Kommentar von Lukas Lewandowski, Coursera Umschulung & Upskilling – Mikrozertifikate zur Bewältigung des Fachkräftemangels
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Digitale Transformation, Automatisierung und Globalisierung bieten Unternehmen Chancen, stellen sie aber auch vor Probleme. Eines der größten ist der Fachkräftemangel. Hinzu kommt, dass der rasante Aufstieg der Generative AI die Dringlichkeit nach adäquat geschulten Kräften noch verschärft.

Dass dies keine futuristischen Prognosen sind, sondern ein realistischer Ein- und Ausblick auf den gegenwärtigen wie zukünftigen Arbeitsmarkt, belegen aktuelle Studien: Der jüngste Future of Jobs Report des World Economic Forums prognostiziert, dass 61 Prozent der Arbeitnehmer bis 2027 umgeschult werden müssen. Zugleich kommen vier Millionen neue technologiegestützte Funktionen zum globalen Arbeitskräftepool hinzu.
Während Arbeitnehmer ohne Hochschulabschluss am stärksten von den Umbrüchen auf dem Arbeitsmarkt betroffen sind, zeigen die Daten von Coursera im Future of Jobs Report des World Economic Forums eine neue Erkenntnis: Lernende ohne Hochschulabschluss brauchten ungefähr genauso lange, um sich wichtige Fähigkeiten anzueignen, wie ihre Kollegen mit Hochschulabschluss.
Die Ergebnisse zeigen das Potenzial von branchenbezogenen Mikroqualifikationen und kompetenzbasierten Einstellungen auf. So lassen sich Qualifikationslücken schließen und Herausforderungen in Bezug auf den Fachkräftemangel für Unternehmen bewältigen. Mit Blick auf Arbeitnehmer, die zurzeit arbeitssuchend sind, werden flexible und erschwingliche Umschulungsmöglichkeiten benötigt. Umschulungen bieten den Arbeitssuchenden die Möglichkeit, auf neue digitale Arbeitsplätze zu wechseln.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes in einem innovativen und wettbewerbsfähigen Unternehmensumfeld, kristallisieren sich vier Trends heraus. Diese setzen Skillsets in den Vordergrund, die den neuen Arbeitsumgebungen in Unternehmen, die sich auf der digitalen Transformationsreise befinden, gerecht werden. Arbeitnehmern, die aufgrund fehlender Skills entlassen werden mussten, eröffnen sich so neue ökonomische Chancen in einer sich verändernden Arbeitswelt.
1. Branchenführer erweitern Mikrodiplome zur Ausbildung von Arbeitnehmern für digitale Arbeitsplätze
Mikrozertifikate für die Industrie entwickeln sich schnell zu einem effektiven Instrument, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, arbeitsfähige Talente zu fördern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Bereits 2018 hat Coursera in Zusammenarbeit mit Google und IBM die ersten Professional Certificates für Einsteiger eingeführt.
Diese Branchen-Mikrozertifikate sollen Menschen ohne Hochschulabschluss oder vorherige Berufserfahrung darauf vorbereiten, in etwa sechs Monaten gut dotierte, nachgefragte Berufe im digitalen Bereich zu bekommen. Seit der Pandemie haben führende Unternehmen und Branchenexperten, darunter Meta, PwC India, Salesforce, und SAP, Mikrozertifikate für mehr als 25 digitale Berufe – wie Social Media Marketer, Softwareentwickler und Technologieberater – eingeführt, für die sich weltweit fast sieben Millionen Menschen angemeldet haben.
Diese Mikrodiplome legen den Fokus auf digitale Berufe, für die die erforderlichen Fähigkeiten online erlernt werden können. Ursprünglich wurden sie für Aufgaben wie IT-Support (Google) und Data Science (IBM) entwickelt und haben sich auf Bereiche wie UX-Design, Cybersicherheit und Gesundheitswesen ausgeweitet. Das Erwerben der Mikrodiplome ist niedrigschwellig gestaltet, sodass die geschulten Tätigkeiten oft auch remote ausgeübt werden können. Das eröffnet die Möglichkeit, Arbeitnehmer ortsunabhängig zu qualifizieren und jedem die Chance zu geben, Zugang zu gefragten Tätigkeiten zu erhalten, die zuvor als unerreichbar wahrgenommen wurden.
2. Arbeitgeber stellen kompetenzbasiert ein, um den Fachkräftemangel zu beheben und die Vielfalt am Arbeitsplatz zu fördern
Durch neue und rasante technologische Veränderungen in der Arbeitswelt ist ein Mangel an qualifizierten Fachkräften entstanden. Dies hat die Arbeitgeber dazu veranlasst, bei der Besetzung offener Stellen über die traditionellen Einstellungspools und die Anforderungen an den Hochschulabschluss der potenziellen Bewerber hinauszugehen.
Laut einer kürzlich durchgeführten weltweiten Umfrage von Coursera glauben 90 Prozent der Studierenden, dass ein Mikrodiplom ihnen hilft, sich im Einstellungsprozess hervorzuheben. Arbeitgeber gaben an, dass sie mit 76 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit einen Bewerber mit einem Mikrodiplom aus der Branche einstellen würden. Weltweit tätige Unternehmen, darunter Google, IBM und EY, haben sich für eine kompetenzbasierte Einstellung entschieden, um ihre Talentpipelines zu erweitern und zu diversifizieren – und um den Talentmangel zu beheben.
Doch gestaltet es sich in der Praxis schwierig, die Fähigkeiten eines Bewerbers zu überprüfen. Das ist besonders für Positionen auf der Einstiegsebene relevant, wenn ein Berufseinsteiger oder -wechsler keinen Hochschulabschluss mit entsprechendem Skillset oder keine relevante Berufserfahrung hat. Hier lohnt sich ein Blick nach Indien: Große indische Arbeitgeber, darunter die Axis Bank, arbeiten mit Coursera zusammen. Das gemeinsame Vorhaben: Der Testlauf eines fähigkeitsbasierten Recruitment Service, der qualifizierte Bewerber mit Unternehmen zusammenbringt, die digitale Einstiegspositionen besetzen. Hier zeigt sich, dass es dringend notwendig ist, die Kluft zwischen verfügbaren Talenten und Möglichkeiten der zukunftsfähigen Tätigkeiten innerhalb eines Unternehmens zu verringern. Dabei sind neue Ansätze zur Überprüfung der Fähigkeiten von Bewerbern in großem Maßstab von besonderer Bedeutung.
Das Pharmaunternehmen Sanofi zeigt, wie eine Talentakquise gelingen und mit sozialer Verantwortung verbunden werden kann: Sanofi hat seine Initiative zur Talententwicklung über die Mitarbeiter hinaus ausgeweitet und investiert in die Entwicklung von Arbeitskräften in der Gemeinde. Die soziale Initiative des Unternehmens bietet 20.000 Lizenzen für den Zugang zur Career Academy von Coursera, die mehr als 25 Mikroqualifikationen umfasst. Ziel ist es, eine künftige Pipeline an vielfältigen Talenten im Gesundheitswesen aufzubauen. Bundesstaaten wie Kalifornien, New York und Tennessee, haben in ihren Personalentwicklungsprogrammen der digitalen Kompetenz und den Mikroqualifikationen Priorität eingeräumt. Das Ziel: Arbeitskräfte, die entlassen wurden, da ihr Skillset nicht mehr für ihr ursprüngliches, sich technologisch wandelndes Tätigkeitsfeld adäquat war, auf gefragte Berufe in großem Umfang vorzubereiten.
3. Innovationen im Bereich des Online-Lernens helfen, qualifizierte Bewerber zu finden
Um die Wirksamkeit von Mikrozertifikaten zu maximieren, müssen sie mit praktischen, angewandten Lernerfahrungen kombiniert werden. Arbeitssuchende können an Kompetenztests teilnehmen, um ihre Fähigkeiten gegenüber Arbeitgebern nachzuweisen. Sie können auch Projekte abschließen, in denen sie lernen, wie man Werkzeuge am Arbeitsplatz benutzt, und ihre Fähigkeiten anhand von Arbeitsproben demonstrieren.
Technologien wie das KI-gestützte personalisierte Coaching und Virtual-Reality-Angebote verbessern die Geschwindigkeit, mit der Lernende neue Fähigkeiten erwerben. Immersive Lernkooperationen von Unternehmen, die auf passgenaues Online-Learning, Qualifizierung und Zertifizierung spezialisiert sind, mit Institutionen wie der Duke University, der University of Washington, der University of Michigan, der Peking University und Meta helfen den Lernenden, sich in „realen“ Szenarien intensiver mit Konzepten zu befassen, die eine Reihe von Fähigkeiten abdecken, wie z. B. Rhetorik, Führungsqualitäten, Psychologie, Mobilität, Spracherwerb und Ausbildung für das Gesundheitswesen.
4. Aufbau eines Systems von anrechenbaren Studienleistungen, um berufstätigen Erwachsenen besser zu helfen
Die Auffassungen über die Anforderungen an einen Hochschulabschluss bewegen sich zwischen zwei Extremen: „Jeder braucht einen Abschluss“ vs. „Niemand braucht einen Abschluss“. Beides trifft in seiner Ausschließlichkeit nicht zu. Vielmehr muss die Hochschulbildung flexibler, erschwinglicher und relevanter für den anschließenden Berufseinstieg werden. Indem Online-Learning-Unternehmen College Credits für Mikrozertifikate in der Industrie anbieten, werden kumulierbare Credits geschaffen. So bieten sich den Menschen mehrere Möglichkeiten, eine Beschäftigung zu finden, College Credits zu erwerben und einen Abschluss zu machen.
Hier können internationale Initiativen als Modell zur Orientierung dienen: In den USA bietet die Tech Ready-Initiative der Louisiana Workforce Commission Jugendlichen aus Louisiana, die unterbeschäftigt sind, die Möglichkeit, digitale Fähigkeiten und Mikrozertifikate von Unternehmen wie Google, IBM und Intuit zu erwerben. Sie sollen ihnen helfen, einen guten Job zu finden. Für viele dieser Zeugnisse gibt es eine ACE Credit Recommendation. Mithilfe derer können Lernende, die die in Frage kommenden Zertifikate absolvieren, Punkte für einen Abschluss erwerben. Akademische Einrichtungen wie die University of Texas integrieren diese Mikrozeugnisse aus der Industrie ebenfalls in ihre Studiengänge, um Absolventen hervorzubringen, die hinsichtlich Ausbildung und passgenauer Qualifizierung überzeugen können. Das Ministerium für Wissenschaft und Bildung in der Republik Kasachstan hat ebenfalls eine landesweite Initiative gestartet, um 20.000 Studenten und Lehrkräfte an 25 öffentlichen Universitäten auf die digitale Wirtschaft vorzubereiten, indem über 600 Berufsnachweise in die Studiengänge integriert werden.
Fazit
Unternehmen und Institutionen spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, für vormals entlassene Arbeitskräfte einen Weg zu finden, sich zur Fachkraft entsprechend der aktuellen technologischen Anforderungen weiterzubilden und dann eine neue Einstellung zu erlangen. Zudem kommt den berufsrelevanten Mikrodiplomen eine zentrale Aufgabe bei der Vorbereitung von Talenten für den Arbeitsmarkt zu. Sie schaffen die Basis für neue und sich entwickelnde Karrieren und stellen die Basis des langfristigen technologischen Fortschritts über die passgenaue Qualifizierung und Weiterbildung.
Erstveröffentlichung auf unserem Partnerportal Big Data Insider.
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