Ende einer Ära Gordon Moore: Halbleiterpionier und Intel-Gründer ist tot
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Halbleiterpionier Gordon Moore, der 1968 Intel gründete und dessen Prognose „Moores Gesetz“ einer rasant steigenden Leistung von Computerchips über Jahrzehnte die Elektronik-Branche prägte, ist tot. Er starb im Alter von 94 Jahren in seinem Haus auf Hawaii.

Jeder, der mit Elektronik zu tun hat, kennt den Ausdruck Moores Gesetz beziehungsweise „Moore’s Law“: Das „Gesetz“, das eigentlich eine Vorhersage ist, besagt, dass sich die Zahl der Transistoren auf einem Mikrochip alle ein bis zwei Jahre verdoppelt. Hinter der gut 60 Jahre alten – und bis heute gültigen – Prognose steht Visionär und Halbleiterpionier Gordon Moore. Der ist nun im Alter von 94 Jahren im Kreise seiner Familie in seinem Haus auf Hawaii gestorben. Das haben seine wohltätige Stiftung „Gordon and Betty Moore Foundation“ und der von ihm mitgegründete Chip-Riese Intel in der Nacht zum Samstag mitgeteilt.
Moore und Robert Noyce gründeten Intel im Juli 1968. Moore war zunächst als Executive Vice President tätig, bis er 1975 President des Unternehmens wurde. Im Jahr 1979 wurde Moore zum Vorstandsvorsitzenden und Chief Executive Officer ernannt, eine Position, die er bis 1987 innehatte, als er die Position des CEO aufgab und weiterhin als Vorsitzender fungierte. 1997 wurde Moore emeritierter Vorsitzender und trat 2006 zurück.
Visionär, Vorreiter und Philanthrop
Sein Leben lang war Moore nicht nur technischer Vorreiter, sondern auch Philanthrop, engagierte sich im Umweltschutz, in der Wissenschaft und trat für die Verbesserung im Gesundheitswesen ein. Zusammen mit seiner Frau, mit der er 72 Jahre verheiratet war, gründete er die Gordon and Betty Moore Foundation, die seit ihrer Gründung im Jahr 2000 mehr als 5,1 Milliarden Dollar für wohltätige Zwecke gespendet hat.
Gordon Moore habe nie danach gestrebt, ein bekannter Name zu sein. Doch seine Vision und sein Lebenswerk hätten die phänomenalen Innovationen und technologischen Entwicklungen erst ermöglicht, die heute unser tägliches Leben prägen, sagte Stiftungspräsident Harvey Fineberg. Diese historischen Errungenschaften seien nun Teil seines Vermächtnisses: „Diejenigen von uns, die Gordon kennengelernt und mit ihm zusammengearbeitet haben, werden für immer von seiner Weisheit, Bescheidenheit und Großzügigkeit inspiriert sein.“
„Moore hat Technologiebranche geprägt wie kaum kein anderer“
Laut Pat Gelsinger, heutiger CEO von Intel, hat Gordon Moore hat die Technologiebranche durch sein Wissen und seine Visionen wie kaum ein anderer geprägt: „Er war maßgeblich an der Entdeckung der Leistungsfähigkeit von Transistoren beteiligt und hat Techniker und Unternehmer über Jahrzehnte hinweg inspiriert.“ Bei Intel sei man nach wie vor von Moores Gesetz inspiriert: „Wir werden es weiterverfolgen, bis das Periodensystem erschöpft ist.“
Frank D. Yeary, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Intel, ehrt Gordon als brillanten Wissenschaftler und einen der führenden Unternehmer und Wirtschaftsführer Amerikas: „Es ist unmöglich, sich die Welt, in der wir heute leben und in der die Computertechnik so wichtig für unser Leben ist, ohne die Beiträge von Gordon Moore vorzustellen.“ Sein Denken sei der Kern der Innovationskultur von Intel.
Erster Job bei Transistorvater William Shockley
Moore studierte Chemie. Den Weg in die Halbleiterindustrie fand er, als er nach seinem Abschluss beim Branchenpionier William Shockley anheuerte – dem „Vater des Transistors“. Shockley Semiconductor war das erste Halbleiterunternehmen im späteren Silicon Valley. Frustriert über Shockleys Führungsstil kündigte Moore gemeinsam mit sieben weiteren Angestellten und gründeten die Firma Fairchild Semiconductor. Shockley nannte sie verächtlich die „abtrünnigen Acht“.
Dort trieben sie die Idee voran, möglichst viele Transistoren auf einem Siliziumplättchen zu bündeln und mit anderen Komponenten zu einem integrierten Schaltkreis zu vereinen. Fairchilds Mikrochips kamen unter anderem im Steuerungscomputer der Mondlande-Einheit von Apollo 11 zum Einsatz. Der Erfolg der Firma war ein zentraler Grundstein für das Silicon Valley.
Moore und seine Mitstreiter wie Robert Noyce erkannten aber auch schneller als andere in der Branche, dass Chips über das anfängliche Geschäft mit Militär und Raumfahrt hinaus einen viel größeren Markt im Verbrauchersegment finden werden. 1968 gründeten Moore und Noyce die neue Firma Integrated Electronics Corporation. Der sperrige Name wurde abgekürzt zu Intel – der Rest ist Geschichte. Moore und Noyce stellten noch in demselben Jahr den späteren Intel-CEO Andy Grove als dritten Mitarbeiter ein. Zu dritt bauten sie Intel zu einem der größten Unternehmen der Welt auf. Gemeinsam wurden sie als „Intel Trinity“ bekannt. Intel machte Moore zum Milliardär.
Moores Gesetz: Gilt auch noch nach fast 60 Jahren
Moore sagte Mitte der 60er Jahre voraus, dass die Zahl der Transistoren auf einem Chip sich in regelmäßigen Abständen verdoppeln werde. Erst nannte er ein Jahr als Zeitraum dafür, ein Jahrzehnt später setzte er die Frist auf zwei Jahre hoch. Die Vorhersage erwies sich als so verlässlich, dass sie als «Moore's Law» (Moores Gesetz) bekannt wurde und Unternehmen ihre Produktstrategie danach ausrichteten.
Mehr Transistoren auf gleicher Fläche bedeuten mehr Energieeffizienz und die Möglichkeit, immer kleinere und leistungsstärkere Geräte zu bauen. Letztlich sagte Moore in einer Zeit riesiger Rechner ihre die Miniaturisierung bis hin zu heutigen Computeruhren voraus. Inzwischen schwächte sich das Tempo der Verdichtung ab, weil Entwickler an physischen Grenzen der Materialien stoßen und die weitere Verkleinerung immer aufwendiger und teurer wird.
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