Arbeitsbedingungen in US-Tech-Branche Intel-Ingenieure wollen sich in einer Gewerkschaft organisieren
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Seit einigen Monaten rumort es in der US-Tech-Branche. Auch bei Intel in Oregon fordern jetzt 350 Ingenieure, dass der Konzern eine Gewerkschaft billigt.

Matt West, Ingenieur bei Intel und Kongresskandidat in Oregon, hat bei der Firmen-Presskonferenz gefordert, dass die Konzernleitung sich nicht in die Organisation der Gewerkschaftsbildung einmischen soll. Mehr als 350 Intel-Ingenieure, die im Halbleiterwerk in Hillsboro, Oregon arbeiten, sind Teil der gewerkschaftlichen Anstrengungen; eine Gruppe, die sich laut eigenen Angaben bereits seit mehr als einem Jahr privat trifft und die Interessen vorantreibt. Die Gründe für die Bestrebungen der Gruppe sind vor allem in der ausbeuterischen Start-up-Mentalität zu finden, die viele Firmen im Tech-Sektor leben und vor allem auch bei Intel an der Tagesordnung sein soll.
Matt West erklärte etwa: „Viel zu lange schon arbeiten meine Ingenieur-Kollegen 80 Stunden in der Woche und das Management verlangt von uns nach Lust und Laune zwischen den Tag- und Nachtschichten zu wechseln. Wir sind ständig auf Abruf bis zu dem Punkt, an dem wir eine Genehmigung brauchten, um mehr als zwei Stunden vom Werk entfernt zu sein.“ Es habe laut West auch nächtliche Anrufe gegeben, wenn Mitarbeiter eigentlich frei haben sollten. Wenn man nicht innerhalb von 30 Minuten zurückrief, wurde der Manager informiert und es gab Konsequenzen.
Druck auf junge Mitarbeiter
West warf Intel zudem vor, vor allem junge Absolventen oder Arbeitnehmer mit einem Visum für ausländische, qualifizierte Fachkräfte einzustellen, da beiden Gruppen leichter Druck zu machen sei und diese sich weniger wehren würden. Vor allem Mitarbeiter aus dem Ausland mit Visa hätten Angst davor gehabt, mitsamt ihren Familien abgeschoben zu werden. Einige anonyme Statements verlas West ebenfalls während der PK. Viele Arbeitnehmer berichteten von 14 Stunden Schichten an sieben Tagen in Folge. Für leistungsstarke Ingenieure gebe es zudem keinen klaren Weg zur Beförderung. Transparenz bei Gehältern ist laut West ebenfalls ein Thema für die Gewerkschaft.
West forderte jetzt von Intel, dass die Verantwortlichen eine Vereinbarung unterzeichnen, in der sie zustimmen, sich nicht die Bildung einer Gewerkschaft einzumischen beziehungsweise diese zu zerschlagen. Intel soll den Wunsch nach einer gewerkschaftlichen Organisation seiner Arbeitnehmer anerkennen und den eigenen Werten gerecht werden.
Die Tech-Branche in den USA steht Kriegsfuß mit Arbeitnehmern, die sich gewerkschaftlich organisieren wollten. Erst im Januar hatten einige Mitarbeiter vonGoogle die Alphabet Workers Union gegründet, nach den Security- und Cafeteria-Mitarbeiterin die erste Gewerkschaft der Büroangestellten beim Tech-Giganten. Bei den beschriebenen Arbeitsbedingungen, die sich wie ein roter Faden durch die Tech-Branche ziehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich weitere US-Arbeitnehmer in Gewerkschaften organisieren.
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