Autonomes Fahren Testzentrum ebnet den Weg zum unfallfreien Straßenverkehr

Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Thomas Kuther

Volvo hat das nach eigenen Aussagen weltweit erste Testgelände für automobile Sicherheitslösungen der Zukunft in Betrieb genommen. Dort testet der schwedische Premium-Hersteller vor Ort vor allem aktive Sicherheitssysteme, die Unfälle vermeiden oder zumindest ihre Folgen mindern können.

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Im Testzentrum AstaZero testet Volvo vor allem aktive Sicherheitssysteme, die Unfälle vermeiden oder zumindest ihre Folgen mindern können.
Im Testzentrum AstaZero testet Volvo vor allem aktive Sicherheitssysteme, die Unfälle vermeiden oder zumindest ihre Folgen mindern können.
(Bild: VOLVO)

Der größte Vorteil des nahe der Volvo-Zentrale in Göteborg gelegenen Testgeländes ist seine große Flexibilität. Die rund 250.000 m2 große Anlage bietet eine einzigartige, jederzeit anpassbare Szenerie. „Man kann alle typischen, alltäglichen Verkehrssituationen darstellen. In anderen Testzentren sind die Möglichkeiten begrenzt“, erläutert Pether Wallin, CEO von AstraZero.

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Alle möglichen Verkehrssituationen darstellbar

Ob mehrspurige Autobahn, Landstraße, Kreuzung oder Stop-and-Go-Verkehr in der Stadt – auf dem neuen Testgelände lassen sich vor Ort alle möglichen Verkehrssituationen darstellen. Diese Vielfalt ist laut Wallin wichtig, um das Verhalten von Fahrzeugen und Sicherheitsfeatures in unterschiedlichen Umgebungen untersuchen zu können. So lässt sich beispielsweise überprüfen, wie Fahrer-Assistenzsysteme auf andere Autos, Fußgänger, Motor- und Fahrräder, Lkw sowie Busse und sogar Tiere reagieren. Um kein unnötiges Risiko einzugehen, steuern in komplexen Verkehrssituationen und bei hohen Geschwindigkeiten Roboter die Testfahrzeuge.

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Details zum Testzentrum AstaZero

AstaZero (Asta = Active Safety Test Area) in der Nähe von Göteborg ist eines der modernsten und vielseitigsten Testzentren für automobile Sicherheitssysteme, die dort unter realistischen Bedingungen erprobt werden können. Das Gelände erstreckt sich auf einer Gesamtfläche von 2 Mio. m2. Insgesamt 500 Mio. Schwedische Kronen (rund 54,5 Mio. €) wurden in den Bau investiert.

Das Testzentrum resultiert aus einer Zusammenarbeit verschiedener Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Behörden und versteht sich als offene, internationale Plattform: Fahrzeughersteller, Zulieferer, staatliche Einrichtungen, Universitäten und technische Institute können vor Ort testen. Zu den festen Partnern gehören neben der Volvo Car Group sowie der Volvo Group unter anderem Scania und Autoliv.

Auf der 250.000 m2 großen Anlage sollen vor allem aktive Sicherheitssysteme überprüft werden, die Unfälle verhindern oder zumindest ihre Folgen mildern können. Aus diesem Grund besteht das Testzentrum aus verschiedenen Bereichen:

Landstraße

Die Landstraße bietet zehn sowohl offene als auch versteckte Aktionspunkte, bei denen Objekte vor den Fahrzeugen auftauchen und so das Reaktionsverhalten der Fahrer getestet werden kann. Neben T-Kreuzungen und Bushaltestellen gibt es außerdem eine Kreuzung mit wechselbaren Verkehrsschildern, die je nach Erfordernissen in unterschiedlichen Sprachen dargestellt werden.

Stadt

In der 40 mal 25 m großen „Stadt“ geht es insbesondere um die Kommunikation und Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern, Fahrradfahrern und Bussen. Das Areal besteht aus verschiedenen Teilgebieten, darunter einer Innenstadt mit in Anzahl und Breite variierenden Fahrspuren, Bushaltestellen, Straßenbeleuchtung, Bürgersteigen und einem Fahrradweg. Außerdem gibt es unter anderem Kreisverkehre, Wendehammer und T-Kreuzungen. Dieser Bereich ist mit der 5,7 km langen Autobahnstrecke verbunden, die das gesamte Gelände umschließt.

Mehrspurige Fahrbahn

Dieses Testareal besteht aus insgesamt vier Fahrspuren auf 700 m Länge, darunter einem 300 m langen und sieben Meter breiten Beschleunigungsstreifen. Hier können typische Situationen wie Fahrspurwechsel sowie verschiedene Unfallszenarien simuliert werden. Die mehrspurige Fahrbahn ist mit dem Hochgeschwindigkeitsabschnitt verbunden.

Hochgeschwindigkeitsabschnitt

Der im Zentrum der Anlage angebrachte Hochgeschwindigkeitsabschnitt besteht aus zwei Beschleunigungsstrecken mit einer Länge von bis zu einem Kilometer. Zusätzlich kann die mehrspurige Fahrbahn zur Beschleunigung genutzt werden, so dass Fahrzeuge dieses Areal aus drei verschiedenen Richtungen ansteuern können. Bei den Tests geht es um Fahrdynamik und Unfallvermeidung bei hohen Geschwindigkeiten.

Tests unter realistischen Bedingungen sind unerlässlich

„Tests unter realistischen Bedingungen sind unerlässlich für die Entwicklung aktiver Sicherheitssysteme“, erklärt Anders Axelson vom Volvo Cars Safety Centre. „Diese neue Anlage spielt für uns eine wichtige Rolle: Sie hilft uns nicht nur bei unserer Vision, unfallvermeidende Autos zu entwickeln, sondern unterstützt uns bei der Erweiterung von Sicherheitslösungen, die auch nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Fahrradfahrer berücksichtigen.“

Forschung und Entwicklung auf höchstem Niveau

AstaZero dient als Plattform für die Forschung- und Entwicklungsarbeit rund um Sicherheitstechnik der nächsten Generation. Gemeinsam mit Universitäten und Partnern aus der Industrie ergreift Volvo Cars vor Ort eine Reihe von Initiativen – von strategischen Forschungsfahrzeugen bis hin zu zielgerichteten Projekten und Innovationen.

Forschung rund um das autonome Fahren

Auf dem Testgelände setzt der schwedische Premium-Hersteller ebenso die Forschung rund um das autonome Fahren fort. Selbständig fahrende Autos können Unfälle vermeiden sowie Komfort und Fahrvergnügen steigern. Intelligente Assistenzsysteme erkennen außerdem, wenn der Fahrer abgelenkt oder müde ist, und greifen ein.

2020 soll kein Volvo-Insasse mehr ernsthaft verletzt oder getötet werden

Ab 2020 soll kein Insasse eines neuen Volvo Modells mehr ernsthaft verletzt oder getötet werden – ein ambitioniertes Ziel, dennoch kann Volvo optimistisch sein. Mit innovativen Sicherheitslösungen hat das Unternehmen bereits mehrfach belegt, dass die Zukunft gar nicht so weit entfernt ist. „Die schwedische Automobilindustrie nimmt eine Vorreiterrolle bei der aktiven Sicherheit ein. Dank AstaZero werden wir diese Position auch in Zukunft verteidigen“, freut sich Axelson. „Wir haben als einziger Automobilhersteller weltweit ein konkretes Jahr für unser Ziel eines unfallfreien Straßenverkehrs ausgegeben, und Schweden ist das einzige Land in der Welt, dessen Regierung diese Vision unterstützt.“

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