Eurosolar: Kommentar zu Photovoltaik Die alternative Energie Solar muss raus aus dem Würgegriff
„Uns läuft die Zeit davon“, mahnt Prof. Peter Droege, „Pflicht zum Handeln ist längst gegeben.“ Damit meint er eine Solaroffensive, die Klimaschutz wirksam und gesellschaftsverträglich anpackt. „Solartechnik auf den Dächern muss Standard sein.“
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Die vom Kabinettsentwurf geplante Strangulierung der Gebäude-Solarenergie muss abgewendet werden. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass die Vergütungssätze für Solarstrom nach dem geltenden EEG 2017 fortgeschrieben und durch den atmenden (Würge-)Deckel nach § 49 EEG 2017 galoppierend nach unten gedrückt werden (derzeitige Kürzung um 1,4% pro Monat). Schon die Vergütungssätze (so genannte anzulegende Werte) von etwas über 8 Ct/kWh (bei 10-kW-Anlagen) und etwas über 6 Ct/kWh bei größeren Anlagen (über 100 kW) zum 1.1.2021 stellen eine Schmerzgrenze für Anlagen dar, die den gesamten Strom ins Netz einspeisen müssen, weil die EEG-Restriktionen bei ihnen weder Eigenversorgung noch Mieterstrom erlauben.
Wenn der Gesetzentwurf so bleibt, wird der Zubau von Gebäude-Solaranlagen stark einbrechen. Die wegweisenden Länderinitiativen für einen Solar-Standard auf Gebäuden von Baden-Württemberg bis Hamburg und Berlin bis Bayern kann so empfindlich getroffen werden. Heute günstige Solaranlagen auf Dächern müssen zum Standard werden. Damit die von Solarpflichten betroffenen Eigentümer keine Nachteile haben, müssen alle sinnvollen Gebäude-Solaranlagen wirtschaftlich zu betrieben sein.
Solarmodule und Wechselrichter werden günstiger
Uns läuft jetzt die Zeit davon. Gehandelt werden muss sofort, bei dieser EEG-Novelle. Der nicht atmende, sondern würgende Deckel, §49 EEG 2017, ist nicht mehr zeitgemäß. Die Zeiten extrem fallender Kosten für Solarstromanlagen durch Ausbau der Massenproduktion haben wir längst erlebt. Solarmodule und Wechselrichter werden zwar auch in Zukunft günstiger. Dies wirkt sich aber auf die Gesamtkosten nicht mehr entscheidend aus, wenn diese Hauptbestandteile einer PV-Anlage ohnehin schon sehr günstig sind.
Bei Einführung des so genannten atmenden Deckels im Jahr 2012 machten die sinkenden Modulpreise den Hauptkostenbestandteil aus, heute sind es dagegen bei Dachanlagen die Kosten der Systembilanz, die wegen wachsender Personal- und Materialkosten für die Montage eher steigen als sinken. Eine Vergütungskürzung von jährlich 6 Prozent ist schon hoch, diese erhöht sich sehr schnell auf 10 bis 12 Prozent, wenn der Ausbaupfad, sprich die installierte Leistung, nur leicht überschritten wird. Der Entwurf verschärft sogar den Würgedeckel zusätzlich, in dem der Bemessungszeitraum von sechs auf drei Monate verkürzt wird.
Schon der bisherige „atmende Deckel“ ist bei starkem Zubau sehr scharf und bei geringem Zubau sehr schwach ausgestaltet. Eine Vergütungserhöhung gibt es nur, wenn der Ausbau komplett zusammengebrochen ist. Deswegen wirkt sich die Verkürzung des Bemessungszeitraums stark negativ für die Wirtschaftlichkeit der PV-Dachanlagen aus.
Strombedarf bis 2030 steigt um mindestens 25 Prozent
Die Solartechnik nach dem EEG 2012 ist einmal mehr die Zielscheibe des Abwürgens und Verhinderns. Der Erfolg der Abschaffung des 52-GW-Solardeckels im Sommer 2020 wird zunichte gemacht, wenn der EEG-2021-Entwurf nicht wesentlich nachgebessert wird. Er lässt die Realität außer Acht und tut so als gäbe es weder Elektromobilität noch eine Wasserstoffstrategie. Der Strombedarf bis zum Jahr 2030 wird um mindestens 25 Prozent steigen. Um mindestens 65 Prozent des zunehmenden Gesamtstrombedarfs in Deutschland durch Erneuerbare Energien decken zu können (Ziel des Groko-Koalitionsvertrages!), müssen die Ausbauziele im EEG 2021 deutlich erhöht werden. Nur dann ist ein Teil der Rückschritte in der Energiewende und im Klimaschutz der letzten Jahre aufholbar.
Wer die Augen offen gegenüber allen Sparten konventioneller Energieversorgung hat, muss sehen, dass die Menschheit keine Alternative besitzt als so schnell wie möglich die breitest mögliche Nutzung der unerschöpflichen solaren Energien zu betreiben. Wer diese Chance nicht ergreift, riskiert auch enormen Wohlstandsverlust durch die Risiken der existierenden Klimakatastrophe.
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