Xi gegen Gou Foxconn im Fadenkreuz: Zu mächtig für China?
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Egal wie reich oder erfolgreich ein Privatunternehmer ist: In China hat er vor der Kommunistischen Partei zu kuschen. Und sollte auf keinen Fall als Präsidentschaftskandidat in Taiwan antreten. Dies ist die Botschaft, die Peking gerade an Foxconn-Gründer Terry Gou versandt hat.

Terry Gou ist ein Milliardär aus Taiwan. Seine Firma „Honhai Precision Industry Co., Ltd.“ ist international unter dem Markennamen Foxconn als größter Auftragsfertiger für Elektronikprodukte bekannt. So entstehen etwa die meisten Apple iPhones in den riesigen Fertigungshallen des Konzerns. In der Volksrepublik China beschäftigt der Riesenkonzern fast 800.000 Angestellte – und ist damit der größte private Arbeitgeber nicht nur in der chinesischen Elektronikindustrie, sondern im gesamten Privatsektor des Landes. Ohne Frage ist Gou nicht irgendwer – und in den Augen der zentralistischen Führung des Einparteienstaates offenbar zu mächtig geworden. Deswegen hat diese ihm nun einen Denkzettel verpasst.
Ähnlich wie bei Jack Ma, dem Milliardär mit Rockstar-Status und Gründer von Alibaba, haben die Probleme von Terry Gou nun mit unspektakulär klingenden „Untersuchungen“ chinesischer Behörden begonnen. Wie weit sich seine Probleme von da aus ausweiten werden, ist momentan noch nicht abzuschätzen.
Die Steuerbehörden untersuchen nicht näher benannte Unregelmäßigkeiten von Foxconn in den Provinzen Guangdong und Jiangsu. Andere Behörden haben begonnen, sich mit potenziellen Verstößen gegen die Landnutzungsrechte an Foxconn-Standorten in den Provinzen Henan und Hubei zu befassen.
Fall von Alibaba: 850 Milliarden US-Dollar Vermögenswert aufgelöst
So vermeintlich harmlos hatte es bei Jack Ma auch begonnen, nachdem er es gewagt hatte, die Finanzpolitik der Kommunistischen Führung in Peking öffentlich zu kritisieren. Am Ende war er im erzwungenen Ruhestand und das von ihm geschaffene Firmenimperium in China deutlich zurechtgestutzt. 850 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten von Alibaba hatten sich in Luft aufgelöst, als Pekings Bürokraten endlich mit ihren diversen Ermittlungen fertig waren.
Terry Gou, einer der reichsten Männer Taiwans, ist als unabhängiger Kandidat für die dortigen Präsidentschaftswahlen im kommenden Januar angetreten. Eigentlich wurde er immer dem China-freundlichen Lager auf der Insel zugerechnet. Schließlich ist Foxconn der größte Auftragshersteller von Apple und der größte Teil aller iPhones wird in den Foxconn-Werken in der Volksrepublik zusammengeschraubt.
Peking duldet keine Kritik
Bei der Ankündigung seiner Kandidatur aber wurde Terry Gou sinngemäß gefragt, ob diese Tatsache Peking nicht zu viel Macht über ihn einräume und ob das gut sei für einen taiwanesischen Präsidenten.
Entweder aus einer Laune heraus – dafür ist er bekannt – oder um sich im Wahlkampf von Peking zu distanzieren, was in Taiwan viele Wählerstimmen bringt, wetterte er in seiner Antwort gegen die Machthaber in Peking.
„Falls die Chinesische Kommunistische Partei entscheidet, Vermögenswerte von Hon Hai zu beschlagnahmen, weil ich mich nicht ihren Anweisungen beuge, dann würde ich sagen “bitte schön, tut es!”„, sagte Gou. „Ich werde keine Befehle von der Chinesischen Kommunistischen Partei entgegennehmen.“
Plötzlich eingeleitete Untersuchungen
Kurz darauf, Ende Oktober, berichtete die parteinahe Zeitung Global Times in Peking dann von der Steuerfahndung und den anderen Untersuchungen gegenüber Foxconn in mehreren Provinzen des Landes.
Da diese Maßnahmen der chinesischen Behörden weniger als 100 Tage vor den Präsidentschaftswahlen in Taiwan bekannt geworden sind, gehen die meisten Beobachter vom Versuch der politischen Einmischung der KPCh in die Wahlen aus. Da gibt es eine lange Vorgeschichte. Manchmal lässt Peking sogar ein paar Mittelstreckenraketen über die Insel fliegen, um bevorstehende Wahlen zu beeinflussen.
Foxconns Börsenwert: 9 Milliarden US-Dollar verpufft
Möglich ist aber auch, dass Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sogar die Wahlen in Taiwan relativ egal sind, wenn er das Gefühl hat, die Autorität seiner Partei werde herausgefordert. Wie dem auch sei, die guten Beziehungen Terry Gous zur Parteiführung in Peking scheinen erst einmal der Vergangenheit anzugehören.
Dies ließ nicht nur den Börsenwert von Foxconn vorübergehend um 9 Milliarden US-Dollar absacken, es verstärkte auch den Eindruck, dass die Geschäfte von Foxconn insgesamt nicht mehr so gut laufen wie bisher.
Erst kürzlich war bekannt geworden, dass Apple seine Lieferketten nicht nur mit der Vergabe von Aufträgen nach Indien zu diversifizieren versucht (mit offenbar nicht so großem Erfolg, weil angeblich die Qualität bislang nicht stimmt), sondern auch innerhalb China nach zusätzlichen Auftragsherstellern neben Foxconn sucht.
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Foxconn nicht mehr ausschließliche Wahl von Apple
Luxshare Precision, gegründet von einer ehemaligen Mitarbeiterin von Foxconn, hat kürzlich zum ersten Mal einen nennenswerten Auftrag zur Montage eines iPhone Pro erhalten. Das war ein weiterer Vertrauensbeweis von Apple, nachdem Luxshare schon alle anderen möglichen Geräte für Apple bauen durfte, von Airpods bis hin zu günstigen iPhones. Früher hatte Foxconn beinahe ein Monopol als Auftragshersteller für alle Produkte mit dem Apfel-Logo.
Terry Gou hat seinen Vorstandsposten bei Foxconn für die Präsidentschaftskandidatur niedergelegt, hält aber immer noch 12,5 Prozent der Anteile an dem größten Auftragshersteller der Erde. Möglich, dass er denselben Fehler gemacht hat wie Jack Ma und andere Selfmade-Millionäre mit großen Geschäftsinteressen in China: Die eigene Macht überschätzt und gleichzeitig die Macht und Streitlust der Kommunistischen Partei und ihres selbst ernannten Führers auf Lebenszeit, Xi, unterschätzt. (me)
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