Formel-1-Saison 2014 Neues Reglement bringt grünen Wind in die Königsklasse
Der grüne Wind in der Formel 1 wird in der Saison 2014 noch stärker. Das neue Reglement der FIA trimmt die Königsklasse auf Effizienz wie nie zuvor: Ein Hybridantrieb mit kinetischer und thermoelektrischer Energierückgewinnung sowie eine High-Tech-Steuerelektronik sorgen dafür, dass die Antriebseinheit mit einem kleinen 1,6-Liter-Turbomotor 35% weniger Sprit verbraucht und auf eine Systemleistung von rund 750 PS kommt. Wir verraten Ihnen, was sich konkret ändert.
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Das neue Reglement der FIA spricht nicht mehr vom Motor, sondern von der Power Unit, die sich aus sechs Einzelelementen zusammensetzt: dem Verbrennungsmotor, der Motor-Generator-Einheit-Kinetisch (MGU-K), der Motor-Generator-Einheit-Hitze (MGU-H), dem Energiespeicher, dem Turbolader und der entsprechenden Steuerelektronik. Jeder Fahrer darf im Verlauf einer Saison von jedem dieser Elemente fünf verschiedene Exemplare einsetzen und diese jederzeit frei kombinieren. Für den Einsatz eines sechsten Exemplars oder weiterer danach werden Zurückversetzungen in der Startaufstellung ausgesprochen.
Sechs statt acht Zylinder
In dieser Saison wird der 2,4-Liter-V8-Saugmotor, der von 2006 bis 2013 zum Einsatz kam, durch einen 1,6-Liter-V6-Turbomotor mit Hochdruck-Benzindirekteinspritzung bis zu einem Maximum von 500 bar ersetzt. Die maximale Drehzahl wurde laut Reglement von 18.000 auf 15.000 Umdrehungen/Minute heruntergesetzt. Der Benzindurchfluss des neuen Verbrennungsmotors darf 100 kg pro Stunde nicht überschreiten. Diese maximale Durchflussrate darf nur über 10.500 U/Min. erreicht werden. Die Leistung dieser Motoren liegt bei etwa 440 kW.
Einstufiger Turbolader
Zur Aufladung werden ein einstufiger Kompressor und eine einstufige Abgasturbine verwendet. Die Größe und der Ladedruck des Turboladers sind freigestellt. Im Falle eines Schadens am Turbinenrad muss jedoch sichergestellt sein, dass alle größeren Trümmerteile das Auto nicht verlassen können.
Rund 760 PS Systemleistung
Beim Energierückgewinnungssystem (ERS) wird weiterhin Energie von der Hinterachse gewonnen und an diese zurückgegeben, allerdings nennt sich dies nun MGU-K (für „Kinetisch“) und darf doppelt so viel Leistung wie beim Elektromotor der Saison 2013 (120 kW gegen 60 kW) erzeugen. Bei einer Motorleistung von 440 kW ergibt sich somit eine Systemleistung von maximal. 560 kW, also rund 760 PS.
33 Sekunden Boost je Runde
Das Energierückgewinnungssystem darf im Vergleich zu 2013 fünf Mal so viel Energie pro Runde (2 MJ gegen 400 kJ) zurückgewinnen und zehn Mal so viel Energie (4 MJ) abgeben. Das entspricht mehr als 33 Sekunden pro Runde bei voller Leistung. Die restliche Energie wird von der MGU-H (für „Hitze“) zurückgewonnen – einer elektrischen Maschine, die mit dem Turbolader verbunden ist.
Motoren kommen nur von Mercedes, Ferrari und Renault
Cosworth wollte aus Kostengründen keine Antriebseinheit entwickeln und hat sich deshalb aus der Formel 1 zurückgezogen. Damit gibt es 2014 nur drei Motorenhersteller: Mercedes, Ferrari und Renault. Deren neu für die Saison 2014 entwickelten Power Units entsprechen dem neuen Reglement. Honda will erst 2015 mit einem neuen Motor wieder die Formel 1 einsteigen. Mercedes-AMG Petronas setzt in der Saison 2014 auf die neue Power Unit PU106A Hybrid von Mercedes, ebenso wie die Teams McLaren, Force India und Williams. Die Power Unit von Ferrari trägt die schlichte Bezeichnung 059/3 und wird neben der Scuderia Ferrari auch bei Sauber und Marussia zum Einsatz kommen. Die restlichen Teams setzen 2014 auf die Power Unit Energy F1 2014 von Renault: Red Bull, Lotus, Scuderia Toro Rosso und Caterham.
Acht-Gang-Getriebe muss sechs Rennen halten
Die Getriebe besitzen neuerdings acht Vorwärtsgänge – einen mehr als bislang – und ein Getriebe muss jetzt, inklusive der Übersetzungen, für sechs Rennen halten; eines länger als bisher. In der Vergangenheit konnten die Übersetzungsverhältnisse an den jeweiligen Streckenverlauf angepasst werden. Ab sofort ist nur noch ein Satz für die gesamte Saison erlaubt. Während der Saison steht jedem Team allerdings ein „Joker“ zur Verfügung, um die Übersetzung anzupassen.
Bolide muss mindestens 691 kg wiegen
Um das höhere Gewicht des Antriebsaggregts auszugleichen, schreibt das Reglement ein neues Mindestgewicht für das Fahrzeug von 691 kg vor – 2013 waren es noch 642 kg. Das Mindestgewicht der Power Unit innerhalb dieses Fahrzeuggewichts beträgt 145 kg.
Anders als in der Vergangenheit, in der zwei Auspuffendrohre verwendet wurden, schreiben die 2014er Regeln nur noch eine zentrale Auspuffendung vor, durch die alle Abgase geführt werden müssen.
Die Nase ist noch flacher geworden
Um die Sicherheit der Fahrer zu erhöhen, wurde die maximale Höhe der Fahrzeugnase von 550 mm im vergangenen Jahr deutlich auf 185 mm in dieser Saison verringert.
Schmalerer Frontflügel
Die offensichtlichste, sichtbare Veränderung für die Saison 2014 betrifft die Breite des Frontflügels, die von 1800 mm auf 1650 mm verringert wurde. Am Heck des Autos wurde der untere Heckflügelteil entfernt und die Größe der „Box“ des oberen Heckflügels um rund 10 Prozent verringert (von einer maximalen Höhe von 220 mm auf 200 mm). Der DRS-Schlitz ist ebenfalls größer als 2013.
Brake-by-Wire an der Hinterachse
Aufgrund der erhöhten Anforderungen der Energierückgewinnung an der Hinterachse dürfen an den Hinterradbremsen nun „brake-by-wire“-Systeme verwendet werden. Das Bremssystem muss aus zwei separaten Hydraulikkreisläufen für die Vorder- und Hinterräder bestehen und darf nur mit einem Pedal bedient werden. Das System muss so angelegt sein, dass auch bei einem Versagen eines der Kreisläufe das Pedal noch die Bremsen des anderen auslöst. Die seitlichen Aufprallstrukturen entsprechen nun bei allen Teams einem von der FIA festgelegten Standard.
(Quellen: FIA, Mercedes-Benz, Renault, Ferrari)
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