre nach Gründung steht das mit 20 Mrd. US-$ geförderte Projekt vor der Insolvenz. Dabei war die Fab als zentrales Element der einheimischen Chipindustrie gedacht.
Schadenfreude ist indes nicht angebracht, zu viele Hausaufgaben liegen beispielsweise auch in Europa unerledigt auf dem Schreibtisch. Derzeit versucht man mit mehreren staatlichen und europaweiten Initiativen, die Highend-Halbleiterfertigung wieder auf die Beine zu bekommen. Ob das schnell gelingt, ist angesichts fehlender Erfahrungen und fehlender Spezialisten jedoch eher fraglich.
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