Wegen US-Sanktionen: Huawei gehen die SoCs aus
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Huaweis Bestand an High-End-Chips geht zur Neige. Laut Richard Yu, Leiter von Huaweis Consumer-Geschäft, müsse die Produktion von Huaweis leistungsstärksten Smartphone-Prozessoren bald eingestellt werden. Schuld seien die US-Embargos, insbesondere die, die den Auftragsfertiger TSMC betreffen.

Dem chinesischen Technologieriesen Huawei gehen aufgrund von US-Sanktionen hochwertige Prozessoren, insbesondere die SoCs zur Fertigung von Smartphones, zur Neige. Das geht aus den Aussagen eines führenden Managers des chinesischen Elektronikkonzerns hervor. Schuld seien die Sanktionen und der wachsende Druck, den die USA gegen China ausüben und Huawei dazu zwingen, die Produktion von High-End-Chips beim Auftragsfertiger TSMC einzustellen.
Keine Fertigungskapazitäten für High-End-Chips mehr verfügbar
Demnach soll bereits zum 15. September 2020 die Produktion der Kirin-SoCs, die in Huawei's Smartphones wie dem Mate 30 zum Einsatz kommen, eingestellt werden. Das sagt Richard Yu, Leiter von Huaweis Geschäft für Consumerprodukte, in einem Video, das im Rahmen der Industriekonferenz China Info 100 vergangenen Freitag aufgenommen wurde. Der High-End-Prozessor Kirin 990 wurde bislang im 7nm-Verfahren von TSMC gefertigt.
"Leider haben unsere Chiphersteller in der zweiten Runde der US-Sanktionen nur noch bis zum 15. Mai Aufträge angenommen," zitiert die Nachrichtenagentur AP Richard Yu in einer übersetzten Fassung des betreffenden Videos. Da keine eigenen geeigneten Produktionskapazitäten existieren und sich auch kein anderer Fertiger finden lässt, der Chips in der nötigen geringen Strukturgröße fertigen könne, müsse die Fertigung daher gezwungenermaßen zum 15. September eingestellt werden. TSMC hatte bereits bestätigt, seit dem 15. Mai keine Aufträge von Huawei mehr entgegenzunehmen.
In China selbst befindet sich kein Halbleiterunternehmen, das Fertigungskapazitäten für 7-nm-Chips oder auch 10 nm besitzt. Laut Angaben von Marktbeobachtern wie IC Insight bringen es die fortschrittlichsten Fabs in China, wie beispielsweise die des Unternehmens SMIC, derzeit nur maximal auf Strukturgrößen von 14 nm.
"Dies ist ein sehr großer Verlust für uns",sagt Yu weiter. "Dieses Jahr könnte die letzte Generation sein, in der es High-End-Chips von Huawei Kririn geben wird". Im weiteren Sinne habe die Smartphone-Produktion von Huawei "keine Chips und keinen Vorrat" mehr. Entsprechend rechnet der Manager damit, dass die Produktion in diesem Jahr niedriger sein werde als die im Jahr 2019, in der Huawei 240 Millionen Geräte produzierte.
Konsequenz aus einem langwierigen Handelskrieg
Huawei, ist einer der größten Hersteller von Smartphones und Netzwerkausrüstung, befindet sich im Zentrum der nun bald zwei Jahre andauernden amerikanisch-chinesischen Spannungen über Technologie und Sicherheit. Während sich der Handelsstreit mittlerweile auf Applikationen wie die Video-App TikTok und den in China ansässigen Nachrichtendienst WeChat ausgeweitet hat, ist besonders das Geschäft und er Einfluss von Huawei den US-Behörden ein Dorn im Auge. So steht Huawei seit Mai vergangenem Jahres auf einer Schwarzen Liste die bewirkt, dass US-Unternehmen nicht mehr direkt mit dem Konzern handeln dürfen, ohne Sanktionen vom US-Handelsministerium auferlegt zu bekommen. Seit einem Jahr wurde Huawei damit auch faktisch der Zugriff auf die neuesten Versionen des Android-Betriebssystems für die weitere Smartphone-Entwicklung verwehrt.
Im Mai diesen Jahres weiteten die USA diese Auflagen drastisch aus: Selbst international tätigen Unternehmen soll verboten werden, Chips für Huawei zu produzieren, wenn diese Technologien aus den USA für die Halbleiterproduktion einsetzen. Diese Maßnahme zielt ganz speziell auf den taiwanesischen Auftragshersteller TSMC ab, der nach Schätzungen von Branchenvertretern etwa 10% seines Jahresumsatzes mit Lieferungen an die Huawei-Tochter HiSilicon erzielt.
Dramatische Wende droht
Trotz der Sanktionen lief das Geschäft für Huawei in den vergangenen Monaten eigentlich gut. Im zweiten Quartal 2020 lieferte der Hersteller erstmals mehr Geräte aus als Samsung. Das hing auch mit den US-Sanktionen zusammen, die dazu geführt haben, dass vor allem im bevölkerungsstarken chinesischen Festland deutlich mehr Smartphones des chinesischen Hersteller gekauft wurden, was Nachfrageeinbrüche in den USA und Europa ausgleichen konnte. Damit stehen erstmals seit neun Jahren nicht Apple oder Samsung auf Platz 1 der am meisten verkauften Geräte. Diese Spitzenposition ist aber in Gefahr: Ohne eine Versorgung mit SoCs dürfte allerdings in Zukunft auch der chinesische Markt gefährdet sein.
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