Elektronikschrott Nur 15 Prozent der Edelmetalle in Altgeräten werden wiedergewonnen

Redakteur: Franz Graser

Um auch in Zukunft Elektro- und elektronische Geräte bauen zu können, muss das Recycling von Elektronikschrott intensiviert werden. Dadurch werden Rohstoffe geschont und Umweltrisiken minimiert. Zu diesem Ergebnis kam die erste e-Waste Academy in der ghanaischen Hauptstadt Accra.

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(Bild: StEP/EMPA)

320 Tonnen Gold und 7500 Tonnen Silber werden jedes Jahr für die Produktion von PCs, Handys, Tablet-Computern und anderen Elektronikprodukten aufgewandt. Das entspricht einem Gesamtwert von 21 Milliarden US-Dollar oder dem gesamten Bruttoinlandsprodukt von El Salvador. Allerdings werden gerade einmal 15 Prozent dieses ungeheuren Vermögens durch Recycling-Maßnahmen wiedergewonnen.

"Urban Mining" im Elektronikschrott

Bei der ersten e-Waste Academy, die Ende Juni in der ghanaischen Hauptstadt Accra stattfand, schlugen die Referenten das Konzept des sogenannten „Urban Mining“ vor, das zum Ziel hat, aus Elektronikschrott die verarbeiteten Edelmetalle zurückzugewinnen. Die Lagerstätten im Elektronikschrott seien um den Faktor 40 bis 50 reicher als die Gesteine, aus denen die Edelmetalle auf konventionelle Art gewonnen werden.

Angesichts des steigenden Preises für Rohstoffe – der Preis für die Unze Gold liegt derzeit bei knapp 1.300 Euro – könnte daher das Recycling der wertvollen Materialien auch ein finanziell lohnendes Unterfangen werden.

Das Problem liegt leider momentan darin, dass praktisch 50 Prozent des Goldes allein aufgrund der zum Teil reichlich groben Zerlegungsmethoden, die in Entwicklungsländern üblich sind, verloren gehen (siehe auch Bildergalerie). Von dem übrig bleibendem Material wird dann maximal ein Viertel zurückgewonnen. Deshalb verharrt der Recycling-Grad bei Edelmetallen weltweit bei bescheidenen 15 Prozent.

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Dafür wurden unter anderem mit Unterstützung der Vereinten Nationen Projekte wie GeSI (Global e-Sustainability Initiative) und StEP (Solving the E-Waste Problem) gegründet, die gemeinsam in Accra die e-Waste Academy ausrichteten. „Projekte wie GeSI und StEP helfen dabei, Entscheidungsträger miteinander zu vernetzen, um Ideen, Informationen und Techniken für echte Lösungen für das Elektroschrott-Problem zu teilen und den Übergang zu einem geschlossenen Materialkreislauf zu ermöglichen“, sagt Luis Neves, der Vorsitzende der GeSI.

„Wir müssen Elektroschrott nicht als Last, sondern als Chance betrachten“, ergänzt Alexis Vanderdaelen von der belgischen Recycling-Firma Umicore Precious Metals Refining. Der Gedanke des „Müll-Managements“ müsse durch den Gedanken des „Ressourcen-Managements“ abgelöst werden, forderte Vanderdaelen. Dazu müsse man davon abkommen, primär die Masse und das Volumen des Mülls zu betrachten und sich auf die Qualität bestimmter Bestandteile des Schrotts konzentrieren.

Er schlug einen zweistufigen Prozess vor. Entwicklungsländer sollten den Schrott, der bei ihnen erzeugt wird, vorsortieren, um ein Maximum an wiedergewonnenen Materialien zu gewährleisten. Die technisch schwierigere Aufspaltung des Schrotts und die Rückgewinnung der Edelmetalle könne dann in entwickelten Nationen stattfinden, wo die entsprechenden Techniken zur Verfügung stünden.

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