Intel: Auftragsfertigung im Fokus 7-nm-Fab in Irland: „Die Welt ruft nach Chips – und Intel antwortet“

Autor Michael Eckstein

Intel wird verstärkt zum Auftragsfertiger: Der Konzern investiert kräftig in eine 7-nm-Fab in Irland und gründet den Geschäftsbereich „Intel Foundry Services“. So will er dazu beitragen, dass Europa bis 2030 20 Prozent der weltweiten Chipnachfrage deckt.

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Produktionszentrum: Intel baut seine Präsenz als Auftragsfertiger massiv aus. Im Fokus steht dabei der Standort in Irland. Hier soll eine hochmoderne 7-nm-Fab entstehen.
Produktionszentrum: Intel baut seine Präsenz als Auftragsfertiger massiv aus. Im Fokus steht dabei der Standort in Irland. Hier soll eine hochmoderne 7-nm-Fab entstehen.
(Bild: Barrow Coakley)

Viele IC-Hersteller ziehen eilig neue Produktionsstätten hoch, um die immer schneller steigende weltweite Nachfrage nach ICs zu befriedigen. Darunter auch Intel: Der Chip-Gigant will in Irland eine hochmoderne 7-Nanometer-Fertigung errichten und investiert dafür kräftig. Zusätzlich gründet das Unternehmen einen separaten Geschäftsbereich für Auftragsfertigung, die „Intel Foundry Services“.

Intel will seine Fertigungskapazität weltweit stark ausbauen, hatte der neue CEO Pat Gelsinger zu seinen Amtsantritt Anfang März verkündet. Nun präzisiert Christin Eisenschmid, Vice President und Geschäftsführerin der Intel Deutschland GmbH, die Aussagen des Intel-Urgesteins und Hoffnungsträgers: „Unsere Investitionen werden wir auf die USA und die Europäische Union fokussieren“, sagt die Managerin, die auch Direktorin für weltweite Regierungsbeziehungen des Konzerns ist.

„Wir machen nicht halt!“ – Pläne für weitere Expansion in der EU

Bereits heute sei die EU ein sehr wichtiger Standort für Intel. Seit 1989 habe das Unternehmen rund 15 Mrd. US-Dollar in die Fertigungsstätten in Irland investiert. Angesichts der Kosten moderner Halbleiterfabriken erscheint dieser Betrag allerdings eher bescheiden, zumal er sich auf einen Zeitraum von gut 30 Jahren verteilt. Zum Vergleich: Modernste Fabs können ohne weiteres 15 Mrd. US-Dollar und mehr an Baukosten verschlingen – pro Einheit.

Trotzdem ist Intel einer der größten Hersteller von Halbleiterprodukten in der Region. „Aber wir machen nicht Halt!“, verspricht Eisenschmid. So habe das Unternehmen zwischen 2019 und 2021 zusätzliche 7 Mrd. Dollar investiert, um die verfügbaren Produktionsflächen in Irland und Europa mehr als zu verdoppeln – und die Grundlage für die weitere Expansion zu legen.

7-nm-Prozesstechnologie kommt nach Irland

Nach Angaben von Eisenschmid soll diese Investition Intels neueste 7-nm-Prozesstechnologie nach Europa bringen und Fertigungsabläufe erweitern. Nach Fertigstellung würden rund 1.600 permanente Hightech-Arbeitsplätze geschaffen sein – und über 5.000 Arbeitsplätze im Baugewerbe. „Insgesamt haben wir in der Europäischen Union dann mehr als 10.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, mit den größten Standorten in Irland, Polen und Deutschland“, sagt Eisenschmid.

Chips seien mittlerweile zu einem systemrelevanten Gut geworden. Das habe nicht zuletzt die gegenwärtige Pandemie mit ihren schlimmen Auswirkungen auf Menschen weltweit gezeigt. „Ich möchte nicht spekulieren, wie die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Krise ohne Videokonferenzen und andere Formen der elektronischen Kommunikation wären“, sagt die Managerin. Auch in anderen Bereichen wie der Telemedizin, dem Bildungswesen oder der Unterhaltung habe Intel mit den eigenen Produkten das Leben der Menschen weltweit bereichert beziehungsweise verbessert.

Neuer Geschäftsbereich zur Auftragsfertigung: „Intel Foundry Services“

Zusätzlich gründet Intel den neuen Geschäftsbereich zur Auftragsfertigung von Chips, die „Intel Foundry Services“. Dies sei eine „unmittelbare Maßnahme zur Erhöhung unserer Fertigungskapazitäten“. Damit verfolgt Intel ein ambitioniertes Ziel: Man wolle seinen Anteil dazu beitragen, dass Europa bis zum Jahr 2030 20 Prozent der Weltproduktion an Halbleitern fertigen wird – einschließlich moderner Prozessoren.

Daraus lässt sich ableiten, dass der Konzern auch von einem wachsenden Chipverbrauch in Europa ausgeht – was die Entwicklung der letzten Jahre/Jahrzehnte umkehren würde. Zum Vergleich: Aktuell verbraucht ganz Europa lediglich so viele Chips wie ein einziger Großproduzent von Elektronikprodukten in China. Oder mit den Worten des FBDi-Vorstandsvorsitzenden Georg Steinberger (Avnet): „Europa ist eine substrategische Region, deren gesamter Bauteilebedarf dem eines einzigen großen Auftragsfertigers in China entspricht.“

Neues Fertigungsmodell „IDM 2.0“

Pat Gelsinger hatte am Mittwoch auch einen Überblick zum Stand der 7-nm-Technologie bei Intel gegeben – inklusive des neuen Fertigungsmodells „IDM 2.0“, eines Ausblicks in zukünftige CPU-Generationen und den obligatorischen positiven Aussagen seiner Partner zu den Intel Foundry Services. Sicher will der langjährige größte Chipproduzent der Welt damit auch die langwierigen Probleme mit seiner 10-nm-Prozesstechnik endlich hinter sich lassen.

„Wir machen nicht halt!“: Christin Eisenschmid, VP un Geschäftsführerin von Intel Deutschland freut sich über die Ausbaupläne des US-amerikanischen Chipherstellers in Europa.
„Wir machen nicht halt!“: Christin Eisenschmid, VP un Geschäftsführerin von Intel Deutschland freut sich über die Ausbaupläne des US-amerikanischen Chipherstellers in Europa.
(Bild: Intel)

Eisenschmid hebt in diesem Zusammenhang die Vorteile der eigenen Fertigung, eigener Designs und langjähriger Erfahrung und Expertise in der Lieferkette hervor, die Intel als „signifikanten Mehrwert für unsere Partnerschaften und Kunden“ vorweisen könne.

Weitere Investitionen in der EU geplant – Fertigung im Mittelpunkt

Noch im Laufe dieses Jahres werde Intel die nächste Erweiterungsphase ankündigen. Diese soll helfen, das neue Foundry Geschäft in den USA, Europa und anderen globalen Standorten zu unterstützen. „Wir freuen uns, zukünftig weitere Investitionen in unserer Region tätigen zu können“, blickt Eisenschmid nach vorn.

„Wir sind bereit, die nächste Ära der Innovation bei Intel einzuleiten, in der die globale Fertigung im Mittelpunkt steht“, sagt die Deutschland-Chefin von Intel. Man wolle sich hier in Europa Teil für eine verantwortungsvollere, inklusive und nachhaltigere Zukunft engagieren, „die durch unsere Technologie sowie das Fachwissen und die Leidenschaft unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ermöglicht wird“.

Zur Person: Christin Eisenschmid

Christin Eisenschmid ist VP, Geschäftsführerin der Intel Deutschland GmbH und Direktorin für weltweite Regierungsbeziehungen. Sie ist verantwortlich für das strategische Engagement von Intel mit Regierungen und Verbänden, um die politischen Positionen von Intel zu vertreten und Unternehmenswachstum und Innovation zu ermöglichen.

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