Eugene Kaspersky über Industrial Security Von der Notwendigkeit, IT und Industrie zusammenzubringen

Redakteur: Andrea Gillhuber |

Wie mache ich meine Smart Factory sicher? Diese Frage müssen sich Unternehmen stellen. Und dabei ist es zwingend notwendig, ein neues Verständnis von Sicherheit zu bekommen. Ein Gespräch mit dem Computerviren-Experten Eugene Kaspersky.

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Auf dem Roundtable der Hannover Messe 2017 adressierte sicherheitsexperte Eugene Kaspersky das kritische Thema Sicherheit in industriellen Anlagen. Entscheidend sei es, ganze Prozesse und nicht einzelne Geräte zu betrachten.
Auf dem Roundtable der Hannover Messe 2017 adressierte sicherheitsexperte Eugene Kaspersky das kritische Thema Sicherheit in industriellen Anlagen. Entscheidend sei es, ganze Prozesse und nicht einzelne Geräte zu betrachten.
(Bild: Michael Heck)

Im Rahmen eines runden Tisches auf der Hannover Messe 2017 diskutierte Eugene Kaspersky, Leiter der IT-Sicherheitsfirma Kaspersky Lab, bekannt durch das Aufspüren der Malware Stuxnet und Flame, mit der Presse über die Herausforderungen von Sicherheit in industriellen Anlagen. Dabei plauderte Kaspersky auch aus dem Nähkästchen.

Gleich zu Beginn stellte er klar, dass bei IT-Sicherheit in der Regel Hardware geschützt wird – in diesem Zusammenhang sprach Kaspersky über „Office Applications“ –, wohingegen es bei Industrial Security darum ginge, Prozesse sicher zu machen. Dies schließe die Kommunikation zwischen einzelnen Anlagenteilen ein. Das bedeutet auch, dass die Sicherheitsimplementierung anders gehandhabt werden muss. Dabei gilt es zu beachten, dass es keine Standard-Lösung gibt, für jede Anlage beziehungsweise jede Applikation muss eigens ein spezifisches Sicherheitssystem entwickelt werden. Auch sei es von großer Bedeutung, dass Fachkräfte aus Industrie und IT zusammenkommen und auch zusammenarbeiten. Nur so könne ein zuverlässiges Sicherheitssystem aufgebaut werden.

Bei Cyberkriminalität geht es meist um Diebstahl

Jewgeni (Eugene) Walentinowitsch Kasperski auf der Hannover Messe 2017
Jewgeni (Eugene) Walentinowitsch Kasperski auf der Hannover Messe 2017
(Bild: Gillhuber)

Natürlich stellten die Journalisten auch Fragen, inwieweit insbesondere die deutsche Industrie Opfer von Cyber-Angriffen wurde. Diese Frage sorgte für ein Schmunzeln beim russischen Sicherheitsexperten. Er erklärte, dass es bisher eigentlich keine cyberkriminellen Angriffe mit dem Ziel, Daten zu stehlen, auf die Industrie gegeben hätte. Meist ging es darum, reale Werte zu stehlen.

Als Beispiel nannte er Angriffe auf Logistikunternehmen, in denen das System manipuliert wurde, welche die Container wog. Hier war das Ziel, falsches Gewicht vorzugaukeln, damit der Diebstahl von Ware nicht bemerkt würde. In einem weiteren Beispiel manipulierten organisierte Verbrecherbanden das Logistiksystem eines Containerhafens. So konnten gezielt Container mit Schmuggelware aus der Logistikkette herausgefiltert werden.

Anhand diesen Beispielen erklärte Kaspersky, das Cyberkriminalität in diesem Sinne nicht auf die Industrie angewandt werden kann. Sollte es zu Angriffen auf die Industrie kommen – und dass dies geschehen wird, stehe außer Frage – ist vielmehr von Cyber-Spionage zu sprechen. So seien auch die bisher bekannten Zwischenfälle auf Industrien staatsfinanziert gewesen und damit klar der Spionage zuzuweisen.

Immunität das Ziel

Auf die Herausforderungen, die Industrial Security mit sich bringt, freut sich Kaspersky schon: „Es ist sehr viel interessanter, Industrieanlage sicher zu machen als einen Computer." Es müssen viele Aspekte berücksichtigt werden, beispielsweise auch die Echtzeitkommunikation sowie Safety-Aspekte. Auf die Frage, was nun zuerst käme – Safety oder Security – überlegte Kaspersky einen Augenblick lang. Danach kam erst nur ein Wort: „Immunität!“

Immunität bedeutet für ihn, ein System zu entwickeln, dass immun gegen Angriffe sei, das keine Frage von entweder/oder bedeute. Und es sei sein Ziel, ein solches System zu entwickeln.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf unserem Partnerportal MaschinenMarkt.de.

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