Miese digitale Infrastruktur Schlechtes Zeugnis für Wirtschaftsstandort Deutschland

Von dpa

Rückschritt statt Fortschritt: Nach Einschätzung ausländischer Konzerne hat Deutschland bei wichtigen Standortfaktoren wie Steuern und Digitalisierung im EU-Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Investitionen in den Standort Deutschland werden stark zurückgefahren.

Einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter Ausländischen Konzernen zeichnet ein schlechtes Bild vom Wirtschaftsstandort Deutschland. Eine als EU-weit schlecht empfundene digitale Infrastruktur, hohe Kosten und eine rückläufige Arbeitsproduktivitat lässt internationale Unternehmen mit Investitionen zögern.
Einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter Ausländischen Konzernen zeichnet ein schlechtes Bild vom Wirtschaftsstandort Deutschland. Eine als EU-weit schlecht empfundene digitale Infrastruktur, hohe Kosten und eine rückläufige Arbeitsproduktivitat lässt internationale Unternehmen mit Investitionen zögern.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

„Zu teuer und zu langsam bei der Transformation“:

Ausländische Konzerne sehen den Wirtschaftsstandort Deutschland nach Angaben der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zunehmend kritisch und fahren ihre Investitionen zurück. Für das Steuersystem und die digitale Infrastruktur gab es besonders schlechte Noten: Hier habe Deutschland „im EU-Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit verloren“, teilte KPMG am Mittwoch mit.

Eine der schlechtesten digitalen Infrastrukturen der EU?

Die Wirtschaftsprüfer hatten 360 Finanzvorstände von deutschen Tochtergesellschaften internationaler Konzerne aus den USA, China, Japan und Europa befragt. Demnach planen nur noch 19 Prozent, in den kommenden fünf Jahren mindestens zehn Millionen Euro pro Jahr in Deutschland zu investieren. Vor vier Jahren wollten dies noch 34 Prozent.

Als größtes Investitionshemmnis nannten die befragten Konzernvorstände eine unzureichende digitale Infrastruktur. Für 9 Prozent der Befragten ist sie „die schlechteste in der EU“, für weitere 24 Prozent zählt sie „zu den fünf schlechtesten in der EU“.

Kosten für Strom und Steuern gelten als zu hoch

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: „Deutschland ist zu teuer - bei Strom, Steuern und Arbeitskosten.“ Bei Industriestrom sei Deutschland mit Kosten von 18,18 Cent pro Kilowattstunde inzwischen das Schlusslicht in der EU. Das deutsche Steuersystem stuften die befragten Finanzvorstände „als nicht wettbewerbsfähig“ ein.

Bemängelt würden inzwischen auch marode Straßen, Brücken und Schienen. Nur noch 59 Prozent der befragten Konzernvorstände stuften die logistische Infrastruktur unter den Top Fünf in der EU ein.

Die besten Bewertungen erhält der Wirtschaftsstandort für Lebensstandard (81 Prozent), öffentliche Sicherheit (80 Prozent) und politische Stabilität (80 Prozent). Als Forschungsstandort sehen 56 Prozent der befragten Manager Deutschland im EU-Vergleich in der Spitzengruppe. Deutliche Fortschritte gebe es bei der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte: Laut der KPMG-Umfrage sehen 38 Prozent der Konzerne Deutschland in diesem Punkt unter den Top Fünf in der EU.

Arbeitsproduktivität stagniert, Innovationen kaum gefördert

Allerdings liegen die Arbeitskosten mit durchschnittlich 36,60 Euro pro Stunde weit über dem EU-Durchschnitt von 28,50 Euro. Aufgrund der hohen Arbeitsproduktivität hätten internationale Investoren dies bislang in Kauf genommen. Für 72 Prozent der Befragten zählte Deutschland hier zur Spitze. „Jedoch nehmen Investoren die seit 2018 währende Stagnation der Arbeitsproduktivität in Deutschland mit Sorge wahr“ – was auch an der digitalen Infrastruktur liegt.

Auch zähle nur noch jeder dritte Befragte Deutschland zu den Top-Fünf-Standorten mit einem innovationsfördernden Umfeld. Die Attraktivität des Standorts schwinde. „Ein weiteres Anwachsen von Regulierung und Bürokratie infolge der geplanten EU-Umweltgesetzgebung“ sei eine Bedrohung für den Investitionsstandort Deutschland, warnte KPMG-Bereisvorstand Andreas Glunz.

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