Recycling von Elektrogeräten: Schonende Aufbereitung schadstoffreicher Kühlgeräte

Autor / Redakteur: Harald Erdwich * / Dr. Anna-Lena Gutberlet

Portugal prescht im Gegensatz zu Deutschland in Sachen Recycling von Elektrogeräten voraus: Eine neue Kühlgeräte-Recyclinganlage bei Lissabon erfüllt die von der EU vorgeschriebenen Anforderungen problemlos.

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Die Recycling-Anlage liefert Nichteisenmetalle, Eisenmetalle, Kunststoffe und PUR-Schaum. Die im Prozess freigesetzten „Blähmittel“ werden mittels einer Aktivkohle-Filteranlage filtriert und verflüssigt.
Die Recycling-Anlage liefert Nichteisenmetalle, Eisenmetalle, Kunststoffe und PUR-Schaum. Die im Prozess freigesetzten „Blähmittel“ werden mittels einer Aktivkohle-Filteranlage filtriert und verflüssigt.
(Bild: Erdwich)

Alle Elektroschrott-Aufbereitungsanlagen müssen ab Ende Mai 2020 die Normen EN50625-2-3 und CCL/TS 50625 des Europäischen Komitees für Elektrotechnische Normung (CENELEC) erfüllen. So wird sichergestellt, dass wertvolle Stoffe wiederverwendet und Schadstoffe fachgerecht entsorgt werden können.

Eine besondere Herausforderung stellt der Recyclingprozess von Kühlgeräten dar, da diese Fluor-Chlor- sowie Kohlenwasserstoffverbindungen enthalten, die als Schäumungsmittel zur Isolation eingesetzt wurden. Diese schädigen bei ihrer Freisetzung die Ozonschicht, weshalb sie in einer geschlossenen Aufbereitungsanlage entnommen und gesichert gesammelt werden müssen. Weiterhin müssen alle EU-Mitgliedsstaaten laut einer WEEE-Richtlinie ab 2019 mindestens 65% des Durchschnittsgewichts der Elektro- und Elektronikgeräte, die in den drei Vorjahren im betreffenden Mitgliedstaat in Verkehr gebracht wurden, sammeln.

Zum Erreichen der Recyclingquote in Portugal trägt etwa das Recyclingunternehmen Ambigroup bei. Im April 2019 wurde in Seixal, 20 km südlich von Lissabon eine Kühlgeräte-Recyclinganlage von Erdwich Zerkleinerungs-Systeme in Betrieb genommen, welche die von der EU vorgeschriebenen Anforderungen erfüllt.

Handling massiver Störstoffe erfordert Neuentwicklung

Die Anlage kann bis zu 60 Geräte pro Stunde verarbeiten und separieren. Ermöglicht wird dies durch einen besonderen Vorzerkleinerer, den Zweiwellen-Reißer RM1350/2-2500, der auch massive Störstoffe ohne Maschinenbruch händeln kann. Das Besondere beim Zweiwellen-Reißer, der als Grobzerkleinerer an der Anlage angebracht ist und die Bestandteile der Kühlgeräte für die weitere Verarbeitung und den folgenden Materialaufschluss zerlegt, ist das einfache Vorgehen bei Wartungs- und Reparaturarbeiten: So müssen die darin enthaltenen Zerkleinerungswerkzeuge bei Verschleißerscheinungen nicht erst aufwendig ausgebaut werden. Sie können im eingebauten Zustand einfach aufgeschweißt und gewechselt oder aufbereitet werden.

Die Messer des Schneidwerks aus verschleißarmen Spezialstahl sind einzeln austauschbar, sodass unterschiedliche Steckfolgen in Abhängigkeit des zu zerkleinernden Materials umsetzbar sind. Das Zweiwellen-Rotor-Reißersystem läuft besonders langsam und verspricht dadurch eine schonende Verarbeitung.

Neben diesen Faktoren war für Ambigroup auch die gute Qualität der Output-Fraktionen ausschlaggebend: Die Endprodukte Polystyrol (PS) und Eisen- beziehungsweise Nicht-Eisenmetalle lassen sich einfach trennen, um die Anforderungen der europäischen Norm erfüllen zu können. Die EN 50574:2012 mit den Erweiterungen 50574:2014 sowie 50574:2015 wurde vom Europäischen Komitee für Elektrotechnische Normung CENELEC herausgegeben. Sie regelt die Entsorgung von Altkühlgeräten und ist in Deutschland seit 2015 berichtigt als DIN-Norm aufgenommen. Für eine Erweiterung kann Erdwich die Anlage in Seixal problemlos ausbauen oder eine Brikettierung für den bislang noch lose ausgetragenen PU-Schaum nachrüsten.

* Harald Erdwich ist Geschäftsführer von Erdwich Zerkleinerungs-Systeme.

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