Energy Decentral 2022 Wie Nahrungsmittel und Solarstrom gleichzeitig produziert werden können
Vom 15. bis 18. November findet in Hannover mit der Energy Decentral eine Fachmesse zur dezentralen Energieversorgung statt. 2022 rücken Technologien zur Doppelnutzung von Flächen wie Agri-Photovoltaik und Floating-Photovoltaik in den Mittelpunkt.

Die Agri-Photovoltaik bietet die Chance, auf landwirtschaftlichen Flächen gleichzeitig Nahrungsmittel und Solarstrom zu produzieren. Und auch schwimmende Kraftwerke, sogenannte Floating-PV-Anlagen, ermöglichen den Ausbau erneuerbarer Energien, ohne Landflächen in Anspruch zu nehmen. Welche Vorteile sich durch duale Nutzung ergeben, zeigt die Energy Decentral 2022. Sie deckt das gesamte Spektrum der erneuerbaren Energien ab.
Neue Module liefern mehr Ertrag
Eine Vielzahl von Unternehmen präsentieren in Hannover End-to-End-Projektlösungen einschließlich Planung, Projektentwicklung und schlüsselfertigem Bau. Wie die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) als Messeveranstalter mitteilt, zählen zu den jüngsten Innovationen bifaciale Glas-Glas-Solarmodule, die sich vertikal wie einen Zaun aufstellen lassen. Anders als monofaciale Zellen, die nur dann elektrische Energie erzeugen, wenn Photonen auf ihre Vorderseite auftreffen. Dann fangen sie das Licht sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite ein. Je nach Rückstrahlvermögen des Untergrunds soll unter deutschen Witterungsbedingungen ein Mehrertrag bis zu 15 Prozent möglich sein.
Agri-Photovoltaik könnte Strombedarf in Deutschland decken
Das Potenzial von Agri-Photovoltaik ist groß: Mit rund vier Prozent der Agrarflächen hierzulande und aufgeständerten Solarmodulen könnten bis zu 500 Terawattstunden Strom erzeugt werden, was in etwa dem heutigen entspricht. Zu diesem Ergebnis kommt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in seinen jüngsten Berechnungen.
Durch entsprechend große Abstände neuer Solarmodule lassen sich die Flächen zwischen den Modulreihen als Weiden oder im Obstbau bewirtschaften, sagt der DLG. Eine weitere Option im Portfolio der Anbieter sei die Aufständerung von Solarbögen in mittleren oder größeren Höhen. Diese Sonnenkraftwerke dienen dann als Überdachung und schützen die Pflanzen. Dabei sind Höhen bis sechs Meter denkbar, die Ackerbau und den Einsatz des dafür erforderlichen landwirtschaftlichen Geräts zulassen.
Floating-Photovoltaik eröffnet ehemaligen Tagebauen neue Perspektiven
Auch Floating PV ist eine Technologie, die in Deutschland mehr und mehr ins Blickfeld rückt. Hierzu zählen PV-Anlagen, die sich auf Seen oder perspektivisch auch auf Meeresflächen errichten lassen. Während im asiatischen Raum bereits installierte Leistungen im zweistelligen Megawattbereich vorzufinden sind, beschränken sich laut DLG die Anlagen hierzulande infolge bisheriger Förderhemmnisse auf maximal 750 Kilowatt-Peak – eine Grenze, die mit dem EEG 2023 auf voraussichtlich ein Megawatt angehoben wird. In Deutschland kommen vor allem geflutete Flächen in Betracht, von denen allein durch den Braunkohletagebau rund 500 entstanden. Laut einer Studie des Fraunhofer ISE verfügen diese aus rein technischer Sicht über ein nutzbares Potenzial im mittleren zweistelligen Gigawatt-Bereich – so eröffnen die schwimmenden PV-Anlagen ehemaligen Zentren des Braunkohlebergbaus, wie der Lausitz, neue Perspektiven.
Montiert werden die Module, und in den meisten Fällen auch die Wechselrichter, auf Schwimmkörpern, die je nach Lösung am Ufer oder im Seegrund verankert sind. Noch liegen die Stromgestehungskosten derartiger Anlagen im Schnitt um zehn bis 15 Prozent über denen von herkömmlichen Freiflächen-PV-Kraftwerken. Ziel des Projekts PV2Float beim Fraunhofer ISE ist deshalb die Weiterentwicklung schwimmender Photovoltaikanlagen mit Blick auf Kostenreduktion, Integration in die Raumplanung und nachhaltige Umsetzung im Megawatt-Maßstab.
Weitere Informationen zur Messe Energy Decentral 2022
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