Fujitsu schließt letztes PC-Werk Deutschlands und streicht 1800 Jobs
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Im Rahmen eines Konzernumbaus plant der japanische Elektronikkonzern Fujitsu, den Standort in Augsburg mitsamt der 1800 betroffenen Arbeitsplätze zu schließen. Bis zum September 2020 sollen Fertigung, Entwicklung und Logistik abgewickelt werden. Im Rest Deutschlands stehen 300 weitere Jobs auf dem Spiel.

Der japanische Computerkonzern Fujitsu macht bis zum Jahr 2020 sein Werk in Augsburg dicht. „Die Schließung betrifft alle 1500 Beschäftigten des Standorts“, teilte ein Sprecher am Freitag mit. Die Lokalzeitung Augsburger Allgemeine spricht sogar von 1800 bedrohten Arbeitsplätzen, da hier noch 300 Leiharbeiter hinzukämen. Auch etwa 300 Jobs an anderen deutschen Standorten sind gefährdet.
Die Schließung des Augsburger Werks sei Teil eines größeren Konzernumbaus, hieß es zur Begründung. Künftig wolle Fujitsu die Entwicklung, Fertigung und Logistik nach Japan verlagern.
Wie es für die Arbeitnehmer in Augsburg und München weitergeht, war zunächst unklar. „Derzeit befinden wir uns in Verhandlungen mit der Arbeitnehmer-Vertretung“, sagte der Sprecher. Die Mitarbeiter wurden am Freitagvormittag in einer Mitarbeiterversammlung gegen 9 Uhr über die Standortschließung auf dem Werksgelände informiert. Kündigungen will Fujitsu mit einem Sozialplan abfedern.
In dem schwäbischen Werk produzierte das Unternehmen bislang hauptsächlich Computer, Notebooks und Speichersysteme. Fujitsu beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 140.000 Menschen, 5500 davon in Deutschland.
„Das letzte Computerwerk Europas"
Wie die Augsburger Allgemeine aufschlüsselt, sind bei Fujitsu in Augsburg rund 550 Arbeitnehmer in der Fertigung von Servern, Speichern und Mainboards beschäftigt. Hinzu kommen rund 500 Beschäftigte in Forschung und Entwicklung sowie 400 in Funktionen wie Vertrieb und Marketing. Daraus ergeben sich zusammen die rund 1500 eigenen Beschäftigten von Fujitsu, die von der Schließung betroffen sind. Am Standort gibt es zudem mehr als 300 Leiharbeiter. Damit sind in Augsburg rund 1800 Jobs gefährdet. In München kommen 300 weitere hinzu.
Wie viele Stellen letztendlich wegfallen, sollen die Verhandlungen mit den Arbeitnehmer-Vertretern über einen Sozialplan ergeben. Fujitsu hat ansonsten jedoch keinen weiteren Produktionsstandort in Deutschland. Von dem Fertigungswerk in Augsburg abgesehen ist der Großteil der bundesweit 5500 Angestellten in kleineren Niederlassungen im Kundendienst tätig.
Das Fujitsu-Werk in Augsburg gilt als eines der letzten Werke in Europa, in dem noch Computer hergestellt wurden. Es ist außerdem die einzige verbliebene PC-Fertigung in Deutschland - ein Umstand, den das Unternehmen noch vor einem Jahr selbst betont hatte. 2017 wurden an dem Standort pro Tag bis zu 21.000 Geräte gefertigt und monatlich rund 10.000 neue Konfigurationen und Modifikationen umgesetzt. Zusätzlich wurden an dem Standort noch Entwicklungs- und Testlabore unterhalten.
Ein weiterer Elektronikhersteller zieht sich aus Augsburg zurück
Die für den Standort in Augsburg zuständige Gewerkschaft IG Metall legte Umgehend Protest gegen die Schließungspläne ein. „Das geht an die Substanz des Wirtschaftsstandortes“, sagte der bayerische Bezirksleiter Jürgen Wechsler. Er forderte die Staatsregierung in München auf, „das nicht einfach zuzulassen, sondern einzugreifen“.
Fujitsu reiht sich mit der Ankündigung in die zunehmende Zahl an Elektronikfertigern ein, die sich aus dem Standort Augsburg in den letzten Jahren zurückgezogen haben. Zum 1. November 2018 wird der LED-Hersteller LEDVANCE das ehemalige Osram-Werk zur Leuchtenherstellung schließen, was 700 Angestellten die Arbeitsplätze kostet. Im November 2017 gab Kuka größere Umstrukturierungen in seinem Betrieb bekannt, was auch den Standort Augsburg betraf. Dies brachte zugleich den Verlust von 250 Stellen mit sich. (mit Material dpa-AFX)
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