Konjunktur Wie sind die Steckverbinder-Hersteller für 2021 aufgestellt?

Kristin Rinortner |

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Das vergangene Jahr war durch die Corona-Pandemie geprägt. Die Folgen zogen sich weltweit durch alle Industriebereiche. Wie haben die drei großen deutschen Steckverbinder-Hersteller Harting, Phoenix Contact und Weidmüller das (teilweise noch laufende) Geschäftsjahr 2020 bewältigt?

Steckerbinder-Branche: Wie haben die großen deutschen Steckverbinder-Hersteller das vergangene Jahr 2020 gemeistert?
Steckerbinder-Branche: Wie haben die großen deutschen Steckverbinder-Hersteller das vergangene Jahr 2020 gemeistert?
(Bild: pixabay)

In Deutschland war mit einem negativen Wirtschaftswachstum von 4,5% der „2020er Einbruch der schwerste seit den 1930er Jahren“, resümiert ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. „Den Rückgang aus der 2009er Finanzkrise (von „nur“ –0,1%) übertrifft er um den Faktor 45!“

Die Corona-Krise hat die exportorientierten deutschen Elektrotechnik-Firmen nach einem bereits schwachen Jahr 2019 nochmals voll getroffen. Zur Bewältigung der erneuten Rezession im Jahr 2020 agierten die einzelnen Unternehmen unterschiedlich schnell und mit verschiedenen Konzepten. Wir wollen die Situation der Branche am Beispiel der drei großen deutschen Steckverbinder-Hersteller Harting, Phoenix Contact und Weidmüller verdeutlichen.

Harting: Trotz Corona-Pandemie behauptet

So hat sich die Harting-Technologiegruppe im Geschäftsjahr 2019/20 (das am 30. September 2020 endete) trotz der Corona-Pandemie und des damit verbundenen weltweiten konjunkturellen Einbruchs behauptet. Der Umsatz des international tätigen Familienunternehmens stieg leicht um 1,2% auf 759 Mio. Euro (Vorjahr: 750 Mio. Euro).

„Wir haben der globalen Corona-Pandemie getrotzt. Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden“, sagt Vorstandsvorsitzender Philip Harting. Die Gruppe habe gleich zu Beginn der Pandemie schnell und flexibel reagiert, so Harting. Die Kunden- und Marktkommunikation wurde umgestellt und zu digitalen Formaten ausgebaut.

Harting: Trotzt den Corona-Entwicklungen mit leicht gestiegenem Umsatz im Geschäftsjahr 2019/2020 auf 759 Mio. Euro. Die sechsköpfige Geschäftsführung des Familienunternehmens kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Harting: Trotzt den Corona-Entwicklungen mit leicht gestiegenem Umsatz im Geschäftsjahr 2019/2020 auf 759 Mio. Euro. Die sechsköpfige Geschäftsführung des Familienunternehmens kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.
(Bild: HARTING Stiftung & Co. KG)

Der Umsatz der Unternehmensgruppe in EMEA blieb mit 278 Mio. Euro (Vorjahr: 278 Mio. Euro) stabil. In Asien stieg der Umsatz um 9% auf 202 Mio. Euro (Vorjahr: 186 Mio. Euro). Noch deutlicher fiel der Zuwachs in der Region Americas mit einem Plus von 15% auf 82 Mio. Euro (Vorjahr: 72 Mio. Euro) aus. In Deutschland ging der Umsatz um 8% auf 197 Mio. Euro (Vorjahr: 214 Mio. Euro) zurück.

Phoenix Contact: Ergebnis besser als erwartet

Für Phoenix Contact hätte sich das Geschäftsjahr 2020 (das im März 2021 endet) in eine unbeeinflussbare Richtung entwickelt, erklärt COO Ulrich Leidecker. „Corona” habe Pläne und Entwicklungen verändert und das Unternehmen unerwartet vor vielfältige Herausforderungen gestellt.

Ulrich Leidecker, Phoenix Contact: „Wir werden bei 2,37 Mrd. herauskommen, das ist ein sehr guter Wert“.
Ulrich Leidecker, Phoenix Contact: „Wir werden bei 2,37 Mrd. herauskommen, das ist ein sehr guter Wert“.
(Bild: Phoenix Contact)

Das Ergebnis werde allerdings besser als zu Beginn der Pandemie erwartet ausfallen, wo man noch mit einem Umsatzrückgang von 5 bis 10% rechnete. Aber es werde nicht an die ursprüngliche Geschäftserwartung für 2020 heran reichen.

Zur Einordnung: Der Umsatz des Geschäftsjahres 2019 belief sich auf 2,48 Mrd. Euro. Aus heutiger Sicht werde Phoenix Contact das Geschäftsjahr 2020 mit einem moderaten Umsatzrückgang von –4 bis –5 Prozent abschließen, erklärt Leidecker. Ohne Währungseffekte wären das ca. –3 bis –4%. „Wir werden bei 2,37 Mrd. herauskommen“, schätzt Leidecker. Das sei im Branchenvergleich ein sehr guter Wert.

Interessant ist auch hier die Umsatzverteilung nach Regionen. Die Umsätze in den Americas liegen bei Phoenix Contact im zweistelligen Minus, Asien entwickelt sich seit September sehr positiv mit einem steigenden Auftragseingang. China zeigt ein Umsatzwachstum von mehr als 10% und auch die Wachstumskurve in den USA geht langsam wieder nach oben (Stand November 2020).

Auswirkungen hatte die Pandemie bei den Blombergern auch auf die Lieferfähigkeit von Produkten. Eine Herausforderung sei es gewesen, valide Informationen aus den Ländern zu Produktion und Vertrieb zu erhalten, sagt Leidecker. „Wir haben praktisch über Nacht eine globale Kooperations-Plattform entwickelt, die uns einen tagesaktuellen Überblick verschafft hat.“

Infolgedessen ist mit der Berufung von Dr. Frank Possel-Dölken als Chief Digital Officer (CDO) in die Geschäftsführung die Digitalisierung nun in den zentralen Fokus der Technologie- und Prozessentwicklung im Unternehmen gerückt.

Weidmüller: Die Zuversicht alles gut bewältigt zu haben

Auch bei Weidmüller hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie schnell bewährte Wege und Abläufe auf den Kopf gestellt werden können. Doch genau dadurch sei vielen Anwendern bewusst geworden, wie die Abhängigkeiten entlang ihrer Wertschöpfungsketten gestaltet und welche Unwägbarkeiten damit verbunden sind.

Die Weidmüller Gruppe blickt ebenfalls auf ein durchwachsenes Geschäftsjahr 2019 zurück. In einem sehr schwierigen Marktumfeld erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 830 Mio. Euro. Das entsprach einem Umsatzwachstum von knapp 1%. Der Einstieg in Zukunftsmärkte wie der Elektromobilität, aber auch die weitere Automatisierung und das Geschäft mit IIoT-Lösungen sollten die Zukunftshilfen für 2020 sein. Trotzdem prognostizierte man im vergangenen Geschäftsjahr eine Abschwächung des Ergebnisses.

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Jörg Scheer, Weidmüller: „Wir haben die Herausforderungen gut bewältigt und blicken daher optimistisch auf das Jahr 2021.“
Jörg Scheer, Weidmüller: „Wir haben die Herausforderungen gut bewältigt und blicken daher optimistisch auf das Jahr 2021.“
(Bild: Weidmüller)

Jörg Scheer, Leiter der Division Device & Field Connectivity bei Weidmüller, erklärt: „Wir standen im Jahr 2020 großen Herausforderungen gegenüber, sind aber zuversichtlich, dass wir diese gut bewältigt haben und blicken daher optimistisch auf das kommende Jahr. Es wird sicherlich seine Zeit dauern, bis sich die Märkte wieder komplett stabilisiert haben.“

Genaue Zahlen wurden für das Geschäftsjahr 2020, das bis März 2021 andauert, noch nicht offiziell kommuniziert. Wago taucht in dieser Übersicht nicht auf, da das Unternehmen generell keine Prognosen im laufenden Geschäftsjahr abgibt.

Steckverbinder: Die Prognosen für das Jahr 2021

Hinsichtlich der weiteren Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres 2020/21 äußert sich Philip Harting zurückhaltend. Die Aussichten seien angesichts der Corona-Lage eingetrübt. Die Geschäftslage hänge sehr stark von der weiteren weltweiten Entwicklung der Pandemie ab und wie schnell Impfungen für weite Teile der Bevölkerung durchgeführt werden können.

„Die weltweite Nachfrage ist daher von Region zu Region unterschiedlich. Wir fahren weiter auf Sicht“, sagt Harting. Dennoch hält er ein moderates Umsatzplus im leicht einstelligen Bereich für möglich. „Wir haben überzeugende Produkte, eine kundennahe Aufstellung und eine erstklassige Mannschaft – wir schaffen das.“

Auch bei Phoenix Contact ist man vorsichtig zurückhaltend: „Die angespannte weltwirtschaftliche Lage macht eine eindeutige Prognose für 2021 schwierig. Wir gehen davon aus, dass wir ein mittleres einstelliges Wachstum erreichen können und einen Gruppenumsatz erzielen, der leicht über dem Niveau von 2019 ist“, kommentiert Ulrich Leidecker für Phoenix Contact.

„Wir stellen jetzt die Weichen, um in 2021 wieder richtig durchstarten zu können", davon ist Jörg Scheer von Weidmüller überzeugt. Er erklärt weiter: „So wird auch 2021 eine herausfordernde Zeit, dennoch sind wir zuversichtlich, dass die Wirtschaft sich nachhaltig erholt und wieder mehr Fahrt aufnimmt.“

Unser Fazit: Die Steckverbinder-Branche hat in den meisten Fällen schnell und flexibel auf die plötzlichen Unwägbarkeiten durch das Covid-19-Virus reagiert. Das betrifft u.a. Hygiene-Maßnahmen, Kurzarbeit, Homeoffice,Digitalisierung, Lieferketten und Konzentration auf's Kerngeschäft.

Sehr spannend dürften neben der weiteren Digitalisierung die für 2021 geplanten Strategien werden. Bei Phoenix Contact ist es das „Bekenntnis zur All Electronic Society“ (die Welt steht vor der Energierevolution). Harting setzt ebenfalls konsequent auf die Energiewende und ist Gründungsmitglied des Vereins der Klimaschutz-Unternehmen.

Zukunftsthemen sind bei beiden Unternehmen Single Pair Ethernet (SPE), DC-Industrie und E-Mobility. Phoenix Contact treibt darüber hinaus die offene Automatisierungsplattform PLCnext weiter (Partnerschaft mit Yaskawa; Edge-Computing mit PLCnext; PLCnext mit Safety-Erweiterung; KI für PLCnext und Machine-Learning-Algorithmen direkt an der SPS).

Auch Weidmüller stellt sich den zukünftigen Herausforderungen mit einem Datensteckverbinder für Single Pair Ethernet, bei der SNAP-IN-Anschlusstechnik oder mit der Gerätesteckverbinder-Familie OMNIMATE 4.0 für einen durchgängigen, digitalisierten Entwicklungs-, Bestell- und Produktionsprozess.

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