LED-Module aus Deutschland trotzen der billigen Massenware
Einfach nur LED-Module zu fertigen ist keine Kunst. Hersteller Lumitronix kommt den wachsendem Bedarf nach smart zu bedienenden Licht nach und hat für die wachsende Nachfrage nach intelligenten LED-Steuermöglichkeiten ein eigenes Embedded-Team ins Leben gerufen. Auch der Standort in Deutschland wird weiter ausgebaut.
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Die Qualität der LED-Beleuchtung steigt: Es reicht heute für den professionellen Anwender nicht mehr aus, ein Leuchtmittel zu tauschen. Der Trend geht zu Leuchten mit integrierten LED-Modulen. Hinzu kommt der Preisfaktor. Allein in Asien zu produzieren ist für einen hochautomatisierten Fertiger wie Lumitronix kein Vorteil mehr. Näher am Kunden, Qualität anbieten aber auch spezielle Entwicklungen zusammen mit Partnern zeichnen das Geschäft von Lumitronix aus. Wir sprachen mit Geschäftsführer Christian Hoffmann über das schwierige Geschäft mit der LED aber auch über Trends in der Beleuchtungsbranche und dem Human Centric Lighting (HCL).
Wer heute auf dem LED-Markt Geld verdienen will, muss sich spezialisieren. Wie grenzen Sie sich von Ihren Mitbewerbern ab?
Wir versuchen einen immer größeren Teil der Wertschöpfungskette in unser Haus zu holen. Als wir vor 14 Jahren starteten, beschränkten wir uns ausschließlich auf den Online-Handel. Inzwischen entwickeln und fertigen wir nahezu all unsere LED-Module selbst am Standort Hechingen und verfügen durch ungefähr 3000 Industriekunden über ein sehr breites Branchenwissen. Nächstes Jahr kommt eine zusätzliche Fertigungsanlage für flexible LED-Platinen hinzu, die es uns ermöglichen wird, noch weiter zu wachsen.
Lumitronix hat unter anderem LED-Module entwickelt, die sich wie ein Puzzle zusammensetzen lassen. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Wir suchten jahrelang nach einer Möglichkeit, Platinen Stoß and Stoß sowie verschattungsfrei miteinander zu verbinden und dabei die Höhe des Moduls beizubehalten. Außerdem sollte die Auflagefläche homogen bleiben und nicht durch den Stecker unterbrochen werden, der üblicherweise oben oder unten über die Platine herausragt und damit beispielsweise ein flächiges Verkleben erschwert. Lange Gespräche und Entwicklungsversuche mit den großen Stecker-Herstellern blieben erfolglos. In einer unserer Brainstorming-Runden kam uns irgendwann die Idee, die Platine selbst zur mechanischen Arretierung und elektrischen Kontaktierung zu nutzen, was uns nach vielen Prototypen auch wiederholbar und zuverlässig gelang. Für dieses inzwischen patentierte Conext-Verbindungssystem brauchten wir ein Produkt, mit dem wir die Vorteile demonstrieren konnten und entwickelten unsere puzzleähnlichen LED-Module ConextPlay und ConextMatrix.
Sie fertigen Ihre Produkte am Standort Deutschland. Welche Vorteile für Ihre Produkte ergeben sich daraus?
Wir sehen uns in der Branche einem starken preislichen Wettbewerb unterworfen. Der Schluss könnte daher naheliegen, im günstigen Fernost zu beziehen. In Asien sind aber vor allem die Lohnkosten geringer. Bei hohem Automatisierungsgrad, wie in unserer Fertigung, ergeben sich gegenüber einem deutschen Produktionsstandort nach Abzug von Transport und Qualitätssicherung kaum Kostenvorteile. Zusätzlich erhöhen wir in unserer hauseigenen Produktion die Zuverlässigkeit und Lieferzeit erheblich. Unsere industrielle Kundschaft schätzt das. Zudem ist das Qualitätsmerkmal „Made in Germany“ nach wie vor in der ganzen Welt hoch angesehen und bringt uns dadurch entscheidende Vorteile in der Akquisition potentieller Kunden.
Ihr Unternehmen ist gerade umgezogen – ein Zeichen für Wachstum und dass Sie alles richtig gemacht haben. Wo sehen Sie den Markt der LED-Beleuchtung in den nächsten fünf Jahren?
Im Konsumentenumfeld geht der Trend weg von austauschbaren Leuchtmitteln hin zu Leuchten mit integrierten LED-Modulen. In der Industrie sehen wir einen stark wachsenden Bedarf nach Lösungen mit smarter Bedienbarkeit. Einfach nur LEDs auf eine Platine zu löten, ist heute keine Kunst mehr. Viele Hersteller möchten ihr Produkt inzwischen mit Funktionen wie Tunable White oder Dim2Warm ausrüsten mit einer Ansteuerung per Casambi, Bluetooth oder Dali. Wir haben für diese Nachfrage nach intelligenten Steuerungsmöglichkeiten ein eigenes Embedded-Team ins Leben gerufen, das sowohl aus Hardwareentwicklern als auch aus Softwareprogrammierern besteht.
Mit dem PowerController V2 haben wir auf der Light+Building 2018 ein erstes tolles Ergebnis aus dieser Zusammenarbeit vorgestellt. Der PowerController ist ein kleines Steuergerät für Leuchten, das alle gängigen Funktionen und Schnittstellen in sich vereint. Mittels eines Desktop-Programmes kann sich unsere Kundschaft das gewünschte Verhalten für jede Leuchten-Familie selbst und individuell zusammenstellen. Während bei der einen Leuchtenfamilie durch Betätigen eines Tasters ein Dimmszenario in Gang gesetzt wird, ist es bei einer anderen Leuchtenserie ein Tunable-White-Fading. Das erspart den Leuchtenherstellern Entwicklungskosten, Entwicklungszeit, Lagerhaltung und die Bestellung von vielen verschiedene Steuergeräten. Hinzu kommt, dass der PowerController aufgrund seiner minimalen Baugröße problemlos in nahezu jeden Leuchtenkorpus integriert werden kann, was den Leuchten-Designern viel Freiheiten in der Gestaltung verleiht.
Welche Trends und Entwicklungen am LED-Markt sehen Sie aktuell in den nächsten Jahren?
Ein sehr wichtiges Thema in der Branche ist Human Centric Lighting (HCL). Die Menschen wünschen sich eine Beleuchtung, die sich ihrem biologischen Rhythmus anpasst und ihnen ein gutes Gefühl gibt. Die großen LED-Hersteller haben darauf bereits reagiert und mit Produkten wie Optisolis (Nichia) und LEDs entwickelt, die fast ohne unerwünschte blauen Lichtwellen auskommen und ein Licht emittieren, welches dem der Sonne gleicht. Auch wir haben uns dieser Entwicklung angenommen und zusammen mit Toshiba Materials, Seoul Semiconductor und anderen Partnern ein besonderes Highlight entwickelt. Dazu haben wir einen Prototyp einer mit uns entwickelten Leuchte entwickelt, welche in der Lage ist, sowohl die Farbtemperatur und Helligkeit abhängig von Zeit und Ort zu verändern, als auch das gesamte sichtbare Spektrum des Sonnenlichts wiederzugeben. Dabei kamen unsere mit SunLike-LEDs bestückten LinearZ-Module im Zhaga-Standard sowie der PowerController V2 zum Einsatz, der für individuelle Beleuchtungsszenarien sorgt.
Auf der diesjährigen LED Professional Symposium & Expo 2018 in Bregenz gewann das Projekt den LpS-Award in der Kategorie „Best Field Application“.
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