VDE/DKE Neue Norm für Multimedia-Heimnetzwerke

Redakteur: Jan Vollmuth

Waschmaschinen, die mit dem Fernseher Informationen austauschen – dies macht die neue, bei der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) erschienene Norm IEC 62457:2007 möglich. Sie soll als DIN 62457 voraussichtlich im Herbst in Deutschland verfügbar sein.

Anbieter zum Thema

Haushaltsgeräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen werden zunehmend kommunikativer, „sprechen“ mit dem Computer oder dem TV-Gerät – vorausgesetzt, sie sind über ein Multimedia-Heimnetzwerk verbunden. Ist dieses Netz im Haushalt verlegt, steht der Verbreitung multimedialer Anwendungsdiensten nichts mehr im Wege: So könnte während der Sportschau eine Nachricht auf dem Bildschirm erscheinen: „Waschgang beendet“. Oder die Klimaanlage meldet schlägt via E-Mail das Absenken der Temperatur vor, weil die Sonne scheint.

Was vor einigen Jahren noch wie Science Fiction anmutete, ist längst auf dem Weg in die Realität oder bereits Teil unseres Alltags. Denn die Grenzen zwischen moderner Unterhaltungselektronik und klassischer IT-Hardware schwinden immer mehr. Möglich macht dies die neue Normung DIN 62457„Multimedia-Heimnetzwerke – Heimnetzwerk-Kommunikationsprotokoll über IP für Multimedia-Haushaltsgeräte“.

Unterschiedliche Kommunikationsnetzwerke werden zusammengeführt

Voraussetzung für die neue Multimediawelt im Haushalt sind ein Heimnetzwerk-Standard für Haushaltsgeräte sowie ein weiterer Standard für Audio-, Video- und Informationstechnik-Geräte (A/V/IT). „Zudem ist es notwendig, ein System einzurichten, mit dem die ins Netzwerk integrierten Geräte in die Lage versetzt werden, Daten mit anderen Geräten in unterschiedlichen Netzwerkarten auszutauschen“, erklärt Dr. Stefan Heusinger, Normungsexperte beim VDE.

Bisher sind jeweils eigene Kommunikationsnetzwerke und -protokolle für Haushaltsgeräte und getrennt davon für AV/IKT-Geräte etabliert. Deren Entwicklung wurde aufgrund der unterschiedlichen Produktlebenszyklen und Dateninhalte weitgehend unabhängig voneinander vorangetrieben.

Während die langlebigen, über viele Jahre genutzten Haushaltsgeräte lediglich geringe Datenvolumina aufweisen, die hauptsächlich aus Steuerdaten und Textnachrichten bestehen, werden zwischen den schnelllebigen AV/IKT-Geräten umfangreiche Multimediadaten ausgetauscht, die entsprechend große Übertragungsbandbreiten erfordern. Die neue Norm verbindet nun erstmals die zwei unterschiedlichen Arten von Kommunikationsnetzwerken.

Grundlage der neuen Norm ist TCP/IP

Grundlage bildet das Übertragungsprotokoll TCP/IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol; Protokollsammlung für die Kommunikation im Internet), das weltweit für AV/IKT-Geräte eingeführt und ausgereift ist. Mit der Implementierung einer TCP/IP-Schicht in Netzwerkknoten, die Haushaltsgeräte enthalten, oder in die Haushaltsgeräte selbst lässt sich der direkte Austausch von Daten zwischen einzelnen Haushaltsgeräten oder zu AV/IKT-Geräten über die Schichten oberhalb von TCP/IP realisieren.

Neben der drahtgebundenen Vernetzung ist auch eine Vernetzung über Funk vorgesehen, die auf IEEE 802.15.1 „Kurzstreckenfunk-Standard unter Verwendung des 2,4 GHz Bandes“ aufbaut und um zusätzliche Anforderungen erweitert ist.

Die Vorteile des neuen Kommunikationsprotokolls

  • Alle bestehenden Heimnetzwerk-Standards können eingebunden werden
  • Haushaltsgeräte können mit AV/IKT-Geräten kommunizieren, ohne dass ein Gateway erforderlich ist
  • Haushaltsgeräte können Text und audiovisuelle Daten verarbeiten
  • AV/IKT-Geräte können die Daten der Haushaltsgeräte verarbeiten
  • Haushaltsgeräte können frei die für die jeweilige Kommunikation erforderlichen passenden Schichten unterhalb von TCP/IP auswählen

Die Norm wurde im IEC/TC 100 „Audio, video and multimedia systems and equipment“ ausgearbeitet. Zuständig in Deutschland ist das nationale Arbeitsgremium K 742 „Audio-, Video- und Multimedia-Systeme und -Geräte“ der DKE. Die Norm kann unter dem unten stehenden Link bezogen werden.

(ID:250234)