Halbleiter- und Display-Fertigung Für 20 Mrd. US-$: Foxconn und Vedanta wollen Chip- und Display-Fabs in Indien bauen
Anbieter zum Thema
Der taiwanesische iPhone-Produzent Foxconn will mit dem indischen Bergbau-Multi Vedanta eine der ersten Halbleiter- und Display-Produktionsstätten in Indien bauen. Die indische Regierung hofft dadurch auf das Entstehen von hunderttausenden Arbeitsplätzen.

Indien gilt mit seinen knapp 1,5 Milliarden Einwohnern wirtschaftlich als aufstrebendes Schwellenland mit einem riesigen Marktpotenzial – gerade auch für elektronische Produkte. Um die erwartete enorme Chip- und Display-Nachfrage befriedigen zu können, hat das indische Unternehmen Vedanta mit dem taiwanesischen iPhone-Produzenten Foxconn und dem indischen Bundesstaat Gujarat eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) unterzeichnet. Die Übereinkunft sieht vor, dass beide Konzerne mit staatlicher Unterstützung eine Halbleiter- und Display-Fabrik aufbauen.
Diese soll Chips im 28-Nanometer-Technologieknoten produzieren, während die Display-Fertigung Anzeigen „der achten Generation produzieren wird, die sowohl für kleine und mittlere als auch für große Anwendungen geeignet sind“, teilen die Partner mit. Bereits in zwei Jahren sollen die Produktionsstätten aufgebaut sein.
Auf dem Weg zu einem indischen Silicon Valley
Nach den vorliegenden Informationen wird Vedanta, das primär im Bergbau tätig ist, das Projekt maßgeblich finanzieren und auch 60 Prozent am Joint Venture halten. Foxconn wird sein technisches Know-how einbringen und die restlichen 40 Prozent halten. In einer Reihe von Tweets, in denen er das Geschäft ankündigte, sagte der Vedanta-Vorsitzende Anil Agarwal, dass die Investition dazu beitragen werde, „Indiens #Atmanirbhar Silicon Valley Wirklichkeit werden zu lassen“.
Der Bundesstaat Gujarat, aus dem der aktuelle Premierminister Narendra Modi stammt, wird dem Projekt Zuschüsse zu den Investitionskosten und zur Stromversorgung gewähren. Der Bundesstaat Gujarat wird „jede erdenkliche Hilfe für dieses Projekt anbieten“, sagte Ministerpräsident Bhupendrabhai Patel am Dienstag auf einer Presseveranstaltung. „Jede Abteilung der Regierung des Bundesstaates wird ebenfalls jede erdenkliche Unterstützung leisten, um dieses Projekt zum Erfolg zu führen.“ Foxconn teilte in einer Erklärung mit, dass die „aktive und starke Unterstützung“ das Vertrauen in die Errichtung einer Halbleiterfabrik stärke und fügte hinzu, dass die sich verbessernde Infrastruktur des Landes zu der positiven Stimmung beitrage.
Nach Angaben der indischen „The Economic Times“ sieht Modi in dem MoU „einen bedeutenden Schritt für Indiens Ambitionen, ein eigene Halbleiterfertigung aufzubauen“. Per Twitter teilte er mit: „Die Investition […] wird einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen haben. Dies wird auch ein großes Ökosystem für die Zulieferindustrie schaffen und unsere KKMU unterstützen.“
Diversifizierung der Lieferketten über China hinaus – auch über Indien?
Weltweit versuchen Elektronikkonzerne, ihre Lieferketten zu diversifizieren und breiter aufzustellen, um unabhängiger unter anderem von China zu werden – nicht zuletzt aufgrund ihrer Erfahrungen mit den Fabrik-Lockdowns im Zuge der strikten Null-Covid-Politik des Landes. Während sich die Versorgungsengpässe in vielen Ländern allmählich entspannen, fördern Schwellenländer wie Indien aggressiv die heimische Herstellung von Halbleiterchips, die unter anderem in Smartphones und anderen elektronischen Geräten verwendet werden.
:quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/6b/0a/6b0a1207aa84ef97ab38d079d241cab5/0105037897.jpeg)
China, Corona, Konflikte
Endlose Lockdowns: Wie China den Welthandel blockiert
Damit gesellt sich Indien zu den Ländern und Regionen, die Kernkomponenten für Elektronikprodukte (wieder) verstärkt selbst produzieren wollen. Ähnlich wie die USA mit ihrem CHIPS and Science Act und Europa mit dem European CHIPS Act forciert auch der riesige Vielvölkerstaat Indien den Aufbau seiner heimischen Chipindustrie und hat dazu ebenfalls eine groß angelegte Investitionsinitiative gestartet.
Die indische Regierung will ihr Land zu einem wichtigen Player in der weltweiten Halbleiter-Lieferkette entwickeln und wirbt dazu im Rahmen der 76.000 Crore Rupien (rund 9,6 Mrd. Euro) schweren Production-Linked Incentives (PLI) auch mit Anreizen für Investoren.
Offenbar mit Erfolg: Im Mai wurde bekannt, dass, angetrieben durch das Industriekonsortium ISMC, im Bundesstaat Karnataka Indiens erste moderne 65-nm-Fab für Analog-Chips entstehen soll. Auch das Gold- und Diamanten-verarbeitende Unternehmen Rajesh Export will für rund drei Milliarden US-Dollar eine Fabrik für Displays in Telangana aufbauen. Darüber hinaus plant IGSS Ventures aus Singapur den Bau eines Semiconductor High-Tech Parks (SHTP) im Bundesstaat Tamil Nadu.
Tamil Nadu hat insgesamt neun strategische Standorte ausgewiesen, die sich für den Bau von Halbleiterfabriken eignen, darunter zwei in der Nähe der Metropole Chennai. Konzentrieren will man sich auf Fabs, die Wafer mit 28 nm, 45 nm sowie 65 nm großen Technologieknoten produzieren. Darüber hinaus soll eine Infrastruktur für ein industrielles Ökosystem entstehen, das IC-Designer, Materiallieferanten, Ausrüstungslieferanten und ausgelagerte Halbleitermontage- und Testunternehmen (OSATs) beherbergt. Das Konsortium plant die Aufnahme der kommerziellen Produktion in zwei Jahren mit einem Beschäftigungspotenzial von etwa 1.500 Fach- und Produktionsarbeitern.
:quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/86/9c/869c01c6d2c24742d6344d1c8e387799/0106632751.jpeg)
Handelskonflikte
Spannungen zwischen China und den USA: Der geteilte Welthandel
:quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/9d/18/9d1832f519fbd3158461b1e39c38a242/0106347461.jpeg)
Politische Naivität und ihre Folgen
Risikostandort China: Die Industrie wird vorsichtig
(ID:48587683)