Toshiba: Embedded-PC mit Datenbrille für besseren Echtzeit-Support

Redakteur: Michael Eckstein

Toshibas „Assisted Reality“-Datenbrille soll in Kombination mit einem hochintegrierten Windows-PC mobilen Einsatzkräfte die Arbeit erleichtern – und Firmen teure Service-Auslandseinsätze ersparen.

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Fern-Wartung: Die Smart-Glasses-/Edge-Computing-Kombi von Toshiba soll geführte Service-Arbeiten ermöglichen.
Fern-Wartung: Die Smart-Glasses-/Edge-Computing-Kombi von Toshiba soll geführte Service-Arbeiten ermöglichen.
(Bild: Toshiba)

Hände frei bei der Arbeit und trotzdem stets wissen, welcher Griff der nächste und richtige ist: Toshibas Kombination aus der Edge-Computing-Lösung dynaEdge DE-100 und der Datenbrille AR-100 Viewer soll Mitarbeiter in der Logistik, Wartung und Produktion weitreichend unterstützen und effizientere Arbeitsabläufe ermöglichen.

Jörg Schmidt, Head of B2B PC DACH von Toshiba Europe, legt Wert darauf festzustellen, dass es sich bei der Brille weder um ein Virtual- noch um ein Augmented-Reality-Produkt handelt: „Hier geht es nicht darum, eine Umgebung komplett virtuell abzubilden oder wie bei einer Hololens Zusatzinformationen direkt in das Blickfeld des Nutzers einzublenden.“ Vielmehr stehe das kleine Display stets mit nützlichen Informationen zur Seite, wenn man diese benötige.

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Spürbare Tasten statt trendiges Touch

Als typische Anwender sieht Schmidt mittelständische Unternehmen, die ihre Produkte weltweit verkaufen: „Deutschland ist eine Exportnation. Die Wartung und Reparatur komplexer Anlagen und Maschinen verursacht hohe Kosten, besonders wenn Spezialisten dafür ins Ausland fliegen müssen.“ Mit dynaEdge sei es möglich, dass Spezialisten aus Deutschland ihre vielleicht weniger gut qualifizierten Kollegen im Ausland Schritt für Schritt durch komplexe Prozesse führen.

Sprich: Die Brille ist kein Gadget für Privatleute, sondern ein robustes Hilfsmittel für den Arbeitseinsatz. Das zeigt auch das Bedienkonzept: Statt auf trendiges Touch setzt der Hersteller auf robuste, deutlich fühlbare und abgedichtete Tasten am PC-Gehäuse, die sich ohne Hinschauen bedienen lassen. Ein Hüftholster trägt den PC und ermöglicht schnellen Zugriff. Direkt an der 60 Gramm schweren Brille gibt es neben dem 0,26-Zoll-Bildschirm mit 640 x 360 Pixeln weitere Tasten und einen Touch-Streifen. Eine 5-MP-Kamera kann Details vor Ort filmen und beispielsweise an einen Kollegen im entfernten Büro übertragen.

Viel Onboard-Power für lokale Berechnungen

Beachtlich ist der hohe Integrationsgrad: Toshiba hat einen kompletten Windows-10-Pro-PC in ein Gehäuse von der Größe einer flachen Zigarrenschachtel komprimiert. Warum Windows? „Die meisten Unternehmen setzen auf Windows-basierte IT-Infrastrukturen. Unsere Edge-Computing-Lösung lässt sich leicht darin integrieren“, führt Schmidt an. Ein großer Flash-Speicher diene dazu, für den Einsatz essenzielle Daten auch ohne mobile Datenanbindung vorzuhalten. Eine solche ist bislang per 3G/UMTS verfügbar, eine 4G/LTE-Variante soll folgen: „Die Funktion ist noch deaktiviert, da wir mit der Stabilität der Verbindungen noch nicht ganz zufrieden sind“, lässt Schmidt durchblicken.

Die verhältnismäßig hohe Rechenleistung der Intel-Prozessoren mache Berechnungen direkt am Einsatzort möglich, die bei anderen IoT-Applikationen häufig in der Cloud erfolgen müssten – etwa das Filtern und Analysieren von Daten. Trotzdem soll eine Akkuladung für einen sechs- bis achtstündigen Einsatz reichen. PC und Brille verbindet ein recht sperriges, dafür robustes Kabel. Gegen eine Funkverbindung haben einerseits die Verbindungssicherheit, andererseits die sonst nötigen zusätzlichen Batterien gesprochen. Diese hätten das Gewicht der Brille in die Höhe getrieben.

TPM-Modul und eigenes BIOS sorgen für Sicherheit

Für die nötige Datensicherheit soll neben einem integrierten TPM-Modul ein Toshiba-eigenes BIOS sorgen: „Hier lassen sich zum Beispiel Schnittstellen an- und ausschalten, so dass kein unbefugter Zugriff auf das Gerät möglich ist“, erklärt Florian Mattheus, Expert Product Management B2B von Toshiba. Noch sind nicht alle Kinderkrankheiten beseitigt, gibt Schmidt zu: So klappt der automatische Bildlagewechsel bislang nicht, wenn man den Screen beispielsweise von der rechten zur linken Brillenseite wechselt. „Das hier ist Version 1.0. Bis zum Verkaufsstart werden wir diese Probleme gelöst haben.“ Der soll noch im April 2018 erfolgen.

DynaEdge basiert auf einer Ubimax-Entwicklung, die an die Anforderungen von Toshiba angepasst wurde. Ubimax ist Anbieter industrieller Wearable-Computing- und Augmented-Reality-Lösungen – und jetzt strategischer Partner von Toshiba. Die Zusammenarbeit weist die Richtung, die Toshiba nach einigen recht volatilen Jahren und einer tiefgreifenden Restrukturierung eingeschlagen hat: Das Unternehmen will schneller und flexibler agieren und sucht dabei auch die Kooperation mit anderen Firmen. Ein wichtiger Schritt war das Auslagern von sieben zuvor fest eingebundenen Geschäftsbereichen als eigenständige und selbstverantwortliche Töchter. Dadurch, so Maki Yamashita, Senior Vice President, PC & Solutions EMEA von Toshiba Europe, hätte man endlich die nötige Agilität erlangt, um im Wettbewerb erfolgreich agieren zu können.

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