Corona-Tief überwunden: Elektroindustrie optimistisch wegen steigender China-Nachfrage
Die Betriebe der deutschen Elektroindustrie blicken aufgrund der wieder ansteigenden Nachfrage aus China zuversichtlich auf die zweite Jahreshälfte. Das Schlimmste der Corona-Krise sei überstanden, so das Ergebnis einer Umfrage des Branchenverbands ZVEI zu den Auswirkungen der Pandemie.
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Nach einem von der Corona-Krise noch weitgehend unberührten ersten Quartal hat die deutsche Elektroindustrie die Auswirkungen der Pandemie und des damit verbundenen Lockdowns im zweiten Quartal mit voller Wucht zu spüren bekommen. Inzwischen sei allerdings zu erkennen, dass es für Deutschland und die Länder der Eurozone zu einer Erholung kommen kann. Zu diesem Ergebnis kommt die mittlerweile vierte ZVEI-Umfrage zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die heimische Elektroindustrie.
Der Hauptgrund dafür sei die Entspannung der Lage in Europa und Asien sowie eine wieder anziehende Nachfrage aus China: Während die USA noch mitten in der Corona-Krise stecken, erholt sich die Nachfrage aus China inzwischen wieder. Das gaben zwei Drittel der ZVEI-Mitgliedsunternehmen an, die sich an der Umfrage beteiligt haben.
Ein Jahresminus scheint unvermeidlich
Gleichwohl ist klar: Die Krise wird ein deutliches Minus hinterlassen. „Wie hoch dieses am Ende genau sein wird, können wir angesichts des sehr hohen Grades an Unsicherheit zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich sagen. Aber es ist durchaus möglich, dass wir im Durchschnitt dieser breiten Branche auf Jahressicht Umsatzeinbußen in der Größenordnung von zehn Prozent werden hinnehmen müssen“, sagte ZVEI-Präsident Michael Ziesemer.
Noch berichten sehr viele Unternehmen von leichten Beeinträchtigungen in den Betriebsabläufen (knapp 90%), fünf Prozent sogar von schweren. Die Hälfte der Unternehmen hat ihre Produktionskapazitäten gekürzt, insbesondere in Deutschland (rund 40%) und Europa (rund 35%). Aktuell befindet sich ein Fünftel der Branchenbeschäftigen in Kurzarbeit. Die Mehrheit der befragten Unternehmen plane derzeit jedoch keinen Personalabbau. Man rechne offenbar mit einem starken Wiederanziehen der Auftragslage nach Ende der Krise, wofür dann eine volle Arbeitsstärke unverzichtbar ist.
Elektrifizierung und Digitalisierung konsequent vorantreiben
Das jüngste Konjunkturpaket beurteilen drei Viertel der teilnehmenden Firmen positiv. „Es ist richtig, dass die Industrie in der Breite gefördert wird und nicht einzelne Produktgruppen“, erklärte Ziesemer. Beim Wiederhochlauf der Wirtschaft komme es darauf an, gezielt in emissionsmindernde Technologien sowie die digitale Infrastruktur und digitale Bildung zu investieren. „Nur durch Elektrifizierung und Digitalisierung können ambitionierte Klimaziele erreicht werden“, so der ZVEI-Präsident weiter.
Wichtig sei dafür, dass der CO2-Preis steige, der Strompreis allerdings deutlich sinke. „Die geplante minimale Senkung der EEG-Umlage ist zu wenig. Mehr als zwei Cent/kWh sollte die EEG-Umlage nicht ausmachen. Perspektivisch sollte sie sogar abgeschafft werden.“
Welche Veränderungen bleiben nach der Krise bestehen?
Wenn die Coronakrise eines deutlich gemacht hat, dann ist das die Verwundbarkeit der Lieferketten, wenn diese zu sehr von einem einzelnen Fertigungstandort abhängig sind. Dies wird wohl auch in Zukunft nachhaltige Konsequenzen für die Planungen innerhalb der Elektroindustrie haben.
So planen rund 30 Prozent der befragten ZVEI-Mitglieder, ihre Lieferketten künftig regionaler auszurichten, ein Fünftel will die Lieferketten breiter aufstellen. Zehn Prozent wollen ihre Lagerkapazitäten demnächst erhöhen.
Auch die Digitalisierung des Arbeitsplatzes hat starke Änderungen für die Zukunft mit sich gebracht. Die meisten Arbeitgeber haben sehr positive Erfahrungen damit gemacht, Home Office für Ihre Angestellten zu ermöglichen. Dies dürfte dafür sorgen, dass die Heimarbeit auch in Zukunft eine größer Rolle spielen wird: Rund 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen gaben an, künftig vermehrt auf Home Office zu setzen.
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