Werner von Siemens Der Mann, der die „Elektrotechnik“ prägte
„Wer neu und anders denkt, kann die Welt verändern.“, war ein Motto des Elektrotechnik-Pioniers und Selfmade-Mann Werner von Siemens. Mit seinen praxisnahen Erfindungen hat er diesen Gedanken umgesetzt. Am 13. Dezember 2016 jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal.
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Auf der einen Seite ist da der Workoholic, Pionier und Selfmade-Mann, der zu seiner Zeit neu und global denkt und den nur die Zukunft interessiert. Auf der anderen Seite steht der Familienmensch, der nach dem frühen Tod der Eltern für die Geschwister sorgen muss.
Die Rede ist von Werner von Siemens, einem mittellosen Jungen vom Dorf, der 242 km zu Fuß nach Berlin läuft, um bei der Preußischen Armee Zugang zu einer naturwissenschaftlich-technischen Ausbildung zu erhalten.
Der Wille versetzt bei Siemens Berge und nach harten „Bastlerjahren“, in denen er u.a. Sprengkapseln baut und Löffel vergoldet, setzt er im Alter von 30 Jahren alles auf eine Karte, die da heißt „elektrische Telegrafie“.
Gemeinsam mit seinem Partner Georg Halske, einem begnadeten Feinmechaniker, gründet er am 1. Oktober 1847 die „Telegraphen Bauanstalt von Siemens & Halske“ in einem Berliner Hinterhof in der Schöneberger Straße 19. Von hier aus will Siemens ein „Weltgeschäft à la Fugger“ aufbauen. Das Startgeld von 6000 Mark bekommen die beiden mittellosen Unternehmer gegen eine sechsjährige Gewinnbeteiligung.
Die Telegraphie verändert die Welt
Der von Werner Siemens erdachte Zeigertelegraph revolutioniert die Telekommunikation und die junge Firma baut ein Telegrafennetz zuerst in Preußen, später in Russland auf. Siemens setzt auf Fabrikfertigung und Massenproduktion und liegt damit im Trend der Zeit der Industrialisierung. Halske, der sich vom Manufakturgedanken nicht lösen kann, zieht sich 1867 aus der Firma zurück.
Nebenprodukt des Telegrafennetzes ist die Guttaperchapresse 1847, mit der Kupferkabel nahtlos isoliert werden können, sodass sie sich unter Wasser verlegen lassen. Diese Erfindung führt zu einem Boom bei Seekabeln, wovon Siemens anfangs nicht profitiert. Um am Markt teilzuhaben, konstruieren die Siemens-Brüder Werner, Carl und Wilhelm eigens ein Schiff, die Faraday, mit dem sie trotz Sabotageakten seitens der Konkurrenz erfolgreich ihr Kabel verlegen.
Am 15. September 1875 geht das deutsche Transatlantik-Kabel in Betrieb und schlägt die Konkurrenz bei Preis und Tempo deutlich. Bis 1901 werden noch acht weitere Transatlantik-Kabel von Siemens verlegt.
Elektrotechnik und Starkstromtechnik
Die wohl bahnbrechendste Erfindung von Werner Siemens ist 1866 die Dynamomaschine, die elektrische Energie zum Antrieb von Maschinen günstig zur Verfügung stellt. Es dauert noch zehn Jahre bis der Dynamo serienreif ist, was den Boom der parallel aufkeimenden Elektrifizierung beflügelt.
Es folgen die Entwicklung der elektrischen Eisenbahn 1879 und des elektrischen O-Busses (Oberleitungsbus) 1882 sowie des Koaxialkabels 1884. Auch der elektrische Personenaufzug, die elektrische Straßenbahn, die elektrische Straßenbeleuchtung und die elektrische Grubenlokomotive gehen auf Werner Siemens zurück.
Um das Jahr 1880 herum dominiert die Familie Siemens als elektrotechnischer Universalanbieter den deutschen Markt. Der am 13. Dezember 1816 geborene Werner von Siemens, 1888 von Kaiser Friedrich III in den Adelsstand erhoben, steht dem Familienunternehmen immer noch vor.
Als Werner Siemens am 5. Februar 1879 in einem Brief an den Generalpostmeister Heinrich Stephan den Begriff „Elektrotechnik“ prägte, ahnte er noch nicht, welchen Grundstein er damit legte.
Richtungsweisend ist die Gründung des „deutschen Vereins für Elektrotechnik“ am 20. Dezember 1879. Für die Statuten formulierte Siemens: „Ein solcher Verein ist ein unabwendbares Bedürfnis geworden und kann eine ungemein segensreiche Wirkung entfalten. Neben der Telegraphie, die schon in etwas ruhigere Fortschrittsbahnen eingelenkt ist und das aristokratisch-konservative Element der Elektrotechnik repräsentiert, sehen wir überall ein wildes Rennen auf diesem Gebiet, ein rastloses Streben, der Elektrizität einen wichtigen Platz in den alten Industriezweigen zu erobern und neue auf sie zu begründen. Namentlich seit durch die dynamoelektrischen Maschinen die Möglichkeit gegeben ist, billig starke elektrische Ströme durch Arbeitskraft zu erzeugen, ist das elektrische Zukunftsgebiet fast nahezu unbegrenzt geworden.“ [1]
In Anerkennung seiner Verdienste erhielt der Elektropionier Werner von Siemens u.a. die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin (1860), wurde in die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin aufgenommen (1873) und zum Ritter des Ordens „Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (1866) ernannt.
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Elektrotechnik
200. Geburtstag von Werner von Siemens
Werner von Siemens starb am 6. Dezember 1892 in Berlin. Erst 1890 schied er offiziell aus dem Geschäft aufs, behielt aber bis zu seinem Tod bestimmenden Einfluss. In seinem Todesjahr 1892 produzierte Siemens & Halske pro Jahr 1000 Dynamomaschinen und setzte fast 20 Millionen Mark um. Der Name Siemens entwickelte sich zu einem Synonym für „Elektrotechnik“.
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Meilensteine der Elektronik
Was die passenden Bauelemente bewirken können
[1] Geschichte der Elektrotechnik, Band 12, VDE Verlag, Berlin 1993.
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