Interview: HALO-Blooming im Fahrzeug „Wir entwickeln eine praxisnahe Testmethode ohne Spezialequipment“

Das Gespräch führte Dipl.-Ing. (FH) Hendrik Härter

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Die Experten des DFF – Global Network for Display Professionals entwickeln eine Testmethode zum Blooming (HALO-Effekt), die vor allem für Autohersteller und deren Zulieferer interessant ist. Doch nicht alle Display-Typen sind von dem Phänomen betroffen.

Displays im Fahrzeug sind besonderen Anforderungen ausgesetzt. Eine praxisnahe Testmethode soll dabei helfen, das HALO-Blooming aufzuspüren.
Displays im Fahrzeug sind besonderen Anforderungen ausgesetzt. Eine praxisnahe Testmethode soll dabei helfen, das HALO-Blooming aufzuspüren.
(Bild: Audi)

Der sogenannte HALO-Effekt wirkt sich massiv auf die visuelle Qualität von Displays aus. Displayexperten des DFF – Global Network for Display Professionals – schlossen sich deshalb im Juli 2022 während eines Summits in Kronberg im Taunus zur neuen Arbeitsgruppe HALO zusammen. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, eine Spezifikation zu erstellen, die als weltweiter Standard für die Automobilindustrie und andere Branchen mit hohen Anforderungen an die Bildqualität gelten soll. Die Experten arbeiten gemeinsam an einer Testmethode, die zeigt, wie sich HALO für die verschiedenen Display-Technologien für Automobilanwendungen – und darüber hinaus – messen lässt.

Mit einem Kick-Off-Meeting an der Hochschule Pforzheim nahm die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Donald Schaffer, Head of Automotive Solution Business Unit Europe, Dexerials Europe B.V., im September 2022 ihre Arbeit auf.

Im Interview äußern sich Donald Schaffer, Leiter der HALO-Arbeitsgruppe des DFF und Head of Automotive Solution Business Unit Europe, Dexerials Europe B.V., Prof. Dr. Karlheinz Blankenbach, Hochschule Pforzheim und Ehrenvorsitzender des DFF und Michael Stützel, Head of Development, Displays & Illumination SemsoTec Group und Vorstandsmitglied des DFF, zum Thema HALO-Blooming im Fahrzeug.

Herr Prof. Blankenbach, erklären Sie bitte, was man unter dem HALO-Blooming versteht

Prof. Dr. Karlheinz Blankenbach von der Hochschule Pforzheim ist Ehrenvorsitzender des DFF.
Prof. Dr. Karlheinz Blankenbach von der Hochschule Pforzheim ist Ehrenvorsitzender des DFF.
(Bild: DFF)

Blooming, auch bekannt als HALO-Effekt, ist ein Display-Artefakt. Dieses tritt auf, wenn Licht von hellen Objekten in dunklere Umgebungsbereiche ausstrahlt. Dadurch entsteht eine Art Lichthof um das Objekt, auch Lichthofeffekt genannt. Je nach Anzeigetechnologie kann der Effekt stärker oder schwächer ausgeprägt sein. Bei Full-Array-Local-Dimming- (FALD-)LC-Displays ist Blooming am stärksten ausgeprägt. Bei herkömmlichen LC-Displays hingegen ist das wegen eines Kontrastverhältnisses von 500 bis 1.000:1 meist nicht zu bemerken. Auch bei OLED-Displays haben wir HALO gemessen, allerdings ist der Effekt hier deutlich schwächer ausgeprägt als bei FALD.

Zu beachten ist, dass HALO auch im Auge entstehen kann und durchaus etwa ein Prozent der Leuchtdichte eines hellen Bildschirmobjektes im Auge gestreut werden. Im Internet kursieren viele Fotos zu Blooming. Meist sind diese Fotos aber im Dunkeln mit unnatürlich hoher Leuchtdichte entstanden.

Herr Schaffer, in einer Arbeitsgruppe innerhalb des DFF – Global Network for Display Professionals – arbeiten die Experten an einem weltweiten Standard für eine HALO-Spezifikation. Können Sie das bitte näher erläutern?

Donald Schaffer ist Leiter der HALO-Arbeitsgruppe des DFF und Head of Automotive Solution Business Unit Europe bei Dexerials Europe B.V.
Donald Schaffer ist Leiter der HALO-Arbeitsgruppe des DFF und Head of Automotive Solution Business Unit Europe bei Dexerials Europe B.V.
(Bild: DFF)

Die Arbeitsgruppe HALO ist im Juli 2022 auf dem DFF-Summit in Kronberg im Taunus entstanden. Basis hierfür waren die auf der SID Display Week 2022 präsentierten HALO-Messungen von Prof. Dr. Karlheinz Blankenbach von der Hochschule Pforzheim, Ehrenvorsitzender des DFF. Ziel ist es, eine Testmethode zu erarbeiten, die definiert, wie sich HALO für die verschiedenen Anzeigetechnologien messen lässt.

Relevant ist das insbesondere im Automobil. Aber auch in weiteren Bereichen, die eine hohe Bildqualität erfordern. Dazu gehört beispielsweise die medizinische Bildgebung. Zentral für uns ist es, eine möglichst praxisnahe Testmethode zu entwickeln, die ohne Spezialequipment auskommt, zuverlässig und reproduzierbar ist.

Warum ist das für Autohersteller und ihre Zulieferer ein Punkt, der beachtet werden muss?

Gerade die Premium-Hersteller zeichnen sich durch Innovation und Integration neuer HMI-Systeme aus. Displaytechniken wie OLED und FALD (Full Array Local Dimming) tragen dazu bei, eine noch bessere Benutzererfahrung und Bildqualität zu gewährleisten. Die HALO-Spezifikation des DFF wird einen Standard für die gesamte Lieferkette definieren, der allen in der Wertschöpfungskette der Displayindustrie miteinander verknüpften Firmen zugute kommt.

Herr Prof. Blankenbach, mit welchen Mitteln/Techniken lässt sich der unerwünschte Effekt in einem Display vermeiden?

Wie bereits erwähnt, tritt Blooming bei hellen Objekten vor dunklem Hintergrund auf. Das nennt man auch Negativ-Darstellung. Bei einer Positiv-Darstellung, also dunkler Vorder- und heller Hintergrund, ist dieser Effekt praktisch nicht wahrnehmbar.

Herr Stützel, aus welchen Anforderungen oder Anwendungen kommen die Qualitätsansprüche speziell für HALO-Blooming?

Michael Stützel ist Head of Development, Displays & Illumination SemsoTec Group und Vorstandsmitglied des DFF.
Michael Stützel ist Head of Development, Displays & Illumination SemsoTec Group und Vorstandsmitglied des DFF.
(Bild: Andreas Ulrich Abele)

In Fahrzeugen aller Art, in Flugzeugen, in der graphischen Industrie- und Videoproduktion sowie der Medizintechnik kommt es auf höchste Bildqualität an. Denn nur diese gewährleistet eine akzeptable Ablesesicherheit. Blooming, HALO oder Inhomogenitäten von Objekten stören diesen hohen Anspruch.

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