Konjunktur Motoren und Ventilatoren ebm-papst mit gut zwei Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2020/21

Redakteur: Kristin Rinortner

Die ebm-papst Gruppe hat das am 31. März 2021 zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2020/21 mit einem Umsatzerlös von 2,129 Mrd. Euro abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Minus von 2,5 Prozent. Warum die Geschäftsführung trotzdem zufrieden ist.

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ebm-papst: Die größten Wachstumschancen sieht der Motoren- und Ventilatorenspezialist außerhalb Europas.
ebm-papst: Die größten Wachstumschancen sieht der Motoren- und Ventilatorenspezialist außerhalb Europas.
(Bild: ebm-papst/Louisa Marie Summer)

„Dieses Geschäftsjahr war ganz anders als alle Geschäftsjahre in den vergangenen Jahren“, erklärt COO und zukünftiger CEO der ebm-papst Gruppe Thomas Wagner. Die Gruppe blicke auf ein sehr schwieriges Geschäftsjahr zurück, bei dem man nach einem Umsatzrückgang von –28,6 Prozent im April 2020 seit September stark aufholen konnte.

Im Vergleich zum Vorjahr (2,183 Mrd. Euro) erreichten die Baden-Württemberger damit im Corona-Jahr einen Umsatzverlust von (nur) 2,5 Prozent.

Ein Minus sei zwar nicht das, was man sich gewünscht habe, so Wagner, aber letztendlich erteile sich die Geschäftsführung für die Zielerreichung des Geschäftsergebnisses die Note 2–.

Asien entwickelte sich mit plus 0,3 Prozent gut, Amerika verlor bedingt durch Kurseffekte 7,1 Prozent, Deutschland machte ein Minus von 6,4 Prozent und Europa (ohne Deutschland) –0,5 Prozent.

Für das nächste Geschäftsjahr plant Wagner mit einem Wachstum von 5,5 Prozent gegenüber 2020/21 und plus 3 Prozent gegenüber Vor-Corona. Strategisch möchte die Gruppe im Geschäftsjahr 2025/26 einen Umsatz von 2,6 Mrd. Euro erzielen.

Lieferkettenprobleme und hohe Nachfrage machen Druck

Insbesondere die fragilen Lieferketten zu Beginn der Pandemie forderten höchste Flexibilität und eine agile Finanzplanung, um die Liquidität sicherzustellen, konstatiert CFO Hans Peter Fuchs.

Die Auswirkungen konnten u.a. durch langfristige Verträge mit etablierten Lieferanten sowie durch die Internationalisierungsstrategie „local for local“ und dem damit verbundenen Ausbau lokaler Produktionskapazitäten in China, USA und Europa gering gehalten werden.

Thomas Wagner: „Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt und wir setzen alles daran, unsere Kunden wie gewohnt zu bedienen.“
Thomas Wagner: „Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt und wir setzen alles daran, unsere Kunden wie gewohnt zu bedienen.“
(Bild: ebm-papst/Louisa Marie Summer)

„Die aktuell starke weltweite Nachfragesituation und die Verknappung an Rohstoffen, Vormaterialien sowie Bauteilen insbesondere im Elektronikbereich trifft auch ebm-papst. Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt und wir setzen unter enormer Kraftanstrengung alles daran, unsere Kunden wie gewohnt zu bedienen“, bekräftigt Wagner. Derzeit habe man Lieferzeiten je nach Produkt von 6 Wochen bis 6 Monaten.

Eine Planungssicherheit gebe es noch nicht, man lebe quasi von der Hand in den Mund bei der Planung, so Wagner. Während die Lieferkettenprobleme auf der einen Seite durch Nachholeffekte geprägt sind, bemerke man auf der anderen Seite eine Störung der Logistikkette bei Kunststoffen und Stahl (Dynamobleche).

„Das kannten wir noch nicht, aber das wird sich im Jahresverlauf normalisieren“, erläutert Wagner. Die Verknappung bei Elektronikkomponenten (Batterien, Chips) allerdings sei ein strukturelles Problem, das alle weiter begleiten werde.

Auch eine „erzwungene Fixkosten-Diät“ (keine Reisen, keine Messen, Homeoffice) habe dazu beigetragen weltweit etwa 5 Prozent der Fixkosten zu sparen. Das sei ein ordentlicher Posten, ergänzt Fuchs.

Höchste Investitionen der Unternehmensgeschichte geplant

Mit den höchsten Netto-Investitionen der Unternehmensgeschichte von 182,7 Mio. Euro (Vorjahr: 108 Mio. Euro (+69,1 Prozent) reagiert das Unternehmen auf die weltweit steigende Nachfrage nach seinen Ventilatoren und Motoren.

In Johnson City, am US-Standort, beginnt im Sommer der Bau eines neuen Produktionswerkes. Durch einen Erweiterungsbau in Xi‘an (China) wird die Kapazität für das stark wachsende Geschäft in Asien weiter erhöht.

In Deutschland investiert man in drei neue Forschungs- und Entwicklungsgebäude und in Italien erfolgt ein kompletter Produktionsneubau für Schutzgitter.

Die größten Wachstumschancen sieht die Unternehmensspitze außerhalb Europas, vor allem in Asien und den USA. Hier bestünde noch ein geringer Marktanteil, während man in Europa aufgrund der hohen Marktdurchdringung mit den Märkten wachse.

Geschäftsjahr 2021/22: Strategie, Ziele und Schwerpunkte

Mit seiner neuen, marktorientierten Unternehmensstrategie move26 plant der Hidden Champion bis 2026 einen Umsatz von 2,6 Mrd. Euro zu erreichen und richtet sich damit für weiteres langfristiges Wachstum aus. move26 baut auf der „one ebm-papst“ Strategie auf, mit der das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren interne Strukturen optimiert, Synergien gehoben und sich zu einer starken Unternehmensgruppe geformt hatte.

Hans Peter Fuchs: „Wir haben mit unserem Start-up neo in Dortmund und den dort verankerten internationalen Beteiligungen wichtige Projekte gewinnen können. Besonders auf dem Gebiet der Analyse und Regelung der 'Luftqualität'.“
Hans Peter Fuchs: „Wir haben mit unserem Start-up neo in Dortmund und den dort verankerten internationalen Beteiligungen wichtige Projekte gewinnen können. Besonders auf dem Gebiet der Analyse und Regelung der 'Luftqualität'.“
(Bild: ebm-papst / Louisa Marie Summer)

Bis 2025/2026 will man sich auf das Kerngeschäft fokussiert und insbesondere Systemlösungen, digitale Lösungen und neue Geschäftsmodelle vorangebracht haben. Wesentliche Felder sind Digitalisierung und Datacenter sowie die Elektrifizierung, speziell Wärmepumpen: „Wir reden hier nicht von einer Verdopplung, wir reden hier (Wärmepumpen, Anm. d. Red.) von einem exponentiellen Wachstum“, erklärt Fuchs. Grund seien die europäischen und weltweiten Klimaziele bis 2050.

Zudem sei ein Trend zu Gleichstrommotoren zu verzeichnen, den EC-Motoren, die eine Energieeffizienz von 94 Prozent (zum Vergleich: AC 15 Prozent) bieten würden. Ab 2030 will man alte Produkte (AC-Motoren) vom Markt nehmen.

Thomas Nürnberger: „In China ist dieser wahnsinnige Speed. Den vermisst man in Deutschland.“
Thomas Nürnberger: „In China ist dieser wahnsinnige Speed. Den vermisst man in Deutschland.“
(Bild: ebm-papst / Louisa Marie Summer)

Thomas Nürnberger, seit April 2021 Gruppengeschäftsführer Vertrieb und Marketing bei ebm-papst dazu: „Wir haben als Pionier den weltweiten Markt für elektronisch geregelte EC-Ventilatoren bereitet und entwickelt. Die Technologie ist fest etabliert und wir setzen nun erneut ein klares Signal für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz.“ Dies zeigt ebm-papst auch mit Lösungen für die E-Mobility sowie durch Projekte im Bereich Heiztechnik mit Wasserstoff.

Für das aktuelle Geschäftsjahr (2021/2022) plant der Ventilatorspezialist mit leicht steigender Belegschaft und einem bereinigten Umsatzzuwachs von 4,7 Prozent auf 2,179 Mrd. Euro. Für den Bereich Forschung und Entwicklung wird man bereinigt 126,2 Mio. Euro bereitstellen, unter anderem für die Weiterentwicklung auf den Gebieten Aerodynamik/Akustik, Digitalisierung und Material- und Fertigungsinnovation.

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