Reaktion auf Ukraine-Krieg Schneider Electric trennt sich von Standorten in Russland und Belarus

Von Sebastian Gerstl

Als Konsequenz aus dem anhaltenden Ukraine-Krieg will Schneider Electric sein Geschäft in Russland und Belarus nahezu vollständig aufgeben. Das Unternehmen hat angekündigt, seine Standorte in den beiden Ländern an das lokale Management abtreten zu wollen.

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Schneider Electric wird seine Standorte und Aktivitäten in Russland und Belarus an das lokale Management verkaufen. Eine entsprechende Absichtserklärung mit den vorgesehenen Käufern sei bereits unterzeichnet, teilte der Elektroausrüster am Mittwoch mit.
Schneider Electric wird seine Standorte und Aktivitäten in Russland und Belarus an das lokale Management verkaufen. Eine entsprechende Absichtserklärung mit den vorgesehenen Käufern sei bereits unterzeichnet, teilte der Elektroausrüster am Mittwoch mit.
(Bild: Schneider Electric)

Schneider Electric hat angekündigt, sein Geschäft und Belarus und Russland an die lokalen Betreiber verkaufen zu wollen. Das gab das Unternehmen in einer kurzen Pressemitteilung bekannt.

Demnach habe das Unternehmen nach einer eingehenden Prüfung seiner Strukturen und Optionen eine entsprechende Absichtserklärung mit den lokalen Betreibern unterzeichnet. Die Verkaufsvereinbarung müsse noch von lokalen Behörden abgesegnet werden.

Zwei Prozent der Gesamtverkäufe und 300 Millionen Euro an Vermögenswerten

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte Hilary Maxson, CFO von Schneider Electric,, dass man vorhabe, sich von der „überwiegenden Mehrheit“ seiner Assets in diesen beiden Ländern zu trennen. Nur einige wenige nicht-konsolidierte Vermögenswerte wären nicht in dieser Transaktion enthalten.

Nach einigen Angaben macht das Russland-Geschäft von Schneider Electric etwa zwei Prozent seiner gesamten Verkäufe aus. Mit der Verkaufsentscheidung würde das Unternehmen mit diesem Schritt einen Nettobuchwert von 300 Millionen Euro abschreiben und eine nicht zahlungswirksame Rückbuchung der Währungsumrechnung in Höhe von schätzungsweise 120 Millionen Euro vornehmen.

Schneider Electric beschäftigt in Russland und Belarus zusammen etwa 3500 Angestellte. Man plane, Ressourcen bereitzustellen, um seine Mitarbeiter in diesen Ländern während des Übergabeprozesses zu unterstützen, kündigte das Unternehmen an.

Auch Nachfrage von Reuters wollte SE-CFO Hilary Maxson eine etwaige Rückkehr in den russischen Markt in der Zukunft „sicherlich nicht ausschließen“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei es aber vorrangig, einen geordneten Ausstieg aus aus dem Markt abzuwickeln.

Immer mehr Unternehmen ziehen sich komplett aus Russland zurück

Nach der mit Unterstützung von Belarus erfolgten am 24. Februar 2022 Invasion der Ukraine durch russische Streitkräfte haben zahlreiche international tätige Unternehmen angekündigt, in Reaktion darauf ihre Geschäfte in Russland ruhen zu lassen. Der nun seit über zwei Monaten währende Krieg hat dabei nicht nur nach Außen wirtschaftliche Auswirkungen: Zahlreiche Unternehmen, die Standorte in Russland betrieben, melden, dass die russische Regierung massiven Druck auf lokale Standorte ausübt und versucht, deren Wiedereröffnung zu erzwingen.

Als Folge daraus ziehen mehrere Unternehmen nun auch drastischere Konsequenzen: Baumarktkette Obi hat seine lokalen Standorte unentgeltlich an lokale Betreiber übergeben, von seiner Lieferkette gelöst und die weitere Verwendung von Logo und Firmennamen untersagt. Unabhängig davon berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax am späten Dienstag, dass der französische Automobilhersteller Renault plant, seine Mehrheitsbeteiligung von 68 Prozent an Russlands größtem nationalen Automobilhersteller Avtovaz an ein russisches Wissenschaftsinstitut zu übertragen.

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