Clean Space One Ein Pac-Man-Satellit, der Weltraumschrott frisst

Von Sebastian Gerstl

Anbieter zum Thema

Das Polytechnische Institut Lausanne (EPFL) will den Erdorbit bereinigen. Ein mit einem Fangkäfig ausgestatteter künstlicher Himmelskörper soll kleine, ausgediente CubeSat-Satelliten einfangen und in der Atmosphäre entsorgen. Als Vorbild dient eine Videospielfigur.

Clean Space One: Mit einem trichterförmigen Fangnetz soll der von der EPFL konzipierte Säuberungssatellit würfelförmige CubeSats einfangen.
Clean Space One: Mit einem trichterförmigen Fangnetz soll der von der EPFL konzipierte Säuberungssatellit würfelförmige CubeSats einfangen.
(Bild: EPFL/Jamani Caillet)

Weltraumschrott durch ausgediente Satelliten, abgestoßene Raketenteile wie Entkopplungsringen und diverse Kleinteile stellen schon seit Jahren ein zunehmendes Problem für Raumfahrt und Satellitenverkehr dar. Die École polytechnique féderalé de Lausanne (EPFL) setzt sich daher für einen nachhaltigen Umgang mit Weltraumprojekten ein: Der Müll, der sich im Laufe der Jahre im Erdorbit ansammelt, soll auch wieder entsorgt werden können.

Aus diesem Grund arbeitete das Schweizer Institut an einem System, dass sich um die Entsorgung der eigenen, in Kürze ausgedienten SwissCube-Satelliten kümmert. Nach drei Jahren Arbeit wurde das "Clean Space One" genannte Projekt nun der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Vorbild: "Clean Space One" wurde vom Videospielheld Pac-Man inspieriert. Das trichterförmige Fangnetz ähnelt dem geöffneten Maul, mit dem die Spielfigur kleine Punkte "frisst".
Das Vorbild: "Clean Space One" wurde vom Videospielheld Pac-Man inspieriert. Das trichterförmige Fangnetz ähnelt dem geöffneten Maul, mit dem die Spielfigur kleine Punkte "frisst".
(Bild: gemeinfrei)

Würfelförmige CubeSat-Minisatelliten, zu denen auch der SwissCube-Typus der EPFL zählt, sind in der Forschung recht beliebt: Geringe Herstellungskosten, eine funktionale Ausstattung und ein geringes Gewicht, dass die Beförderung ins All günstig und einfach gestaltet, machen diese Einwegsatelliten, die im Fall von SwissCube etwa 10cm x 10cm x 10cm groß sind, zwar populär. Allerdings tragen sie nach Ablauf ihrer Lebenszeit umso mehr zum Überfüllungsproblem im Orbit bei. Ihre geringe Größe macht es oft schwer, die Geräte gut erfassen.

Die EPFL ließ sich daher für ihren Reinigungssatelliten nach eigener Angabe vom Videospiel "Pac-Man" inspirieren. Die gleichnamige Videospielfigur frisst leuchtende Punkte, indem es bei Bewegung permanent das Maul öffnet und schließt. "Clean Space One" besitzt ein trichterförmiges Fangnetz, dass sich ebenso öffnet und, sobald es einen SwissCubes fängt, schließt. Auf diese Weise will man nach und nach die kleinen künstlichen Himmelskörper einfangen. Anschließend werden sowohl die gefangenen Satelliten als auch Clean Space One entsorgt, indem der gezielt in die Erdatmosphäre gelenkt und zerstört wird. Der Reinigungssatellit soll seine Mission 2018 beginnen.

Ein Nachteil dieses Plans ist, dass eine solche Einsammelaktion zusätzliche Kosten verursacht, insbesondere da es sich bei Clean Space One um eine nicht wiederverwendbare Lösung handelt. Für die EPFL stellt das Projekt eher eine lehrreiche Studie dar, aus der sich Erfahrungen sammeln lassen, wie eine nachhaltige Lösung für das Weltallschrottproblem gefunden werden kann. Für industrielle Anwendungen oder weiter angelegte Forschungsprojekte wird diese Lösung nicht wirtschaftlich genug sein. Dennoch erhofft sich das Schweizer Institut, durch den Start von Clean Space One eine Initialzündung für einen nachhaltigeren Umgang mit Weltraumprojekten sorgen zu können.

Nachtrag 10. Juli 2015: In einer früheren Version des Artikels wurden missverständliche Größenangaben verwendet. Bei der Mission von Clean Space One soll es speziell um die 10x10x10cm großen "Swiss Cube"-Kleinsatelliten gehen. Um mehr Klarheit zu schaffen haben wir den Artikel entsprechend korrigiert.

(ID:43501006)

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung