Mutmacher Von der Corona-Krise zur neuen Realität
Corona bedeutet Abschied nehmen von vertrauten Sicherheiten, aber es liegt auch ein Neubeginn vor uns – mit etlichen Chancen.
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ELEKTRONIKPRAXIS: Herr Behrens, wie gehen Sie und RS Components mit der Corona-Krise um?
Frank Behrens, PR & Advertising Manager Central Europe bei RS Components:Ich glaube, dass die eigene Benennung der Situation eine große Rolle spielt. Daher halte ich es mit jenen, die vom Begriff der Krise zu dem einer neuen Realität übergehen. Es bedeutet Abschied nehmen von vertrauten Sicherheiten, aber es liegt auch etwas Neues vor uns. Wie immer im Leben liegt der Schlüssel zur Lösung in der Kreativität. Es hat wenig Sinn, sich über Verlorengegangenes zu grämen. Es gibt viele neue Möglichkeiten.
So erlebe ich in meiner ganz eigenen beruflichen Praxis, dass statt des Besuches, der Videocall eine neue Qualität und Verbindlichkeit erhält. War es früher mitunter so, dass der Call oft ein nachrangiges Tool war, dem mitunter auch nicht die Aufmerksamkeit geschenkt wurde, die er verdient, ist er jetzt die vitale Schnittstelle nach außen. Diese gehobene Wertschätzung schafft neue Möglichkeiten für verbindlichen Austausch. Auch nehmen sich viele Menschen mehr Zeit für ein solches Gespräch, da Zeitbudgets durch nicht mehr anfallende Reisen anders gewichtet werden können. So entsteht wenn auch aus der Ferne ein sehr verbindlicher Austausch.
Somit ist meine Maxime in allem das Potenzial zu suchen. Viele Veränderungen waren bereits in uns angelegt und erhalten nun die Chance, sich in der neuen Wirklichkeit zu beweisen.
Wann tritt aus Ihrer Sicht eine Normalisierung des Geschäfts ein?
Der Zeithorizont kann wohl als recht unklar bezeichnet werden. Niemand weiß derzeit definitiv, wie lange die Beschränkungen noch aufrechtzuerhalten sind. Wir müssen uns auf unbestimmte Zeit darauf einrichten, dass ein großer Teil unseres Geschäftslebens unter neuen Vorzeichen passiert. Es sind Lösungen zu treffen, die Bestand haben können, die andererseits auch schnell wieder umkehrbar sind.
Werden wir wieder zu einem „Normalzustand“ wie vor der Krise zurückkehren oder werden sich Prozesse und Abläufe künftig ändern?
Wie viele Menschen glaube ich nicht daran, dass selbst „nach Covid-19“ alles so sein wird wie vorher. In der kommenden Zeit wird die Herausforderung klar im „Back to work“ liegen. Wir müssen uns fragen, wie wir in Zukunft damit umgehen, dass wir zurück in den Alltag gehen und doch ganz besondere Schutzkriterien erfüllen. Es ist trotz aller Lockerungen wie Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: „Wir leben dann weiterhin in der Pandemie“. Wir müssen effektive Maßnahmen definieren und umsetzen. Besonders sind technische Innovationen gefragt vom einfachen Personenzähler am Eingang bis zur aufwändigeren Sensorik.
Was für Lerneffekte haben Sie aus der Krisensituation mitgenommen und fühlen Sie sich für die Zukunft gewappnet?
Was die Lerneffekte betrifft, so kann ich hier am Besten zunächst aus meinem eigenen Tätigkeitsbereich berichten. Für die Kommunikation heißt es noch viel mehr als früher, wirklich relevant zu kommunizieren. Ein Einfaches „Weiter so“ ist sicher nicht die richtige Antwort. In unserem Unternehmen hat die dazu geführt, dass wir beispielsweise täglich abteilungsübergreifend in Kontakt stehen, um neue Ideen zu entwickeln und Projekte in dieser Richtung voran zu treiben. Das reicht von einer problemspezifischen Produktauswahl-Homepage über Case Studies bis hin zu Produktinnovationen.
Einen weiteren großen Lerneffekt hatte ich im Bezug auf die zu wählenden Kommunikationskanäle. Bestimmte Soziale Medien erhalten einen noch größeren Auftrieb. Dies gilt meiner Ansicht nach ganz besonders für YouTube. Ich denke, dass für den B2B-Bereich hier ein ganz großer Durchbruch erzielt wurde. Es entsteht ein neuer Kanal der Bewegtbildkommunikation, der zwischen dem 1:1-Gespräch und der professionellen filmischen Darstellung liegt.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in der Fachzeitschrift ELEKTRONIKPRAXIS Ausgabe 15/2020 (Download PDF)
Der kanalspezifisch geduldete Improvisations- und Spontaneitätscharakter etabliert eine neue Qualität, sich in der Art eines „Werkstattgesprächs“ an eine speziell interessierte Zielgruppe zu wenden. Das „Kamingespräch“ kommt niederschwellig zu jedem nach Hause und der Inhalt entscheidet über die Relevanz und nicht unbedingt nur die Hülle der professionellen Produktion. Doch auch ganz generell hat es einen nicht rückholbaren Digitalisierungsschub gegeben.
Mein Ansatz ist, dem Allen so offen als möglich entgegenzutreten und ganz im Sinne der Systemtheorie Niklas Luhmanns der gestiegenen Komplexität der Umwelt durch eine größere eigene Komplexität zu begegnen.
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