Wachstumsmarkt Elektroautos Neue Wafer-Fab: Foxconn expandiert in Malaysia

Von Henrik Bork

Südostasiatische Länder rund um China ziehen verstärkt Chip- und Elektronikhersteller an. Jüngstes Beispiel: iPhone-Hersteller Foxconn baut eine neue Chipfabrik in Malaysia. Im Fokus: Die boomende E-Mobilität.

Viele Chiphersteller richten ihr Portfolio verstärkt auf den Wachstumsmarkt E-Mobilität aus. Auch Foxconn: Der Elektronikriese will eine Chip-Fab in Malaysia bauen.
Viele Chiphersteller richten ihr Portfolio verstärkt auf den Wachstumsmarkt E-Mobilität aus. Auch Foxconn: Der Elektronikriese will eine Chip-Fab in Malaysia bauen.
(Bild: Clipdealer)

Südostasien, das neue Mekka der globalen Chip-Industrie, ist um ein weiteres Megaprojekt reicher: Der taiwanesische Auftragshersteller Foxconn plant eine neue Chipfabrik in Malaysia, berichtet das Wirtschaftsmagazin Nikkei Asia. Das Projekt ziele insbesondere auf den boomenden Markt für E-Autos, schreibt das Magazin.

Über ein Tochterunternehmen hat Foxconn dem Bericht zufolge eine Absichtserklärung (MOU) mit der örtlichen Firma „Dagang NeXchange Berhard” (Dnex) unterzeichnet, das den gemeinsamen Bau einer 12-Inch-Wafer-Fab vorsieht.

Stark nachgefragte Mainstream-Chips ab 2025

Aufgrund der momentan weltweit schwierigen Versorgungslage mit vielen Komponenten und Fabrikationsanlagen wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis in der neuen Fabrik 28- und 40-Nanometer-Chips produziert werden können. Einige Analysten schätzen bis etwa 2025. Dabei handelt es sich um die am häufigsten eingesetzten Technologien für Mikro-Controller, Sensoren, integrierte Schaltungen für Motorantriebe sowie für Konnektivitäts-Chips etwa für WLAN- und Bluetooth-Anwendungen.

Die beiden Partner strebten in Malaysia zunächst eine Kapazität von 40.000 Chips pro Jahr an, berichtet Nikkei Asia. Der exakte Standort und die genaue Investitionssumme stünden noch nicht fest. In Medienberichten wird über ein Investitionsvolumen von drei bis fünf Milliarden US-Dollar spekuliert.

Auf jeden Fall wäre die geplante Fabrik ein Meilenstein für die Bemühungen der malaiischen Regierung, mehr Halbleiterproduktion und High-Tech-Fertigung ins Land zu holen. Es konkurriert unter anderem mit Vietnam, das sich ebenfalls als attraktiver Standort empfiehlt.

Südostasien wird zum wichtigen Player bei Produktionskapazitäten

Insgesamt kristallisiert sich Südostasien immer stärker als ein früher Gewinner in dem globalen Rennen um neue Produktionskapazitäten für Halbleiter heraus, seit die wirtschaftspolitische Unzuverlässigkeit der von ihrer Null-Covid-Politik und nationalen „Autarkie“ besessenen chinesischen Regierung, die wachsenden Spannungen in der Meerenge von Taiwan, des weiteren globale Handelskriege und zuletzt auch noch der Krieg in der Ukraine weltweit das Streben zu einer Diversifizierung und Neuausrichtung der Chiplieferketten eingeleitet haben.

Globalfoundries, der weltweit drittgrößte Auftragshersteller von Halbleitern, gibt vier Milliarden US-Dollar für die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten in Singapur aus. Auch die United Microelectronic Corporation (UMC), der viertgrößte Auftragshersteller der Welt, setzt auf den politisch stabilen Stadtstaat in Südostasien und baut dort für rund 5 Milliarden US-Dollar eine neue Chipfabrik.

Foxconn folgt Infineon und Intel

Mit der Standortwahl Malaysia folgt Foxconn nun der deutschen Firma Infineon, die gerade zwei Milliarden zusätzliche US-Dollar in neue Produktionskapazitäten in Kulim nördlich von Kuala Lumpur steckt. Auch Infineon hat dabei insbesondere den Markt für Auto-Chips im Blick, der parallel zum Markt für E-Mobilität gerade besonders stark expandiert.

Auch der weltgrößte Chipfertiger Intel hat angekündigt, insgesamt 7,1 Mrd. US-Dollar in den Aufbau neuer Fertigungs- und Testanlagen für Advanced IC Packaging in Malaysia zu stecken.

Halbleiterhersteller konzentrieren sich nicht mehr nur auf China

Die Hon Hai Technology Group, bekannt als Foxconn, investiert zwar weiterhin auch in der Volksrepublik China, um den dortigen Markt bedienen zu können. Doch in letzter Zeit zeichnet sich deutlich eine stärkere geografische Streuung ihrer neuen Standorte ab. Im vergangenen Jahr hat Foxconn eine Wafer-Fabrik von Macronix in Taiwan übernommen, in eine 8-Inch-Produktion von Sharp in Japan und auch neue Projekte in Indien angekündigt.

Es geht den Taiwanesen dabei zum einen um eine Reduzierung ihres politischen Risikos in China, dessen kommunistische Führung in Peking die russische Invasion in der Ukraine nicht verurteilt hat und häufig mit militärischen Drohgebärden an ihren Machtanspruch über Taiwan erinnert.

Zum anderen hat Foxconn erklärt, dass es sich wegen der sinkenden Margen im Geschäft mit der Handy-Fertigung für Apple und andere in Zukunft stärker im Markt für die E-Mobilität positionieren will – und dabei eine vertikale Integration von Halbleiter-Lieferketten sowie denen für E-Autos und ihre Komponenten anstrebt.

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* Henrik Bork ist Analyst bei Asia Waypoint, einem auf den asiatischen Markt fokussierten Beratungsunternehmen in Peking.

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