Pilotprojekt Hybrides Antriebskonzept Emissionsfreies Brennstoffzellen-Akku-Schubboot Elektra in Betrieb
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Nach zweijähriger Bauzeit ist in Berlin das erste mit Brennstoffzellen angetriebene Schubboot getauft worden. Das Pilotprojekt soll die Binnenschifffahrt langfristig umweltfreundlicher machen.

In Berlin ist das erste emissionsfreie Schubboot in Betrieb gegangen. Das Elektra-Projekt der Technischen Universität Berlin soll im Versuch zeigen, wie die Komponenten im Langzeitbetrieb zusammenwirken und sich verhalten. Das hybride Antriebskonzept besteht aus wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Akkus.
Die drei Brennstoffzellen und die Akkus haben eine Kapazität von 2.500 Kilowattstunden und liefern nicht nur Energie für den Antrieb, sondern sorgen auch für Wärme- und Stromversorgung für die Bedürfnisse der Crew. Um die Mannschaftsräume zu beheizen und das Wärmemanagement der Akkus zu gewährleisten Elektra-System die Abwärme der Brennstoffzellen.
Angetrieben wird Elektra durch zwei Elektromaschinen mit einer Leistung von jeweils 200 Kilowatt.
750 Kilogramm Wasserstoff für 400 Kilometer Reichweite
Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 5 Knoten (9,26 km/h). Die Brennstoffzellen werden mit grünem Wasserstoff betrieben. Die Tanks können 750 Kilogramm Wasserstoff aufnehmen. Die aktuelle Reichweite beträgt lediglich 400 Kilometer, zunächst wird Elektra im Raum Berlin für Testfahrten unterwegs sein.
Betankt wird Elektra nicht, bei einem Stopp werden die leeren Wasserstofftanks einfach gegen volle getauscht. Zeitgleich mit dem Tankwechsel 500 Kilowatt geladen. Bisher sind für den Tankstopp im Berliner Westhafen und im Hafen von Lüneburg „Tankstellen“ geplant. Später soll Elektra in Richtung Rhein/Ruhr, nach Hamburg und Stettin unterwegs sein.
Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft Behala hat auf ihrer Webseite ein Interview mit Professor Holbach, Leiter des Forschungsteams an der TU Berlin, geführt. Besonders interessant sind dabei seine Aussagen zur Wirtschaftlichkeit von Elektra: „Die Investitionskosten sind deutlich über vergleichbaren konventionellen Schubbooten. Ziel ist aber, eine Wirtschaftlichkeit – also in den Betriebskosten – wie in der Diesel-Antriebstechnik zu erreichen. Aber wir können bei dieser Prüfung auch andere Aspekte in die Waagschale werfen: Denkbar wäre nämlich ein Zusatznutzen, auf den man nicht so ohne weiteres kommt. Die Elektra könnte als Stromlieferant für einen Stadtteil fungieren, quasi als mobiles Kraftwerk – Stichwort Sektorenkopplung. Das umfasst Wärme, Energie und Mobilität.“
Natürlich fließt bis zu einem wirklichen Einfluss der neuen Technologie noch viel Wasser die Havel runter. Allerdings ist sich Professor Holbach sicher, dass die Welt der Binnenschifffahrt in zehn Jahren deutlich hybrider und somit auch sauberer sein wird.
Gefertigt wurde Elektra in der Schiffswerft Hermann Barthel in Derben. Die Brennstoffzellen für Elektra stammen von Ballard Power Systems, die die eigentlich für Fahrzeuge entwickelten Zellen bereits in einer Hochseefähre einsetzen. Die Schiffselektronik kommt von SER aus Rostock und die Akkus von EST-Floattech aus den Niederlanden.
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