Fehlender Nachschub Chip- und Rohstoffmangel bremsen Autoindustrie noch bis 2025 aus
Unternehmensberater von AlixPartners erwarten erst 2025 wieder Absatzzahlen wie vor der Corona-Krise. Bei der Batterieproduktion holt Europa kräftig auf. Doch Zulieferer müssen sich auf harte Zeiten einstellen.

Die Verdopplung der Rohstoffkosten und fehlende Elektronikchips werden die Erholung der Autoindustrie nach einer Studie der Unternehmensberatung AlixPartners noch auf Jahre hinaus bremsen. Weltweit würden dieses Jahr voraussichtlich etwa 83 Millionen Autos verkauft. Die 2018 erreichte Rekordmarke von 94 Millionen Autos werde wohl erst wieder 2025 erreicht. Für ihre Studie haben die Autoren die Bilanzen von mehr als 300 Autoherstellern und Zulieferern ausgewertet.
Die Gewinnmargen dürften dieses Jahr wieder Vorkrisenniveau erreichen, sagte Branchenexperte Jens Haas am Freitag. Grund seien Sparprogramme, hohe Staatshilfen, „die Vermeidung von Rabattschlachten und die schnelle Erholung des chinesischen Marktes“.
„Es mangelt an fast allen wichtigen Rohstoffen“
Für nächstes Jahr erwarten die Unternehmen nur eine leichte Entspannung. „Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau ist noch nicht in Sicht“, denn es mangele an fast allen wichtigen Rohstoffen, erklärten die Studienautoren. Darüber hinaus seien die Rohstoffkosten pro Fahrzeug im Vergleich zum Vorjahr um 92 Prozent auf ein Rekordhoch von 3600 Dollar gestiegen.
Die Chip-Knappheit führe vermehrt zu Produktionsstopps in Autofabriken weltweit. Allein in Europa werde der Produktionsausfall bis zu vier Millionen Fahrzeuge betragen. „Aktuell werden Bestellungen von Ende 2020 erst im September dieses Jahres bedient.“ Mit einer Entspannung der Situation sei erst 2022 zu rechnen.
E-Antriebe: Autohersteller bauen wieder mehr selbst
Ein Problem für die traditionellen Zulieferer der Autobauer ist, dass die Autokonzerne weniger Bauteile brauchen und zudem immer mehr Anteile in die eigene Hand nehmen. Bei E-Antrieben würden 2025 weltweit 50 Prozent der Wertschöpfung von den Herstellern selbst oder in Joint Ventures produziert werden.
Der Anteil an Elektrofahrzeugen werde bis 2030 weltweit auf 23 Prozent wachsen, in Europa sogar auf 32 Prozent. Allerdings seien E-Autos heute noch bis zu 11.000 Dollar teurer als vergleichbare Verbrenner, und dieser Abstand werde nur langsam kleiner. Ohne staatliche Subventionen könnten die Absatzziele nicht erreicht werden, sagte Haas.
Autonome Systeme: Engere Zusammenarbeit bei der Software-Entwicklung
Ein wichtiger Grund für die höheren Kosten der E-Autos sei die Batterieproduktion. Vorreiter China werde seine Produktionskapazität bis 2025 auf 750 GWh ausbauen. Europa hole jedoch auf und werde seine Kapazität auf 369 GWh erhöhen. „Fast die Hälfte der europäischen Produktion ist in Deutschland angesiedelt.“ Der weltweite Ausbau werde die Kosten senken.
In naher Zukunft würden die Autobauer auch bei der Software-Entwicklung enger zusammenarbeiten. „Hersteller kämpfen derzeit damit, rechtzeitig bis zur Einführung autonomer Systeme nicht nur bei Komponenten, sondern auch bei der Entwicklung von Software genug Erfahrung zu sammeln“, erklärten die Branchenexperten.
„Der War for Talents für das Fahrzeug der Zukunft wird sich weiter verschärfen, da nicht mehr nur die großen Tech-Unternehmen wie Google oder Facebook auf Softwareentwickler angewiesen sind, sondern Autobauer mehr und mehr Ingenieure dieses Fachbereichs benötigen.“
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